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anthos 2009/4
Holz
anthos 2009/4
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Ressourcenpolitik Holz

Vom Wald zum Wohnen zur Wärme

Den Rohstoff unserer Wälder nachhaltig und effizient zu nutzen, ist das Ziel der Ressourcenpolitik Holz. Das Holzproduktionspotenzial des Schweizer Waldes soll ausgeschöpft und das geerntete Holz möglichst in Kaskaden verwertet werden.

26. November 2009 - Michael Gautschi, Ulrike Krafft
Erneuerbar, klimaneutral, vielfältig: Holz ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen unseres Landes. Mit dem Rohstoff Holz bauen wir Häuser, richten sie ein und heizen sie, und wir gestalten Freiräume. Aus Holz entstehen Papier und Karton, Treibstoffe und chemische Ausgangsstoffe. Die Vielfalt an Verwendungsmöglichkeiten einerseits, die zunehmende Verknappung und Verteuerung der übrigen Ressourcen andererseits lassen erahnen, dass die Holznachfrage – und somit auch der Druck auf die Wälder – erheblich zunimmt. Eine nachhaltige Holznutzung trägt jedoch dazu bei, dass die Wälder regelmässig verjüngt werden und damit auch stabil bleiben.

«Ressourcenpolitik Holz» als strategische Leitplanke

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesamt für Umwelt BAFU zusammen mit dem Bundesamt für Energie BFE und dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO in Abstimmung mit wichtigen Partnern rund um die Wald- und Holzwirtschaft eine «Ressourcenpolitik Holz» entwickelt (BAFU, 2008). Sie soll allen Beteiligten als strategische Leitplanke dienen, um die Ressource Holz optimal zu nutzen (siehe Abb. 2 und Kasten). Zwei Fragen stehen dabei im Zentrum: Wie viel Holz stellt der Schweizer Wald jährlich nachhaltig zur Verfügung? Und wie sieht eine optimale Verwertung aus?

Unausgeschöpfte Potenziale

Gesamtschweizerisch betrachtet wird das Holz aus unseren Wäldern noch nicht in dem Umfang genutzt, wie dies nachhaltig möglich wäre: Es wächst mehr verwertbares Holz nach, als geerntet wird (BAFU, 2007). Wichtige Gründe hierfür sind die schwache Nachfrage der Vergangenheit, das Angebotsverhalten der Waldbesitzer, kleinstrukturierte Eigentumsverhältnisse und auch geländebedingt hohe Erntekosten in verschiedenen Regionen.

Indessen hat die globale Verknappung von Erdöl dazu beigetragen, dass die Nachfrage nach Holz seit 2006 erheblich gestiegen ist. Zudem setzen die Energie- und die Klimapolitik zur Vermeidung von CO2-Emissionen auf erneuerbare Rohstoffe. Damit hat sich der Druck auf den Wald erhöht.

Obwohl die Bevölkerung gepflegte, lichte und «aufgeräumte» Waldbilder schätzt, weckt die vermehrte Holznutzung bei manchen Menschen Ängste vor Waldzerstörung. Durch die Abstimmung der Ressourcenpolitik Holz mit den verschiedenen Interessengruppen – Wald- und Holzwirtschaft, Kantone, Umweltverbände, Wissenschaft – finden die unterschiedlichen Anliegen Berücksichtigung. Aus heutiger Sicht wird angestrebt, so viel Holz zu nutzen wie nachwächst. Ob es Sinn macht, in Zukunft auch die hohen Holzvorräte zu senken, ist Gegenstand von vertieften Untersuchungen.

Kaskadennutzung

Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Verwertungsformen – stofflich oder energetisch – des nur begrenzt zur Verfügung stehenden Rohstoffs hat sich verstärkt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eine direkte energetische Nutzung nicht optimal, sofern eine stoffliche Nutzung möglich ist. Ein Ziel der Ressourcenpolitik ist es denn auch, Holz in einer Kaskade zu verwerten: Holz und Holzprodukte sind so lange wie möglich im Wirtschaftssystem zu nutzen. Dabei werden Nutzungskaskaden durchlaufen, die von einem hohen Wertschöpfungsniveau schrittweise in tiefere münden. Was sich als Werk- oder Baustoff eignet, soll nicht direkt im Ofen landen – am Schluss aber möglichst immer: Zuerst kommt das Wohnen und erst zuletzt die Wärme.

Dies macht auch aus Klimaperspektive Sinn, wie eine BAFU-Studie zeigt (Taverna et al., 2007). Bis ins Jahr 2025 könnten in der Schweiz die momentanen CO2-Emissionen um rund 12 Prozent gesenkt werden, wenn es zu einem verstärkten Holzeinsatz nach dem Kaskaden-Nutzungsprinzip käme.

«Aktionsplan Holz» mit wichtigen Projekten

Zur Umsetzung der Ressourcenpolitik dient ein Aktionsplan Holz (siehe Kasten). Im Vordergrund steht dabei der ökologisch und ökonomisch sinnvolle Einsatz dieses Rohstoffs. Bedenkt man, dass rund 45 Prozent des Endenergieeinsatzes in der Schweiz für das Heizen und Kühlen sowie für die Erstellung von Gebäuden und die Warmwasseraufbereitung aufgewendet werden (BFE, 2007), wird deutlich, welches Einsparpotenzial nachhaltige und ressourcenschonende Bauweisen aufweisen.

Holz kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Im «Aktionsplan Holz» gibt es deshalb einen eigenen Massnahmenschwerpunkt, der die Weiterentwicklung von energieeffizienten, vor allem grossvolumigen Holzbausystemen fördert. So werden in Zusammenarbeit mit der Holzbranche (Lignum und Branchenverbände) wichtige Holzbauprojekte vorangetrieben: optimierter Schallschutz im mehrgeschossigen Holzbau, an die verschärften Brandschutz-Vorschriften angepasste Planungsgrundlagen, Qualitätssicherung für Oberflächenbehandlungen oder auch zusätzliche Umsetzungshilfen für Bauplaner, um nur einige Beispiele zu nennen.

Begleitend dazu soll der Markt für mehrgeschossige Holzbauten gezielt erschlossen werden, indem Entscheidungsgrundlagen für institutionelle Investoren sowie Argumentationshilfen für Bauplaner und Architekten bereitgestellt werden. Das Ziel ist beispielsweise, den Anteil der neu in Holzbauweise erstellten Mehrfamilienhäuser um rund 50 Prozent zu steigern.

Das BAFU hat für die «Ressourcenpolitik Holz» und den «Aktionsplan Holz» die strategische und koordinierende Führung übernommen. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Kräfte – insbesondere mit den Vertretern der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft. Deshalb hat das BAFU alle relevanten Partner von Beginn an mit einbezogen.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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