Akteur

Hatje Cantz Verlag
Berlin (D)

Alles begann mit einer großen Leidenschaft – für Bücher und Kunst. 1945 erhielt der damals 30-jährige gelernte Schriftsetzer Gerd Hatje von der französisch-amerikanischen Militärregierung die heiß begehrte Verlagslizenz. Endlich konnte er sich, wissensdurstig und ausgehungert durch den geistigen und kulturellen Kahlschlag, den das Naziregime hinterlassen hatte, ganz seinen Vorstellungen entsprechend eine eigene, so Gerd Hatje, »Privatuniversität« aufbauen. Unter der Firmenbezeichnung Humanitas Verlag erschienen Novellen, Romane und Stücke der Weltliteratur, gedruckt auf dem typischen, dünnen Nachkriegspapier, aber »con amore«. Ab 1947 firmierte die ambitionierte Neugründung als Verlag Gerd Hatje und erwarb sich bald ein beachtliches Renommee in der sich langsam etablierenden bundesdeutschen Verlagsszene.

Bereits in den fünfziger Jahren entdeckte der begeisterungsfähige Jungunternehmer die Themen seiner Bücher, die bis zum heutigen Tag das Herzstück des Verlages ausmachen: bildende Kunst, moderne Architektur, internationales Design. Die sechziger Jahre sind geprägt von der Freundschaft des Verlegers Gerd Hatje mit zahlreichen von ihm verehrten, international tätigen Künstlern, Architekten und Kunsthistorikern der Avantgarde jener Jahre – fruchtbare Verbindungen, die zu den großen Monografien über Jugendstil, Dadaismus, Surrealismus, Kubismus und Architektur ebenso wie zu den Hatje-Klassikern über und mit Le Corbusier, Alberto Giacometti oder Henri Matisse führten. Kooperationen, etwa mit den Verlagen Harry N. Abrams in New York oder Thames & Hudson in London, unter­streichen die internationale Ausrichtung des kleinen, aber sehr regen in Bad Cannstatt ansässigen Kunst- und Architekturbuchverlags.

Die Dr. Cantz’sche Druckerei, 1933 von Dr. Hugo Cantz gegründet und nach dem Krieg von seinem Sohn Walter weitergeführt, entwickelt sich zu der Druckereiadresse für Künstler der Region. Zusammen mit Fritz Hartmann, der seit Beginn der siebziger Jahre als zweiter Geschäftsführer der Druckerei fungierte, konnte Walter Cantz seinen Traum von der Druckerei für Kunstbücher auf höchstem Niveau weiter ausbauen. Die beiden wurden ein erfolgreiches Team, das 1981 von der Stuttgarter Zeitung mit den Worten »Wenn Joseph Beuys einen Katalog machen will, dann geht er zu Cantz« treffend charakterisiert wurde. Der Wunsch der Künstler, ihre bei der Dr. Cantz’schen Druckerei produzierten Bücher auch im Buchhandel wiederzufinden, veranlasste die Druckerei schließlich zur Gründung der edition cantz. Künstlerbücher, Publikationen zur Grafik und Typografie in zum Teil bibliophilen Ausgaben wurden zum Programm. Für den geplanten Ausbau des Geschäftes suchte man einen weiteren Gesellschafter. 1980 trat der Schweizer Arthur Grunder dem Kreis der Gesellschafter bei. Der Inhaber der Firma J. Fink, ebenfalls im Druckerei- und Verlagswesen tätig, brachte die notwendige finanzielle Verstärkung mit. Der in den achtziger Jahren boomende Kunst- und Katalogbuchmarkt wurden für die edition cantz und die Dr. Cantz’sche Druckerei zum zukunftsträchtigen Betätigungsfeld.

1990, mit 75 Jahren, beschloss Gerd Hatje, seinen Verlag zu verkaufen. Er wurde schließlich mit Artur Grunder, J.Fink Holding handelseinig. Für Gerd Hatje, dessen Verlagsprogramm »in seiner Kontinuität, undogmatischen Lebendigkeit und Qualität zu den herausragenden verlegerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts zählt« (Tagesanzeiger vom 1. Oktober 2002), ein folgenreicher Schritt, den der Verleger mit den Worten kommentierte: »Durch den Zusammenschluss mit der doch sehr guten Druckerei hatte ich vor allem das Gefühl, dass ich eigentlich dahin zurückkehre, wo ich herkomme.« Zunächst wurden der Verlag Gerd Hatje und die edition cantz unabhängig voneinander geführt. Im Oktober 1995 übernahm die Kunsthistorikerin Annette Kulenkampff die Programmplanung für beide Häuser. Mit Fachwissen, internationalen Kontakten und Erfahrungen in der Kunstwelt gab sie den Programmen beider Verlage neue Impulse. Die erste gemeinsame Vorschau – noch unter der etwas umständlichen Bezeichnung Verlagsgemeinschaft Hatje Cantz – demonstriert, was zwei kompetente Partner zu bieten haben: wichtige Neuerscheinungen zu Architektur, klassischer Moderne, alter Kunst, Kulturgeschichte, zeitgenössischer Kunst, Fotografie, neuen Medien, Typografie und Design. 1997 tritt Annette Kulenkampff in die Geschäftsführung des Verlags Gerd Hatje ein. 1999 folgt der nächste Schritt: Unter ihrer Geschäftsführung wird die Hatje Cantz Verlag GmbH & Co. KG gegründet. Das Programm wird ausgebaut, die Zusammenarbeit mit den Museen – von den großen deutschsprachigen Häusern über das Centre Pompidou in Paris bis zum Museum of Modern Art in New York – wird intensiviert. Der Mitarbeiterstab von der Herstellung über das Lektorat bis zum Vertrieb und zur Pressearbeit wird ausgebaut und internationalisiert. 1998 übernahm der Hatje Cantz Verlag das renommierte belser kunst quartal, einen internationalen, vierteljährlich erscheinenden Ausstellungskalender mit über 4.000 aktuellen Einträgen. Das kunstquartal im hatje cantz verlag, das 2005 sein 40jähriges Jubiläum feierte, ist ein wichtiges Standbein des Verlages, das ihn über die Bücher hinaus zu einem kompetenten Kunstvermittler im Bereich der zeitgenössischen Kunst macht.

