Publikation

Hot Questions – Cold Storage
Architektur aus Österreich. Die Schausammlung des Az W
Hot Questions – Cold Storage
ISBN: 978-3-03860-317-7
Beiträge von: Tom Avermaete, Angelika Fitz, Monika Platzer, Sonja Pisarik, Michael Hieslmair und Michael Zinganel, Christoph Schörkhuber und Stefanie Wurnitsch
Sprache: Deutsch
Publikationsdatum: 2023
Umfang: 384 Seiten, 569 farbige und 53 sw Abbildungen
Format: Broschur, 21 x 28 cm

Heiße Diskussion in kühlen Speichern

16. April 2023 - Martina Pfeifer Steiner
Die neu aufgesetzte Dauerausstellung zur Schausammlung im Architekturzentrum Wien ist brisant und sehenswert, der begleitende, umfassende Katalog (den es auch auf Englisch gibt) wesentlich. Bereits in den ersten Jahren nach der Gründung 1993 begann das Az W seine umfassende Sammlung zur österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts aufzubauen. Inzwischen umfasst sie über hundert Vor- und Nachlässe. Das einzige Architekturmuseum Österreichs ist sich seiner Doppelrolle bewusst: auf der einen Seite das objektive „kühle“ Sammeln, auf der anderen die Vielfalt von Ideen und Architekturauffassungen erlebbar machen und diskutieren.

Das gigantische Archiv wird nun in eine lebendige Ausstellung übersetzt, die sich den zentralen Fragen der Gegenwart stellt: „Es ist eine Schausammlung, die beides macht, sie zeigt faszinierende Objekte aus der österreichischen Architekturgeschichte und sie stellt die grundsätzliche Frage nach der Rolle von Architektur in unserer Gesellschaft. Sie weckt die Schaulust und sie regt zu politischer Diskussion an. Sie lädt zum entspannten Flanieren und zum Vertiefen ein und sie übernimmt eine internationale Vorreiterrolle“, stellen die Direktorinnen Angelika Fitz und Karin Lux in ihrem Vorwort fest. Und die Az W-Sammlungsleiterin Monika Platzer ergänzt: „Im Fokus der ‚Cold Storage’ Installation steht die Sammlung, nicht als räumlicher Ort der Ablagerung von Vergangenheit, sondern als Zukunftsszenario für ein ständiges Denken mit und über Architektur, sie präsentiert sich nicht linear, enzyklopädisch, sondern fragmentarisch mit Lücken und Brüchen.“

Genauso wie man in der Ausstellung hängen bleibt an plakativen – im besten Sinne des Wortes – Fragen, an Spots auf Modelle und Objekte, an prägnanten Texten, passiert das auch beim Durchblättern des Katalogs. Es bleibt unangestrengt, man kann sich trotzdem vertiefen oder weiterschauen, der Erlebniswert ist immer hoch. Die ‚Hot Questions’ reichen vom grundsätzlichen „wie wollen wir leben?“ über die Auswirkungen des Finanzkapitalismus auf unsere Dörfer und Städte, bis zum Beitrag, den Architektur zum Überleben auf unserem Planeten leisten kann.

„Wie entsteht Architektur?“ heißt es im ersten Kapitel und gibt Einblicke in Denkwerkzeuge – angefangen von Schablonen, Reißzeug etc. bis zu den Arbeiten der Pionier:innen des Digitalen wie Ottokar Uhl, doch gleichermaßen die der herausragenden Zeichner:innen wie Bogdan Bogdanovic und Heinz Tesar; oder in die Denkorte, wie die Ateliers von Rob Krier, Hans Hollein und Margarete Schütte-Lihotzky in Wien, Raimund Abraham in New York oder John Lautner in Los Angeles.

Wer spielt mit? Hier wird unter vielem anderen über das Fotoarchiv von Margherita Spiluttini berichtet und über die wichtigste Sammlung zur Wahrnehmung österreichischer Architektur von Friedrich Achleitner. Aber auch zum Gemeinwohl: Wer sorgt für uns? von der Wiege bis zur Bahre, über Gesundheits- und Bildungsbauten. Und schließlich: Wer sind wir? Die Selbstschau von Ost nach West, über konfessionelle Vielfalt und die Symbole der Macht. Pointiert wird das Baugeschehen Österreichs mit all seinen kulturellen, sozialen, ökonomischen und technischen Aspekten sichtbar gemacht.

Das begleitende Druckwerk ist ein vollständiger Ausstellungskatalog, der sich im Farbenverlauf vom heißen Gelb bis zum kalten Blau ebenfalls an die Schauregale in der Ausstellung hält. Man wird aber auch gestaltungsmäßig immer das präzise Entstehungsjahr des Buchs ablesen können. Gut so, das ist eben moderne Architekturvermittlung, und die funktioniert bestens!

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