Bauwerk

KUNSTHALLE wien – project space
Adolf Krischanitz - Wien (A) - 2002

Praktikable Intervention

Das Bauen für die sprichwörtliche Ewigkeit werde immer weniger den heutigen urbanen Bedürfnissen gerecht, meint Stararchitekt Adolf Krischanitz.

16. Januar 2002 - Matthias Osiecki
"Pavillon kommt ja von „Papillon“, von „Schmetterling“", erklärt Adolf Krischanitz. Nicht nur etwas Schwebendes, sondern auch etwas Unstetes zeichne sie aus. Der Wiener Stararchitekt hat schon viele Pavillons gebaut. Vom Traisen-Pavillon in St. Pölten bis zum Österreich-Pavillon auf der Frankfurter Buchmesse.

Am kommenden Donnerstag eröffnet Krischanitz - in Sichtweite seines Ateliers - seinen nächsten Pavillon: An der Stelle der 1991 von ihm errichteten und kürzlich abgetragenen Kunsthalle Wien hat er einen „project space“ hingestellt. Eröffnet wird der transparente Glaskubus, der 250 Quadratmeter Ausstellungsfläche, einen Veranstaltungsraum und ein Cafe-Restaurant beherbergt, mit einer kleinen Werkschau über „Die Pavillons des Adolf Krischanitz“.


„Immer ein Provisorium“

„Ich habe damit gerechnet, dass die Kunsthalle wieder abgetragen werden muss“, gibt sich Krischanitz im APA-Gespräch illusionslos. „Sie war ja immer als Provisorium gedacht und hatte, da sie mehr als doppelt so lang als ursprünglich vorgesehen gestanden ist, ihre Halbwertszeit auch längst überschritten.“

Dass für „die dritte Version der Kunsthalle“ (Krischanitz), deren Erstversion für die Ausstellung „Von der Natur in der Kunst“ als Halle in der (Winterreit-)Halle diente, nicht wie vorgesehen die alten Stahlträger verwendet wurden, hat nichts mit dem Zahn der Zeit zu tun: „Der Stahlpreis ist so gesunken, dass uns Recycling teurer gekommen wäre als das Verwenden neuer Träger.“


„project space“ für 10 Jahre

Architektur auf Zeit - auch der neue „project space“ ist vorläufig nur auf zehn Jahre genehmigt - wäre rascher herstellbar, von den Widmungen her rascher durchzusetzen und ermögliche so Schnellinterventionen im Stadtraum, die immer wichtiger würden, meint Krischanitz.


Container verkauft

Der alte, einst heftig umstrittene Container der „Kunsthalle“ wird übrigens nicht, wie kurzfristig überlegt, bei der Universität für Angewandte Kunst aufgestellt, sondern wurde schließlich an die Abbruchfirma verkauft - was die Abrisskosten reduzierte.

Ob die Halle nun verschrottet oder irgendwo als Lagerhalle verwendet wird - „in dem Fall werden sie sicher ein Satteldach draufmachen“ - scherzt Krischanitz, weiß der Architekt nicht. Es interessiert ihn auch nicht wirklich. Auch seine Pavillons für Frankfurt und St. Pölten erlitten bereits ein ähnliches Schicksal: Da sich kein Käufer fand, wurden sie vom Aufsteller bzw. vom Abbruchunternehmen selbst verwertet. Für Krischanitz ist das kein Problem: „Es hat keinen Sinn, bei temporären Objekten zu leiden“.


Mehr Stress bei temporären Bauten

„Man will natürlich immer ganz fix und ganz groß bauen“, gibt der Architekt, zu dessen prominentesten Bauten die Kunsthalle Krems, die Neue Welt Schule im Wiener Prater und die Lauder Chabad Schule im Wiener Augarten zählen, unumwunden zu. Schließlich habe der Architekt bei temporären Bauten mehr Stress und - auf Grund der geringeren Bausumme - meist weniger Verdienst, dafür ein hohes Maß an Aufmerksamkeit: „Pavillons stehen eigentlich immer am falschen Ort. Das müssen sie, um zu funktionieren. Insofern war auch bei der Kunsthalle der damalige Skandal durchaus in meinem Sinn. Die Gefahr war damals nur, dass die Kulturstadträtin Pasterk das nicht durchstehen würde.“

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