Zeitschrift

Steeldoc 01/09
Skyline - Hochhäuser in Stahl
Steeldoc 01/09
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz

Blickfang mit Knick

FiftyTwoDegrees, Nijmegen

Der Knick ist gewollt – einmal in Anspielung auf die ungewöhnlichen Ideen, die hier umgesetzt werden, zum anderen in Anspielung auf den 52sten Breitengrad, an welchem Nijmegen liegt. Das Forum für den weltweiten Austausch und die Zusammenarbeit von Technologie und Wissenschaft setzt auf den anderen Blickwinkel.

Das mit 86 Meter zurzeit höchste Gebäude von Nijmegen wurde in direkter Nachbarschaft der hermetisch abgeriegelten Produktionsanlagen für Halbleiter errichtet. Der Büroturm mit der gepixelten Fassade und dem charakteristischen «Knick» markiert den ersten Bauabschnitt des Business Innovation Centers. Mit dem ehrgeizigen Projekt setzt das Unternehmen einen starken Impuls für die lokale Wirtschaft und wertet gleichzeitig die Region um die benachbarten Städte Nijmegen und Arnheim auf.

Aus dem Lot

Eine zum Büroturm hin ansteigende, begrünte Dachfläche verbindet FiftyTwoDegrees optisch mit dem benachbarten Goffertpark. Die dreigeschossige Stahlkonstruktion am Fusse des Hochhauses bietet auf ihren beiden unteren Ebenen Parkplätze für knapp 600 Autos und beherbergt die Versandräume. Die obere Ebene, eine eingeschnittene «Plaza» mit Restaurant und Laden, ist als Erschliessungs- und Verbindungsebene aller Gebäudeteile konzipiert. Über diesen Sockelbau erhebt sich, abgesetzt durch ein Fensterband hinter sichtbaren Aussenstützen, das Hochhaus mit einer Neigung von zehn Grad. Im 8. Obergeschoss geht die Konstruktion mit einem «Knick» in die Senkrechte über.

Der hohe Termindruck und die Notwendigkeit, aufgrund der Gebäudegeometrie Gewicht zu sparen, führten zu der gewählten Mischkonstruktion aus Beton und Stahl. Zwei von unten nach oben senkrecht durchlaufende Betonkerne, die vier Aufzüge, zwei Treppenhäuser und Installationsschächte aufnehmen, wurden mittels einer Gleitschalung erstellt.

Schlanke Konstruktion

Die Stützenabstände der knapp 1300 Quadratmeter grossen Geschossflächen betragen in Querrichtung 3 x 7,20 Meter und in Längsrichtung 1 x 7,20 Meter, 4 x 10,80 Meter und 1 x 7,20 Meter. Weil der «Knick» im 8. Obergeschoss zu grossen horizontalen Kräften auf die Betonkerne führt, wurde der Stützabstand so bestimmt, dass die Lasten symmetrisch abgetragen werden können: zusätzliche schräggestellte Stahlstützen verlaufen von der Decke des 8. Geschosses zum Fusspunkt der innenliegenden Stützenreihe und somit spiegelbildlich zu den gegenüberliegenden Fassadenstützen. Durch die grossen Stützenabstände und die Lage der Betonkerne können die 17 Stockwerke maximal ausgenutzt sowie Büroräume und Laboratorien flexibel aufgeteilt werden. Während die Lage der Grundrisse in den oberen zehn Etagen identisch ist, sind die darunter liegenden Ebenen jeweils versetzt zu den Betonkernen angeordnet.

Die flache Deckenkonstruktion besteht aus Doppel-T-Profilen und THQ-Trägern (Hut-Profilen). Der Anschluss der Träger an die Betonkerne erfolgte über Stahlschuhe, die flächenbündig in die Wand einbetoniert sind. Die auf dem verbreiterten Untergurt der Stahlprofile aufgelagerten Spannbeton-Fertigdeckenelemente wurden vor Ort lediglich mit einem Estrich versehen.

Megapixel

Um den Baufortschritt weiter zu beschleunigen, kam ein vorgefertigtes Fassadensystem zum Einsatz. Die geschosshohen, vorgehängten Elemente sind an der Deckenkonstruktion befestigt. Das abstrakte graphische Fassadenbild setzt sich aus 1,80 x 0,80 Meter grossen «Pixeln» zusammen. Feststehende Isolierglasscheiben, mattschwarz eloxierte Aluminium-Sandwichpaneele und Kippflügel, deren Aussenseite mit matt schwarz beschichtetem Streckmetall verkleidet ist, damit die Öffnungen in der Fassade nicht sichtbar sind, bilden auf den ersten Blick ein willkürliches Muster. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man die durchlaufenden Bänder der geschlossenen Paneele entlang der Geschossdecken. Die Aussen wände der Büroräume und Laboratorien bestehen zu gleichen Teilen aus verglasten und geschlossenen Elementen.

Noch endet der grüne Hügel des Wissenschaftszentrums an einer vielbefahrenen Strasse. Der Brückenschlag soll mit dem zweiten Bauabschnitt erfolgen. Ein Kongresszentrum, ein Hotel- und Apartmentgebäude sowie Sportanlagen stehen zur Realisierung an und schaffen beste Voraussetzungen für ein lebendiges Miteinander von Arbeiten und Wohnen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Steeldoc

Ansprechpartner:in für diese Seite: Evelyn C. Frischinfo[at]szs.ch

Tools: