Zeitschrift

anthos 2013/4
Lebendiges Wasser
anthos 2013/4
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Am Strand von Rheinfelden

Anfang 2013 wurde der Stadtpark Ost in Rheinfelden eröffnet. Seither freuen sich nicht nur Badenixen und Sandburgarchitekten, sondern auch Storch, Eidechse und Wildbiene über die Vorzüge dieser Anlage.

25. November 2013 - Florian Glowatz-Frei
2009, zu Beginn der Projektierung, wurden wir mit einer Fülle von Bedürfnissen und Wünschen an die Parkanlage konfrontiert. Einerseits gab es Richt­pläne, städtebauliche Planungen und ein Parkpflegewerk der Hager Partner AG, auf der anderen Seite mehr oder weniger lautstarke, sich oft widersprechende Rufe nach (Abenteuer-)Spielplätzen, Storchhabitaten, viel Ruhe für den Kurbetrieb und einiges mehr. Eine Synthese aus einer angemessenen, die Geschichte und Stimmung des Ortes berücksichtigenden Gestaltung und den ausgesprochen vielfältigen Nutzungsansprüchen war gefragt. Ein breit ab­gestütztes Mitwirkungsverfahren, in dem frühzeitig alle wichtigen öffentlichen und privaten Betroffenen einbezogen wurden, war der Schlüssel zum Erfolg. Unter der professionellen Leitung einer erfahrenen Moderatorin wurden die einzelnen Themen in Workshops ergebnisoffen diskutiert und so die erforderlichen Kompromisse erzielt. Um die gestalterische Qualität zu gewährleisten, wurde als Grundlage ein starker Rahmenplan skizziert, in dem unverhandelbare Elemente definiert waren. Am Ende des halbjährigen Verfahrens lagen Pläne zur Umsetzung auf dem Tisch, die für die allermeisten Beteiligten sehr zufriedenstellend waren. Die positive Folge war, dass das Projekt sämtliche politischen und administrativen Hürden ohne Verzögerungen genommen hat.

Wasser

Wasser ist ein ausserordentlich identitätsstiftendes Element für den Stadtpark. Einerseits liegt der Ursprung der Anlage im Kurbetrieb des Solebads. Andererseits markiert der Rhein eindrucksvoll den gesamten nord-westlichen Parkabschluss. Ob die noblen Kurgäste früherer Zeiten sich in das kühle Nass des Rheins wagten, ist zu bezweifeln. In der historischen Anlage, soweit sie dokumentiert ist, gab es jedenfalls keine Möglichkeiten dazu. Aus heutiger Sicht drängte es sich aber geradezu auf, einen grosszügigen Rheinzugang als neues prägendes Parkelement zu schaffen.

Der richtige Massstab orientierte sich an der städte­baulichen Relevanz in Bezug zur angrenzenden Altstadt, den Volumen der benachbarten Gebäude sowie der Dimension der Parkanlage. Es entstand eine Stufenanlage, die mit 60 Metern Länge zu den übrigen Spielern des Ensembles passt. Den landseitigen Halt bildet eine platzartige, ulmenbestandene Aufweitung des Uferweges mit Tischen, Bänken und Brunnen. Den gesamten süd-östliche Parkteil gestalteten wir als grosse offene, leicht terrassierte Wiesenfläche, die in ihrer Weite ein starkes Gegengewicht zum Rheinzugang darstellt.

Schliesslich tragen die Wahl der Materialien und die Möblierung zur dezent noblen Stimmung eines Kurparks bei. Für die vorfabrizierten Betonelemente, die Stufen, Bänke, Tische, Trinkstelen und Belagsabschlüsse wurde ein heller, stark gestrahlter Kalksteinbeton gewählt, der in seinem Erscheinungsbild an den Kalkstein der Gegend anknüpft. Für alle Bodenbeläge kam heller Kalkmergel zum Einsatz.

Dynamik

Im Stadtpark Rheinfelden sahen wir die natürliche ­Dynamik und Gestaltungskraft des Wassers nicht nur als zu bändigende Gefahr, der mit einer robusten Gestaltung beizukommen ist. Vor allem erschien sie uns als grosse Chance für die weitere Parkentwicklung.

Und tatsächlich: Nach dem Rückgang des Hochwassers vom Juni 2013 gab der Rhein eine schöne Überraschung preis – entlang der Stufenanlage liegt nun eine Sandbank, die den ohnehin schon beliebten Ort am Wasser zu einem feinen Sandstrand macht. Gespannt freuen wir uns, was der Fluss mit der nächsten Flut bringt oder nimmt.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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