Zeitschrift

anthos 2012/4
Eine Reise zur Landschaft
anthos 2012/4
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Geleitwort BSLA

26. November 2012 - Pascal Gysin
Basel hat Glück. Wenn in siebeneinhalb Jahren die Tore der Internationalen Bauausstellung 2020 aufgehen, werden es viele mitbekommen, aber nicht als Paukenschlag, sondern als Etappe eines langen Weges hin zu mehr Qualität im Städtebau, hin zu mehr grenzüberschreitender Betrachtungsweise, hin zu mehr Sorgfalt im Umgang mit dem Landschaftsraum der Regio Basilensis. Denn die IBA hat längst begonnen, und das ist gut so. Ein Zuckerstock ist zwar auch schön, aber eine lange brennende Flamme kann besser den Weg leuchten. Sie entspricht mehr dem, was Stadt ausmacht, dem Dauernden. Weniger dem dauernden Bestehen, mehr dem dauernden Wandel. Dass die IBA diesen Prozess während zehn Jahren begleitet, sichtbar macht und diskutiert, ist eine Chance, einer breiten Bevölkerung gebaute und ungebaute, spontane und geplante Urbanität näher zu bringen.

Landschaft kann helfen. Sie hat etwas Föderatives. Jeder findet sich darin wieder. Sie kennt keine Grenzen ausser ihre eigenen. Ein Landschaftskongress ermöglicht es der IBA, den Raum, auf den sie sich bezieht, zu erfahren, ihn in Beziehungen zu setzen, den ästhetischen Blick schweifen zu lassen, Perspektiven einzunehmen und zu erörtern. Der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen BSLA nutzt die IBA, um einmal mehr darauf hinzuweisen, dass sich das «B» in IBA auch auf die Landschaft bezieht. Sie ist nicht das weisse Blatt, auf dem urbane Entwicklung entworfen wird, sie ist nicht der Sandkasten, in dem Architekten und Stadtplaner ihre Förmchen stürzen, sie ist nicht das Spielfeld, auf welchem Tourismus-Manager und Freizeitaktivitäten-Anbieter sich austoben können und sie ist nicht das Schutzreservat alles Bedrohten.

Landschaft ist, wenn wir draussen die Augen aufmachen und das Gesamtbild dessen sehen, was all dies menschliche Tun in einer geographisch-naturräumlichen Situation erzeugt. Und hierzu hat der Mensch eine Beziehung. Er ordnet der Landschaft Qualitäten zu oder spricht sie ihr ab, findet sie schön oder weniger schön. Landschaftsarchitekten sind nicht so vermessen – auch wenn mancher Architekt und mancher Raumplaner immer wieder schweissgebadet mit diesem Albtraum aufwacht –, 100 Prozent des Territoriums ihre kreativen Entwürfe überstülpen zu wollen. Aber es liegt ihnen daran, dass, wer sich mit der Entwicklung der gebauten Umwelt beschäftigt, in ihren Kategorien und Zusammenhängen denkt: Landschaft denkt.

Die IBA ist dafür eine hervorragende Versuchsanordnung. Der BSLA hat Glück.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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