Bauwerk

Zyclop
archinauten - Linz (A) - 2002

Archinauten über den Dächern von Linz

Ein Dachbodenausbau in der Eisenhandstraße vereint Funktion und Städtebau

27. Februar 2003 - Romana Ring
Man könnte sagen: Dachböden sind für die Fledermäuse da. Einerseits. Andererseits stellt der Ausbau von Dachräumen eine relativ leicht ins Werk zu setzende Möglichkeit dar, Stadträume nachträglich zu verdichten. Ganz im Gegensatz zu den Werbebotschaften der einschlägigen Baustoffindustrie ist der Dachausbau - soll er wirklich nachhaltig nutzbaren Wohnraum schaffen - kein spielerisch zu eroberndes Betätigungsfeld für den fröhlichen Heimwerker und seine nachbarschaftsbehilflichen Freunde. Denn massive Eingriffe selbst in rein technische Komponenten wie das Tragsystem oder die bauphysikalischen Zusammenhänge eines Hauses sollten fachgerecht durchgeführt werden. Ebenso gekonnt aber muss der Umgang mit den funktionellen Anforderungen ausfallen, die untrennbar mit der Qualität der Räume und dem gültigen Erscheinungsbild des neuen Ganzen verbunden sind.

Dem Linzer Architekturbüro Archinauten (Andreas Dworschak und Wolfgang Mühlbachler) ist es geglückt, eine ganze Häuserzeile anlässlich ihrer Dachraumausbauten neu zu deuten und damit auch den städtebaulichen Aspekten gerecht zu werden, welche die gezielte Verdichtung eines bestehenden Quartiers mit sich bringt.

Neun dunkelgrau gerahmte Quader schneiden, mit ihrer Lage auf die unterschiedlichen Traufhöhen der drei verwandelten Häuser reagierend, klar umrissene Räume aus dem Himmel über der Linzer Eisenhandstraße. Sie verleihen damit dem bisher recht unscheinbar gehaltenen Übergang zwischen Wand und Dach geradezu dramatisch anmutende Plastizität. Die anspruchlosen Genossenschaftsbauten aus der Zeit des Wiederaufbaues haben Köpfe bekommen. Wo früher Wäsche zum Trocknen hing, haben die Passanten jetzt etwas zum Schauen. Eine weiteres Wohnhaus in der Noßbergerstraße gleich um die Ecke hat sich in der gleichen Weise fein gemacht.

Die grauen Körper schauen mit großzügig über die gesamte Stirnseite gezogenen Verglasungen in die Ferne. Auch die Brüstungselemente vor diesen raumhohen Fenstern sind aus Glas, um Lichteinfall und Ausblick nicht zu hindern.

In den Quadern, welche da so deutlich zutage treten, ist tatsächlich das räumliche und organisatorische Konzept der Dachausbauten in jenem Ausmaß zusammengefasst, wie es nach außen hin den Anschein hat. Sie sind quer über den gesamten Dachraum von Außenwand zu Außenwand gelegt und verschaffen so den Wohnungen jeweils einen großzügigen Wohnraum, der von beiden Seiten belichtet und belüftet ist und - das ist nicht zu unterschätzen - durchgehend normale Raumhöhe hat. Während in den Schlaf- und Nebenräumen entsprechend schräge Wände das für Dachböden typische Ambiente gewährleisten ohne den Bewohnern ein Zuviel an gebückter Haltung abzuverlangen, haben die Archinauten zwischen die Decke der durchgesteckten Quader und den unversehrten First der Häuser noch einmal einen kleinen hellen Wohnraum geschoben, der, von der Straße kaum eingesehen und auf beiden Seiten verglast, zwei kleine Terrassen erschließt. Somit haben die neuen Wohnungen (unter Einhaltung des moderaten Kostenrahmens geförderten Wohnbaues) nicht nur einen beträchtlichen Panoramablick zu bieten, sondern verfügen auch über jenen privaten Grünraum, der für Wohnungen mit einem zeitgemäßen Anspruch an Komfort unerlässlich ist.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
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Tragwerksplanung