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dérive 44
Urban Nightscapes
dérive 44
zur Zeitschrift: dérive
Herausgeber:in: Christoph Laimer

Die kreative Stadt

20. Juli 2011 - Klaus Ronneberger
Die Krise des fordistischen Akkumulationsregimes in den 1970er Jahren, von der alle westlichen Industrienationen mehr oder minder stark erfasst wurden, traf die Wissenschaft und Öffentlichkeit weitgehend unvorbereitet. Dass die Geschichte des Kapitalismus auch eine der ökonomischen Depressionen und Katastrophen ist, war angesichts der lang anhaltenden Nachkriegs-Prosperität weitgehend in Vergessenheit geraten. Entsprechend herrschte in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften eine Modernisierungsideologie vor, der die Vorstellung einer kontinuierlichen und gleichförmigen Entwicklung zugrunde lag. Räume galten dabei als bloße »Behälter«, in denen sich der technisch-ökonomische Fortschritt synchron und bruchlos entfaltete.

Konfrontiert mit einer zunehmenden Polarität zwischen wachstumsstarken Regionen und erodierenden Industrierevieren, setzte in Wissenschaft und Politik eine Umorientierung ein. Das Kontinuitätsparadigma verschwand von der Agenda, die neue Formel lautete Revitalisierung der städtischen Ökonomie durch Förderung der High-Tech-Industrie. Nachdem sich viele Annahmen über das Zustandekommen von technologischen Innovationsprozessen als fragwürdig erwiesen haben, richten sich seit den 1990er Jahren die Projektionen der Standortstrategien auf eine wissensbasierte Ökonomie. In diesem neuen »master economic narrative« (Jessob 2004a, S. 154) spielt die Stadt eine wichtige Rolle: Von der Mobilisierung kultureller Ressourcen erhofft man sich nicht nur eine städtische Regeneration, die urbane Kultur wird vielmehr als dynamische Kraft eines neuen, kreativen Kapitalismus angesehen.
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Für den Beitrag verantwortlich: dérive

Ansprechpartner:in für diese Seite: Christoph Laimermail[at]derive.at

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