Zeitschrift

steeldoc 01/10
Hallen und Hüllen
steeldoc 01/10
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz

Monolith mit Durchblick

Ausstellungszentrum Gétaz Romang, Etoy

Mitten im Industriegebiet von Etoy hat die auf den Vertrieb von Baumaterialien spezialisierte Gruppe Gétaz Romang ihr neues Ausstellungszentrum eröffnet. Der an den Frontseiten dynamisch abgeschrägte Baukörper in leuchtendem Orange umschliesst einen Innenhof mit erstaunlich viel Ambiente und Helligkeit.

26. April 2010 - André Carlen
Als Standort für sein Ausstellungszentrum hat das Unternehmen Gétaz die strategische Position zwischen der Autobahn A1 und der Bahnlinie Genf–Lausanne gewählt: hier ist es schon von weitem sichtbar. Wie eine riesige Vitrine lädt es zur Präsentation von Materialien in einem realen und ansprechenden Kontext ein. Der von Norden nach Süden ausgerichtete Monolith ist teils auf einem Fundament, teils auf Pfeilern gelagert und scheint über dem sich sanft zum See hin neigenden Terrain zu schweben. Das äussere Volumen des Gebäudes wird definiert durch zwei komplett geschlossene, orangefarbene Fassaden an den Seiten und zwei stark geneigte, vollverglaste Frontseiten.

Innen ist aussen

Das Gebäude wird von der Südseite her über das Untergeschoss erschlossen. Vom teilweise ins Erdreich abgesenkten Parkhaus unterhalb des Gebäudes gelangt der Besucher über einen Verbindungstunnel in die darüberliegende Ausstellung. Diese besteht aus einem einzigen introvertierten Raum, der um ein grosszügiges Atrium in der Mitte angeordnet ist. Gegenüber dem Eingang steht ein geometrisch und farblich an die Halle angepasster Tresen im Empfangsbereich, an den eine Cafeteria und die Verkaufsbüros angrenzen. An den beiden verglasten Enden der Halle wurde je eine Zwischenebene eingezogen. Auf der Südseite beherbergt diese eine grosse funktionelle Küche für Kochshows sowie einige Büros, auf der Nordseite ist sie für Veranstaltungen reserviert. Die Hauptbereiche der Ausstellung sind mit 30 mobilen Modulen bestückt. Diese Module, die nach dem Prinzip «Haus im Haus» konzipiert sind, wurden aus einer auf Rollen gelagerten Aluminiumstruktur gefertigt. Dank dieses modularen Charakters lassen sie sich einfach an alle Erfordernisse für Küchen- und Badausstattungen anpassen. Das von allen Seiten zugängliche Atrium ist von einer Glasfassade eingerahmt, die teilweise mit Sonnenschutzlamellen versehen ist. Dieser grüne Innen-/Aussenraum wird für die Präsentation von Baumaterialien zur Gestaltung von Anlagen im Freien genutzt.

Stahlrohrstruktur

Der Oberbau der Halle ruht auf dem Betonfundament des Erdgeschosses. Das in weiss gehaltene Stahltragwerk wurde bewusst sichtbar belassen. Es besteht aus 30 aneinandergereihten Portalrahmen aus Stahlrohren, die rechtwinklig zum zentralen Innenhof angeordnet sind. Als Zwischenebenen wurden Verbunddecken aus Trapezblech und Beton eingezogen, die auf Stahlfachwerkbindern aufgelagert sind. Um einen effizienten Brandschutz zu gewährleisten, wurde dieser Teil des Tragwerks mit einer feuerhemmenden Beschichtung versehen.

Die Rahmen spannen über 15,90 oder 19,20 Meter. Sie sind in einem Abstand von 5,30 Metern angeordnet und wurden aus drei vorgefertigten Elementen, die vor Ort mit Schraubflanschen verbunden wurden, erstellt. An jeder Ecke des Gebäudes sind vier Träger um einen diagonal aufliegenden Portalrahmen angeordnet.

Die Stützenfüsse sind biegesteif mit dem Fundament verbunden. Diagonalen über Kreuz steifen das Tragwerk im Dachbereich entlang der geschlossenen Fassden aus. Die Aussteifung in Längsrichtung erfolgt über zwei paarweise angeordnete Diagonalenkreuze.

Das Dach ist aus perforierten Trapezblechen zusammengesetzt, die auf den Portalrahmen aufliegen. In die Sicken der Bleche eingelegte Isolationsstreifen sorgen für die Verbesserung der akustischen Eigenschaften. Der weitere Dachaufbau besteht aus einer Dampfsperre, zwei Schichten Mineralwolle und einer Dichtbahn aus verschweisstem PVC. Die Hülle der Ost- und Westfassade wurde aus Stahlblechprofilen, einer thermischen Isolierung, der Dampfsperre und einer Konterlattung für die Luftzirkulation aufgebaut. Gegen aussen ist das Gebäude mit modularen Clip-On-Platten aus orangefarbenen Eternit verkleidet.

Energie und Komfort

Die neue Halle erhielt das Minergie-Label, da bereits beim Bau auf grösstmögliche Schonung der Umwelt geachtet wurde. So wurde der Aushub auf das Minimum begrenzt und der Abraum in die Aussenanlage integriert. Um die thermische Isolierung des Fundaments des Obergeschosses zu verbessern, wurde die Steinschüttung durch Schaumglaspellets ersetzt, die gleichzeitig eine Dränageschicht bilden. Da das Atrium wie eine Lunge des Gebäudes fungiert, liess sich eine natürliche thermische Regulierung für den Sommerbetrieb realisieren. So lässt sich die im Innenhof während der Nacht entstehende Kaltluft zur Kühlung der Halle per Konvektion verwenden. Das über den Eingangstüren angebrachte Zerstäubungs system senkt zudem an heissen Tagen die Temperatur in der Ausstellungshalle.

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Für den Beitrag verantwortlich: Steeldoc

Ansprechpartner:in für diese Seite: Evelyn C. Frischinfo[at]szs.ch

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