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Bauwelt 45.06
Koolhaas und die 60er Jahre
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zur Zeitschrift: Bauwelt

Stadtansichten Kairo

Bauen und Planen für übermorgen

24. November 2006 - Urte Schmidt
Verschnörkelte Parkanlagen mit saftig-grünen Wiesen und tiefblauen Teichen, Villen mit knallroten Ziegeldächern, erschlossen nur durch eine überwachte Anwohnerstraße: Das ist „Arabella Park“, eine beispielhafte Wohnsiedlung von „New Cairo City“. Bisher assoziierte man wohl kaum eine solche Gated Community mit Ägyptens Hauptstadt. Das Erste, was den meisten Menschen immer noch zu Kairo einfällt, sind die Pyramiden von Giza, dieser uralte, gigantische Anziehungspunkt, ursprünglich neben der Stadt gelegen, nach und nach aber immer näher gerückt. Mittlerweile ist auch sie gigantisch, die größte Metropole Afrikas, eine Megacity mit 17 Millionen Einwohnern. Für eine solche Stadt zu planen ist nahezu unmöglich – zum Zeitpunkt der Abstimmung sind die Vorhaben meist überholt. So entstehen viele Siedlungen informell, ohne klare Besitzverhältnisse und ohne übergeordnete Planungen, also auch ohne Genehmigungen. Probleme treten besonders dann auf, wenn die Gebäude renovierungsbedürftig werden und das Geld fehlt. Wie bei Manshiet Nasser, mit 600.000 Einwohnern eine lebendige, aber arme Siedlung, die ohne rechtliche Grundlage existiert und mit mangelhafter Infrastruktur ausgestattet ist. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und die KfW Entwicklungsbank sollen nun helfen, die Missstände zu beseitigen, indem Straßen, Wasserversorgung und Kanalisation ausgebaut und die Besitzverhältnisse legalisiert werden. Die Beteiligung der Bewohner ist dabei wesentlich, um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen. Die Erbauer der Häuser, die meist auch die Vermieter sind, können die Grundstücke günstig von der Stadt erwerben, mit der Instandsetzung der Bauten beginnen und dadurch wiederum Arbeitsplätze schaffen.

Weder historisch noch gegenwärtig betrachtet bildet Kairo eine Einheit. Es existiert vielmehr als heterogenes Geflecht nebeneinander liegender Stadtteile. Um die notwendige Erweiterung nicht ganz sich selbst zu überlassen, wurde der Flächennutzungsplan für „New Cairo City“ entwickelt, der sich dieser Logik des Bestands anpasst. Investoren oder Privatpersonen können hier Baugelände erwerben und beplanen. So stehen bereits vereinzelte, in sich geschlossene Siedlungen in der Wüste östlich des heutigen Stadtgebietes.

Die Ausstellung der ifa-Galerie in der Reihe Stadtansichten zeigt die verschiedenen Bilder Kairos, ohne zu differenzieren. Kurze Texte charakterisieren die Stadtteile, gleichformatige Fotos zeigen dazu die oftmals sehenswerte Architektur. Nur Ausschnitte werden hier vermittelt, zu klein und auch zu allgemein, um nachhaltig zu beeindrucken. Der internationale Wettbewerb zum großen ägyptischen Museum, das dicht bei den Pyramiden gebaut wird, wirkt wie eine Randerscheinung. Gut, dass die Projekte mit Beteiligung der Bevölkerung räumlich im Mittelpunkt stehen. Schade, dass die Ausstellungsmacher nicht deutlicher Schwerpunkte gesetzt haben, um die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken.

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