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Kindertageseinrichtungen in Systembauweise

Die Stadt München möchte in den kommenden zehn Jahren 70 Kitas bauen. Der Wettbewerb sollte ihr ein kleveres und kostengünstiges Konzept liefern.

9. Februar 2007 - Jochen Paul
Mit mehr als 380 Kindertagesstätten ist München Deutschlands größter kommunaler Träger derartiger städtischer Einrichtungen. Um diesem Ruf auch künftig gerecht zu werden und die kürzlich angehobenen staatlichen Vorgaben für den Versorgungs-grad einzuhalten, plant die Stadt in den kommenden zehn Jahren 70 neue Betreuungseinrichtungen. Und die Einwohnerzahl wächst. 5000 zusätzliche Plätze werden gebraucht, hat man im Rathaus errechnet, in erster Linie dort, wo neue Wohnquartiere entstehen, aber auch in Stadtbezirken mit bisher schlechter Versorgung. Grund genug, sich darüber Gedanken zu machen, wie der Planungs- und Kostenaufwand minimiert werden kann.

Für die zwölf Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Bauingenieuren, die für den einstufigen Realisierungswettbewerb ausgewählt worden waren, kam es also darauf an, flexibel nutzbare Systembauten zu entwickeln, die bei unterschiedlichem Raumprogramm einen hohen Vorfertigungsgrad ermöglichen. Denn je nach örtlicher Situation kombiniert man in München Kindertagesstätten mit Krippe oder Hort zu sogenannten Kooperationseinrichtungen. Die Tagesstätten sollten zudem als Baureihe geplant werden, damit man sie als Paket an einen Generalunternehmer vergeben kann. Dass das System vielerorts anwendbar ist, sollten die Teilnehmer für fünf konkrete Standorte in Trudering-Riem, Hadern und Ramersdorf-Perlach nachweisen. Für die an der Bajuwarenstraße 1 in Trudering-Riem geplante Einrichtung sollten sie detaillierte Planungen vorlegen.

Die Jury vergab keinen ersten Preis, dafür aber einen Sonderpreis für die Arbeit von Schulz & Schulz aus Leipzig, mit Seeberger Friedl und Partner, München, die sie wegen ihrer „deutlichen Abweichung von den Bauräumen und der fehlenden Dachbegrünung“ zunächst aus dem normalen Verfahren ausschließen musste. Ebenso wie den zweiten Preis der Planungsgemeinschaft Zwischenräume, München, mit Neuner Graf, München empfahl sie die Arbeit der Leipziger jedoch zur weiteren Bearbeitung.

Schulz & Schulz schlagen einen kompakten Baukörper aus Brettstapelelementen vor. Die massive Holzbauweise mit tragenden Wandscheiben und Deckenplatten, die mit Aufbeton versehenen sind, ist nicht nur die energetisch günstigste, sondern aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads mit marktgängigen Bauteilen auch die preiswerteste Lösung des Wettbewerbs. Vor allem überzeugte die Jury die Fassade, die kommende Architekturturmoden überdauern wird, und die Kinder den Wandel der Jahreszeiten erleben lässt. Anstelle der in der Auslobung geforderten Dachbegrünung umhüllen die Architekten das Haus mit einem Spalier, das als Rankhilfe für Wein, Feuerdorn oder Pfeifenwinde dient.

Die Planungsgemeinschaft Zwischenräume aus München entschied sich für eine Holzrahmenbauweise mit typisierten Grundrissen. Eine markante Eingangshalle und gartenseitige Fluchtbalkone, die zugleich als feststehender Sonnenschutz fungieren, charakterisieren den Entwurf. Die Jury zeigte sich von der städtebaulichen Lösung, der klaren Gebäudestruktur und der Wirtschaftlichkeit beeindruckt, bemängelte jedoch, dass die Fassade nur bedingt die Nutzung widerspiegele.

Die Fertigstellung auf den fünf Wettbewerbsgrundstücken ist für Ende 2008 vorgesehen; darüberhinaus gibt es derzeit keine konkrete Planung. Sicherlich wird man erst dann wissen, ob standardisierte Typen für den Bau von Kindertageseinrichtungen wirklich von Vorteil sind.

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