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domus Deutsche Ausgabe 16-018
domus Deutsche Ausgabe 16-018
zur Zeitschrift: domus
Lebenslanges Lernen

Aus bildungspolitischer Sicht bedeutet lebenslanges Lernen, die Menschen dazu anzuregen, sich eigenständig auch nach Ende ihrer Ausbildung fortzubilden. In der aktuellen Domus heißt es, wir lernen seit unserem ersten Tag auf dieser Welt. Es ist sogar so, dass wir in unserem ersten Lebensjahr so viel lernen wie danach nicht mehr. Also befähigen und unterstützen wir unsere Mitmenschen doch darin, in jeder Lebenslage zu lernen!

Das Kinderhaus Franziskus in Stuttgart von Kuhn und Lehmann Architekten ist ein schönes Beispiel dafür, wie wenig man den Kindern eigentlich vorzugeben braucht, damit sie zum Spielen und somit spielerisch zum Lernen angeregt werden. Es reicht eine weiße Wand oder eine Fläche voll Sand, und die Kinder finden ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten, auf die wir als Erwachsene ohnehin nie gekommen wären. Diller Scofidio Renfro entwarfen für die Stanford University ein Gebäude, bei dem sich zwei Fachbereiche baulich in zwei Strängen kreuzen und wollen so neue Arten der Zusammenarbeit fördern. Die Bibliothek von Toyo Ito beflügelt das Lernen durch eine geschwungene, geflochtene Holzdecke mit überdimensionierten transluzenten Kuppeln, unter denen sich kleine, überschaubare Bereiche zum Zurückziehen, Studieren und Forschen auftun. Eine weitere Lösung, um das Lernen und Lehren angenehm zu gestalten, haben Florian Beigel und Philip Christou vorgeschlagen. Sie holen mit ihrem Entwurf urbane Strukturen in das Central House der Sir John Cass Faculty of Art, Architecture and Design in London. Und geben mit ihrer Referenz an die Stadt eine Orientierung vor, die den Nutzern vertraut ist und den Austausch zwischen den Gängen fördert. In der portugiesischen Stadt Ovar schließlich haben die Architekten Cannatà & Fernandes einen Schulneubau entworfen, dessen Räume wie in einem großen Schwung angeordnet sind - selbst die Flurwände folgen dieser dynamischen Bewegung. Ein abwechslungsreich angelegter Außen­bereich und sehr viel Tageslicht sollen den nötigen Lernfluss begünstigen.

Des Weiteren stellt die deutsche Domus Themen vor, die uns nicht nur im über­tragenen Sinn bewegen, sondern auch real – Bewegung ist das zentrale Motiv in den Fotografien von Martin Roemers. Seine Bilder zeigen das Leben in den Megacities. Um die Bewegung der Menschenmassen, das Tempo, die Hektik, das Chaos spürbar zu transportieren, benutzt Roemers sehr lange Belichtungszeiten. Der Bevölkerungs­­zuwachs in den Städten stellt eine der größten Herausforderungen der Gegenwart dar. In direktem Zusammenhang damit steht der städtische Verkehr. Um dem adäquat zu begegnen, sind die großen Autohersteller schon seit Jahrzehnten am Forschen. Gefragt ist eine Lösung, die keiner fossilen Brennstoffe mehr bedarf. Eine, die sicheres Fahren gewährleistet, und vielleicht nicht eine autogerechte, dafür aber eine menschengerechtere Stadt schafft. Domus hat einen Blick nach vorn in die Forschungsabteilungen der Autohersteller geworfen. Einen Blick zurück werfen wir mit Alexander Neumeister: Er wurde vor allem durch die Gestaltung mehrerer Baureihen des ICEs, des Shinkansen und des Transrapids bekannt.

Für diejenigen, die zur Internationalen Möbelmesse nach Mailand fliegen, möge die City-Tour vom Grafikdesigner Italo Lupi am Schluss des Heftes ein Anreiz sein, die Stadt auch architektonisch kennenzulernen. Allen zusammen wünschen wir viel Freude beim Lesen des Heftes. Unsere nächste Ausgabe erscheint am 6. Mai 2016.

Nancy Jehmlich

01 Editorial
07 Meldungen

ANSICHTEN
19 Innehalten für einen Atemzug, Fotoessay; von Nancy Jemlich
24 Laut, brachial und kontrovers, Brutalistische Architektur; Interview mit Oliver Elser
26 Radical Disco, Italiens Clubkultur der 1960er-Jahre; von Eva Steidl
29 Die Stadt, der Müll und die Urbanauten; von Inge Vogt
32 Grafiken zum Anziehen
36 Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona; von Jordi Ros
40 Kaffeekapsel, Radbahn und Bastfasern, Bundespreis Eckdesign; von Bettina Krause
42 Ein neues Quad für das New College in Oxford
46 Die Prä-Postmoderne von Tiruvannamalai, von Oliver G. Hamm

PROJEKTE
47 Mehr Raum für Fantasie; von Amber Sayah
58 McMurtry Building, Stanford University, Kalifornien
68 Minna no Mori Gifu Media Cosmos, Gifu, Japan
78 Neue Räume für `The Cass´, London
88 Institut für Neurowissenschaften mit dem Fachbereich Psychologie, Princeton University, New Jersey
98 Schulzentrum Dos Combatentes, Ovar, Portugal
108 Unsere Freunde / Unsere Feinde; von Atelier ST
110 Landschaften zum Reisen; Interview Cordula Rau
114 Sammlung, Archiv und Museum - das Architekturmuseum Italiens; von Margherita Guccione
118 Die Treppen von Bruno Vaerini; von Manolo De Giorgi
122 Die Plattform im Eggental; von Andreas Hapkemeyer
126 Die Weisheit der Hand; von Katharina Forstmann
130 Das Material denkt mit; von Sascha Peters
108 Unsere Freunde / Unsere Feinde; von Kai Linke
134 Neue Formen urbaner Mobilität, Die Zukunft des Autos

PRODUKTKULTUR
146 Die Berührungen des allgegenwärtigen Bodens, Essay zur Haptik; Martin Grunwald
148 Beläge für Boden und Wand; von Robert Haidinger

FEEDBACK
157 Mailand; von Italo Lupi

COVER
Das Dach des Minna no Mori Gifu Media Cosmos von Toyo Ito in Japan ist eine geschwungene Komposition aus gitterförmigem Holz. An manchen Stellen wird Tageslicht durch die Holzdecke in die Bibliothek gefiltert.

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