Gerd Hatje gründete im Jahr 1945 den Humanitas Verlag, in dem Novellen, Romane und Stücke der Weltliteratur erschienen. Der damals 30-jährige Schriftsetzer Hatje erhielt seine Verlagslizenz von der französisch-amerikanischen Militärregierung. Ab 1947 firmierte dieser als „Verlag Gerd Hatje“. In den fünfziger Jahren fokussierte Gerd Hatje die Bildende Kunst, moderne Architektur und internationales Design für sein Verlagsprogramm. Gerd Hatje pflegte Kontakte zu zahlreichen Künstlern, wie Le Corbusier, Alberto Giacometti oder Henri Matisse. Zeitgleich entwickelte sich die Dr. Cantz’sche Druckerei, 1933 von Dr. Hugo Cantz gegründet und nach dem Krieg von seinem Sohn Walter weitergeführt, zu einer der führenden Druckereiadressen für Kunstbücher. Dem Wunsch der Künstler entsprechend, ihre bei der Dr. Cantz’schen Druckerei produzierten Bücher auch im Buchhandel wiederzufinden, veranlasste die Druckerei schließlich zur Gründung der edition cantz. Dank des in den achtziger Jahren boomenden Kunst- und Katalogbuchmarkts eröffnete sich so ein neues Betätigungsfeld.

Als Fortführung seines Interesses, moderne Kunst, Architektur und Fotografie auch über das Medium Buch hinaus erfahrbar zu machen, bot Gerd Hatje seiner kunstinteressierten Leserschaft in den 1960er Jahren erstmals eine kleine Radierung des spanischen Künstlers Eduardo Chillida an. Als Impulsgeber der Branche ebnete er somit früh den Weg für einen damals noch neuen Programmbereich. Seither erschienen im Hatje Cantz Verlag regelmäßig Arbeiten auf Papier, Fotoarbeiten und Kunstobjekte in limitierten, signierten Auflagen.

Im Jahr 1990 verkaufte Gerd Hatje im Alter von 75 Jahren seinen Verlag an die Dr. Cantz’sche Druckerei. 1993 erfolgte deren Übernahme durch die J. Fink-Druckerei. Die Kunsthistorikerin Annette Kulenkampff übernahm 1995 die Programmplanung und später die Geschäftsführung. Zunächst werden der Verlag Gerd Hatje und die edition cantz unabhängig voneinander weitergeführt. Im Oktober 1995 übernahm Kulenkampff die Programmplanung für beide Häuser. 2011 übernahm Heinz Wurzel die Dr. Cantz'sche Druckerei und die Edition Cantz. Unter dem Dach der Wurzel Mediengruppe firmiert die Traditionsdruckerei als Dr. Cantz'sche Druckerei Medien.

Kulenkampff intensivierte als Verlegerin die Zusammenarbeit mit internationalen Museen und baute die Collector’s Editions aus. 2006 eröffnete Hatje Cantz unter der Leitung von Kunst- und Architekturhistorikerin Cristina Steingräber eine Dependance in Berlin. Gerd Hatje verstarb am 24. Juli 2007.

Nach der Insolvenz der J. Fink Holding im Jahre 2011 wurde Hatje Cantz Teil der Hamburger Ganske Verlagsgruppe. Im Juli 2013 trat Cristina Steingräber als Geschäftsführerin und Verlegerin die Nachfolge von Annette Kulenkampff an. 2015 feierte der Hatje Cantz Verlag den hundertsten Geburtstag von Gerd Hatje und zugleich das 70-jährige Bestehen des Verlags. Anlässlich dieser Jubiläen wurde die Collector’s Editions in Edition Gerd Hatje umbenannt. 2016 kam Kunsthistoriker und Journalist Holger Liebs als Programmdirektor zu Hatje Cantz. Liebs war Chefredakteur der Kunstzeitschrift Monopol und zuvor im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung tätig gewesen. Im Juni verließ Cristina Steingräber nach elf Jahren den Verlag. Ihr folgte Holger Liebs nach, der seit Juli 2017 den Hatje Cantz Verlag gemeinsam mit dem Geschäftsführer Thomas P. J. Feinen leitet.

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Hatje Cantz Verlag , Foto: Stefanie Loos