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anthos 2019/04
Naturschutz
anthos 2019/04
zur Zeitschrift: anthos
Herausgeber:in: BSLA

Fluss-Schutz im Naturpark Doubs

Da der Doubs eine natürliche Verbindung zwischen der Schweiz und Frankreich ist, können die negativen Auswirkungen des menschlichen Wirkens auf seine Wasserqualität, das Ökosystem und die Landschaft nur in einer grenzüberschreitenden Anstrengung aufgefangen werden. Der Naturpark Doubs setzt dabei auf Information und Sensibilisierung aller beteiligten Akteure.

25. November 2019 - Fanny Desfray
In den vergangenen dreissig Jahren hat sich die Wasserqualität des Doubs immer weiter verschlechtert. 2011 kam es zu einem ersten Massensterben, Dutzende tote Fische wurden an den Flussufern ­gefunden. Damit war Schluss mit dem Mythos vom wilden und gesunden Fluss in einem Paradies für Angler und Naturtouristen. Jetzt galt es, zum Schutz der bedrohten Tierwelt zu handeln.

Nachdem verschiedene Nichtregierungsorga­nisationen und Anglerverbände in Bern Klage einreichten, haben Frankreich und die Schweiz 2012 sehr schnell damit begonnen, einen gemeinsamen Ak­tionsplan zur Eindämmung der Flussverschmutzung auf die Beine zu stellen. Im Rahmen binationaler Arbeitsgruppen wurden Massnahmen festgelegt, die in Kooperation mit den betroffenen Akteuren – Kantone, Departements, Gemeinden, Berufsorganisationen und Verbände – schrittweise umgesetzt werden sollen.

Die Gründe für die Verschmutzung des Doubs sind vielfältig und komplex, haben aber eines gemeinsam – sie lassen sich alle auf menschliches Wirken zurückführen. Die alten Wehre der Wasserkraftanlagen tragen zur Stagnation der Sedimente bei und bilden eine Barriere zwischen den Fisch­populationen. Einleitungen aus Haushalten, Land- und Forstwirtschaft führen zu einer organischen Verschmutzung, während die Industrie für Mikro­verunreinigungen verantwortlich ist.

Sensibilisierungsauftrag

Angesichts dieser alarmierenden Lage musste der Naturpark Doubs etwas für den Fluss tun, dessen Namen er trägt. Die Institution hat zwar keine legislativen oder repressiven Kompetenzen, spielt aber seit 2012 eine wichtige Rolle als Wächter und Lobbyist für den Schutz des Doubs bei den französisch-schweizerischen Behörden. Sie gehört der «Commission locale pour le Doubs» an und dient als Verbindungsglied zwischen allen betroffenen Ak­teuren auf beiden Seiten der Grenze, denen oft ganz unterschiedliche Interessen am Herzen liegen: Landwirtschaft, Umwelt, Tourismus, Verbände.

Der Naturpark Doubs sieht seine Aufgabe auch in der Sensibilisierung der Bevölkerung für die ökolo­gischen Probleme und die gesellschaftliche Be­deutung des Flusses. Das ganze Jahr über werden Lehrausflüge organisiert – die «Rendez-vous du Doubs» –, um allen Interessierten ein besseres Verständnis für den Wasserlauf, seine Geschichte und sein Ökosystem zu vermitteln. Zur Sensibilisierung regionaler Unternehmen gibt es «Natur-Workshops», und Kinder können den Doubs ab 2020 bei Lehr­veranstaltungen kennenlernen, die derzeit eigens für sie entwickelt werden.

Ein landschaftliches Erbe, das es zu bewahren gilt

Die Problematik des Wehrs bei Le Theusseret hat deutlich gemacht, wie wichtig das Thema Landschaft ist. An dem Wehr zwischen Goumois und La Goule (Le Noirmont), das heute nicht mehr in Betrieb ist, scheiden sich die Geister: ein historisches Bauwerk schützen oder das Ökosystem wiederherstellen? Es ist nicht Aufgabe des Naturparks, Partei zu ergreifen. Er muss vielmehr darauf achten, dass alle Seiten angehört werden, sodass konzertierte Lösungen gefunden werden können. Um die potenziell brutalen landschaftlichen Veränderungen zu überwachen, hat der Naturpark 2017 eine «Landschaftsbeobachtungsstelle» geschaffen, um die landschaftliche Entwicklung des Parkgebiets fotografisch zu dokumentieren. Entlang des Doubs werden vier alte Wehre überwacht, die möglicherweise zurückgebaut werden sollen: Le Theusseret, Le Moulin du Plain und zwei Standorte bei La Rasse.

Zum Landschaftserbe am Doubs gehören auch die Flussufer, die ebenfalls Gegenstand erhaltender Massnahmen des Naturparks sind. Der Schutz der einheimischen Pflanzenwelt ist gleichbedeutend mit dem Schutz dessen, was die Identität der Ufer des Doubs ausmacht, und mit dem Kampf gegen die Banalisierung der Landschaft. Wenn invasive eingeschleppte Pflanzen ausgemerzt werden, kann sich wieder biologische Vielfalt entwickeln, und die ­Landschaft wird widerstandsfähiger gegen Veränderungen. In diesem Bestreben bemüht sich der Naturpark auch, die Population der Schachbrettblume ­(Fritillaria meleagris) zu fördern, einer kleinen Tulpenpflanze, die an den Ufern des Doubs heimisch und in der Schweiz vom Aussterben bedroht ist.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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