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Bauwelt 1-2.07
Das erste Haus
Bauwelt 1-2.07
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Sense of Architecture

Architektur Laboratorium Steiermark meets Emigholz

5. Januar 2007 - Brigitte Schultz
Diese Ausstellung sollte man sich anschauen, ohne sich vorher über ihren intellektuellen Hintergrund zu informieren. Die Überinterpretation jeder Einzelheit seitens der Kuratoren könnte einen davon abhalten, sich im Berliner DAZ noch ein eigenes Bild machen zu wollen, und das wäre schade. Den Besucher erwarten großflächige filmische „Bildessays“, doppelseitig auf hängende Glasplatten projiziert, die Bilder bemüht locker aus der Mitte der Gläser gerückt, daneben gestylte Ton-Duschen aus Plexiglas. Das Ganze wird gerahmt von ebenfalls abgehängten weißen Plä­nen, die sich an der Wand entlangschlängeln.

Die Schau ist das zentrale Projekt des Architektur Laboratoriums Steiermark und zeigt rund 60 Projekte in und aus dem österreichischen Bundesland, sortiert in sechs Themenblöcke und zwei „Akte“. Der erste Akt beschäftigt sich mit Kulturen des Wohnens, öffentlichen Strukturen und Architekturen für die Wissenschaft. Der Fokus der Ausstellung liegt allerdings weniger auf den Projekten als auf der Art ihrer Betrachtung und Präsentation. In den Projektionen ist sofort die Handschrift von Heinz Emigholz zu erkennen, der einst Bruce Goff filmisch in die Wüste schickte (Heft 37/04). Nun hat Emigholz im Auftrag des Architektur Laboratoriums achtzehn Monate mit der filmischen Abarbeitung der steiermärkischen Bauten verbracht, nach eigenen Angaben ohne Methode oder Idee. Der Filmemacher bittet kokettierend bei den Architekten um Nachsicht, die seine Interpretation ihrer Werke ertragen müssen. Er mag damit nicht so falsch liegen, wie er denkt. Ist doch sein Prinzip, dem architektonischen Raum durch Eliminierung der Bewegung fast jegliche Dreidimensionalität zu nehmen, durchaus nicht jedermanns Sache. Es ist womöglich auch stimmungsabhängig, ob man die meditative Qualität der Arbeit rühmt oder es als Beleidigung des eigenen Raumempfindens begreift, sich eine gefühlte Ewigkeit mit wehenden Gräsern und gekräuseltem Wasser begnügen zu müssen, bis einmal eine Katze durchs Bild schleicht und so die Wertigkeit von Vorn und Hinten wieder herstellt.

Spannung gewinnt die Ausstellung durch die Art der Hängung der Projektionsflächen, durch die jeweils drei Filme zeitgleich zu betrachten und in Beziehung zu setzen sind. Wer mehr zu einzelnen Projekten wissen möchte, kann die Bilder nach Art eines virtuellen Memoryspiels mit den Informationen und Zeichnungen auf den angenehm minimalistisch gehaltenen Plänen abgleichen. Zwei Filmprojektionen, die eine im Innenhof des DAZ, die andere auf einer Brandwand zur Straße, tragen die Ausstellung in den Außenraum. Hier, in Bezug zur realen Stadt, entfalten die teils profanen Detailansichten eine Faszination, der man sich schwer entziehen kann.

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