Zeitschrift

Steeldoc 01/09
Skyline - Hochhäuser in Stahl
Steeldoc 01/09
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz

Raffinierte Schichtung

Net Center, Padua

Als Bauwerk von «europäischem Format» gestaltete der Schweizer Architekt Aurelio Galfetti das North East Tower (Net) Center in Padua. Herzstück des multifunktionalen Gebäudekomplexes ist ein expressives Hochhaus, das mit seiner dynamischen Form und der signalroten Farbe ein weithin sichtbares Zeichen setzt.

Das Net Center liegt an der Via San Marco, einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, die das Messezentrum mit der Innenstadt verbindet. Eine gegenüber dem Strassenniveau um eineinhalb Meter erhöhte Plattform mit einer Fläche von 15 000 m² wird zur Bühne für das städtebauliche Konzept von Aurelio Galfetti: Ein weiter urbaner Platz, der die gebauten Strukturen gut sichtbar in Szene setzt und Raum für Begegnung sowie Austausch bietet. Der dunkle Schieferbelag der Plattform reicht bis in die Erdgeschosse aller Gebäude hinein und verbindet so Innen- und Aussenraum.

Der «Torre rossa» genannte Turm dominiert das Ensemble in der Vertikalen und wird flankiert von zwei langestreckten Baukörpern, dem «Palazzo Tendenza» und dem «Palazzo Economia». Ein gläsener Pavillon, in dem Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden, schliesst den Platz, der ausschliesslich Fussgängern vorbehalten ist, im Norden ab.

Signalwirkung

Mit seinen verwundenen Fassaden schraubt sich der «Rote Turm» über 20 Stockwerke auf eine Höhe von 80 Meter. Die untere Hälfte des Turmes beherbergt ein Hotel mit über 140 Zimmern, der obere Teil ist Büroräumen für Finanz- und Beratungsunternehmen vorbehalten. Die dynamische Form des Gebäudes resultiert aus der schrittweisen Abwandlung der Trapezform des Grundrisses in jedem Stockwerk, welche durch die Anordnung horizontaler, rot beschichteter Sonnenschutzelemente noch präzisiert wird. Obwohl der vollständig verglaste Turm die übrigen, in silber und schwarz gehaltenen Gebäude weit überragt, ist die gestalterische Einheit des Ensembles durch die horizontale Gliederung der Fassaden gegeben.

Geneigte Stützen

Die Tragstruktur des Towers besteht aus einem Stahlbetonkern und einem äusseren Ring aus geschweissten Doppel-T-Trägern, der von insgesamt acht runden Stahlstützen getragen wird. Die Deckenelemente aus Leichtbeton liegen auf diesem Stahlring auf. Damit die vertikalen Lasten gleichmässig abgetragen werden können, folgen die vier Randstützen in den diagonalen Achsen der veränderlichen Form der Gebäudehülle und sind um etwa 6 Grad gegenläufig geneigt. In den Mittelachsen dagegen stehen die Stützen senkrecht. Die Aussteifung erfolgt über Fachwerkverstrebungen im obersten Geschoss des Towers. Die diagonal gegenläufigen Stützenachsen in den Gebäudeecken sowie der als steifer Rahmen wirkende Stahlring in jedem Geschoss tragen ebenfalls zur Stabilisierung bei. Geschützt wurde die Stahlstruktur durch eine Brandschutzbeschichtung, die je nach Materialstärke variiert. Tiefgründungen mit Scheidewänden und zwei Meter dicken Verbindungsplatten aus Stahlbeton gewährleisten die gleichmässige Verteilung der Lasten, die aus dem zentralen Kern und den acht Rundstützen in die Fundamente eingeleitet werden.

Gefächerte Fassadenstruktur

Der Turm ist vollständig verglast. Die weit auskragenden, horizontalen Sonnenschutzelemente unterteilen die Gebäudehülle in drei gleich hohe Fensterbänder pro Stockwerk. Die Sonnenschutzelemente liegen auf Fassadenstützen im Abstand von 1,30 Meter auf und gehören gleichzeitig zur tragenden Fassadenstruktur. Während die Fassadenelemente an den Schmalseiten der Fassade übereinander angeordnet sind, ergibt sich an den Längsseiten eine durch die Verdrehung und Neigung der Gebäudehülle bedingte Abstufung der Fassadenelemente. Diese Abstufung konnte durch die Tiefe der Sonnenschutzelemente so ausgeglichen werden, dass in der Gebäudeform eine fliessende Bewegung bleibt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Steeldoc

Ansprechpartner:in für diese Seite: Evelyn C. Frischinfo[at]szs.ch

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