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Bauwelt 1-2.07
Das erste Haus
Bauwelt 1-2.07
zur Zeitschrift: Bauwelt

Museum für zeitgenössische Kunst

Planung in Umm Al Fahem

5. Januar 2007 - Carsten Steinmann
Die Erwartungen, die in Umm Al Fahem in das geplante neue Museum gesetzt werden, sind übergroß: Das Museum für zeitgenössische Kunst soll nicht nur für die rund 40.000 Einwohner der arabischen Stadt im Norden Israels eine Plattform für arabische Gegenwartskunst sein, sondern am besten gleich für die gesamte arabische Welt. Vier Jahre lang hat der Galerist und Initiator des Museums, Sahid Abu Shakra, mit der Stadt um ein Konzept gerungen, bis die Entscheidung schließlich zugunsten des einheimischen Architekten Senan Abdelqader ausfiel; die Verhandlungen mit Zaha Hadid, die einige in der Stadtregierung gern als Architektin gewonnen hätten, scheiterten. Abdelqader hat in den 80er Jahren in Karlsruhe Architektur studiert und in den Neunzigern in Jerusalem bei Moshe Safdie gearbeitet.

Die Situation Umm Al Fahems ist ebenso paradox wie typisch für arabische Städte in Israel: Größe und Dichte entsprechen einer größeren Kleinstadt, das soziale Gefüge und das kulturelle Leben wie auch der Zustand der gesamten Infrastruktur einem Dorf. In Umm Al Fahem sucht man den Ausweg aus dieser Situation in der Entwicklung eines neuen Stadtzentrums. Innerhalb weniger Jahre entstanden im neuen Stadtteil Qtan Eldabe ein Sportstadion, ein Schwimmbad und ein Jugendzentrum mit Bildungseinrichtungen. Ein Einkaufszentrum ist in Bau. Alles Funktionen, die im alten Stadtzentrum von Umm Al Fahem keinen Platz fanden. Ohne ein städtebauliches Konzept bleiben diese neuen Einrichtungen aber nur additive Solitäre mit suburbanem Charakter. Mit dem Museum, das von der Stadt, von Sahid Abu Shakra und aus Spenden finanziert werden soll, will man nun die vorhandenen Solitäre um eine öffentliche Institution von nationalem Rang ergänzen und zu einem städtebaulichen Ensemble verbinden.

Abdelqader hat das Gebäude, das vier große Ausstellungshallen, Bilder- und Skulpturenlager, Auditorium, Studios und Werkstätten, Bibliothek, Archiv, Cafeteria und Läden sowie ein Bildungszentrum samt Gästeapartments beherbergen wird, als Brücke über einen Ausläufer des Wadi Ara entworfen. So bindet das Museum den neuen Stadtteil Qtan Eldabe an das alte Stadtzentrum Umm Al Fahems an, und das Wadi bleibt gleichzeitig als Landschaftspark für die Stadt erhalten. Das Dach des Museums, ein öffentlicher Skulpturengarten, soll als „städtischer Balkon“ fungieren, ähnlich den Brühlschen Terrassen in Dresden oder dem Jungfernstieg in Hamburg – mit einem atemberaubende Blick über das Wadi Ara und das östliche Karmelgebirge. Großzügige Treppen, Aufzüge und Rampen laden die Passanten in das Innere des Baukörpers ein, in dem sie über Zwischenebenen und Galerien die Ausstellungsräume erreichen.

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