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Kapital(e) London
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Vom Thatcherism über New Labour zum Localism

Kontinuitäten und Brüche der Stadtplanungspolitik in London

17. Dezember 2012 - Cordelia Polinna
Mit der Abschaffung des Greater London Council, der Londoner Stadtregierung, im Jahr 1986 machte die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher den Weg frei für eine in Europa bis dahin nicht gekannte Serie stadtpolitischer Experimente. Wohl in keiner anderen westlichen Metropole hat sich die Stadtpolitik und mit ihr die Stadtplanung seitdem mehrfach so radikal neu erfunden und an neue ökonomische, politische und kulturelle Gegebenheiten angepasst wie in London.[1] Die Regionalregierung abzuschaffen war ein europaweit einzigartiger Vorgang, der den Weg für die Umsetzung eines neoliberalen Städtebauparadigmas ebnete, aber auch dazu führte, dass neue und durchaus innovative Instrumente zur städtebaulichen Steuerung entwickelt wurden. Der Blick nach London lohnt auch heute, wenn erneut zu beobachten ist, wie Stadtentwicklung mit höchst eingeschränkten Ressourcen der öffentlichen Hand funktionieren kann.

„There is no such thing as society“: London unter Thatcher

1987, im achten Jahr ihrer Regierungszeit, brachte Margaret Thatcher in einem Interview mit einem Frauenmagazin ihr Gesellschaftsbild in einem inzwischen berüchtigten Ausspruch auf den Punkt, der so etwas wie ein Konzentrat ihres Regierungsprogramm darstellte: „there is no such thing as society“.[2] Auch im Bereich der Stadtentwicklung sollte dieser Glaubenssatz eine einschlägige Wirkung entfalten: Wenn es keine (Stadt-)Gesellschaft gibt, muss die Politik sich auch nicht um sie kümmern, ist jeder Einzelne für sich verantwortlich. Dann sind Entsolidarisierung, auf das persönliche Wohl oder größtmögliche Renditeerwartungen ausgerichtete Entscheidungen die Konsequenz. Folgerichtig ist Planung verzichtbar, ja geradezu ein Hindernis für die freien Kräfte des Marktes, die beim „real time Monopoly“ in London ein geeignetes Spielfeld gefunden haben.

Eine ganz konkrete Umsetzung erfuhr diese Absage an die Gesellschaft mit der Abschaffung des Greater London Council (GLC) zum 1. April 1986. Ihr Vorsitzender – einen Bürgermeister hatte London damals nicht – Ken Livingstone hatte seine Position zur Kritik an der konservativen Regierung genutzt und so deren Zorn auf sich gezogen. Vom Sitz des GLC in der County Hall gegenüber den Houses of Parliament auf der Südseite der Themse erklärte er London parallel zu den Aufrüstungsplänen der Regierung zur atomwaffenfreien Zone. Als Antwort auf die Wirtschaftspolitik ließ er die täglich steigenden Arbeitslosenzahlen großformatig an der Fassade der County Hall plakatieren. Die Reaktion auf diese Provokationen ließ nicht lange auf sich warten: Die Abschaffung des Greater London Council hatte zur Folge, dass die britische Hauptstadt sich ohne Regierung wiederfand, ohne Institution, die die Belange der 33 Bezirke wirkungsvoll hätte koordinieren können.

Beim dargestellten Text handelt es sich um eine Kurzfassung.
Vollständigen Artikel ansehen. (http://www.archplus.net/home/archiv/artikel/46,3932,1,0.html)

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