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anthos 2011/2
48. IFLA-Weltkongress «Scales of Nature»
anthos 2011/2
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Standortmosaik Zürich oder die Ökologie der Erreichbarkeit

4. Juli 2011 - Markus Schaefer
Jane Jacobs hat einmal geschrieben, dass Städte so natürlich seien wie Austernbänke oder Präriehund-Kolonien.[1] Städte sind damit die evolutionär jüngste Manifestation einer Umweltveränderung durch Organismen – diesmal durch uns. Und unser grösstes Bedürfnis ist Austausch.

In Städten finden wir Arbeit, treffen Menschen, setzen uns mit Kultur auseinander, stossen auf Ideen oder versorgen uns mit den für das tägliche Leben notwendigen Dingen. Städte sind Katalysatoren für menschliche Interaktionen, die wir je nach Blickwinkel Wirtschaft, Kultur oder öffentliches Leben nennen. Städte basieren auf einer Ökologie der Erreichbarkeit.

Eine hohe Erreichbarkeit erfahren wir als Lebensqualität. In dieser Arbeit leihen wir uns einen Begriff aus der Pflanzensoziologie und bezeichnen mit «Standortmosaik» jene durch Standortfaktoren differenzierte Vielfalt von Orten, die in der räumlichen Diversität, der Durchmischung sozialer Milieus und der Synergie zwischen verschiedenen Wertschöpfungsketten resultieren, die Ökonomen auch als Standortqualität bezeichnen.

Erreichbarkeit beruht dabei auf der räumlichen Nähe, der funktionalen Durchmischung und der infrastrukturellen Erschliessung, die Städte bieten. In modernen Städten wird Infrastruktur immer wichtiger und löst den Unterschied von Stadt und Land in der Stadtlandschaft der Metropolitanregion auf. Geprägt durch funktionale Bezüge und die koopetitive Arbeitsteiligkeit der Einzelstandorte nehmen Regionen am globalen Wettbewerb der Standorte teil.

Das «Bild der Region» wurde für die Metropolitankonferenz Zürich entwickelt und dient als Kommunikationsmittel und gemeinsame strategische Basis. Wir leiten es her aus Struktur, Gestalt und Form: Die Struktur der Region ist definiert durch das Terrain, durch Zonenplanung und vor allem durch Infrastruktur. Sie ist Sache der Raum- und Infrastrukturplanung der Kantone. Die Gestalt basiert auf den Identitäten der verschiedenen Dörfer und Quartiere sowie auf deren Potenzial für Veränderung, das wiederum definiert ist durch Bauzonenreserven, Transportkapazität und die Belastbarkeit der lokalen Identität. Die Form schlussendlich dient der Einprägsamkeit, der Wiedererkennung und Orientierung und liegt im Aufgabenbereich des Städtebaus, der Architektur und der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

Die Metropolitanregion ist also ein Archipel formaler Inseln in einem Meer der Gestalten, organisiert durch die Tiefenströmungen der Struktur.


Anmerkung:
[01] Jacobs, Jane: The Death and Life of Great American Cities. New York. 1993 [1961], S. 443

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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