Bauwerk

Albertina
Erich G. Steinmayr, Friedrich H. Mascher, Hans Hollein, Arkan Zeytinoglu - Wien (A) - 2002
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini
Albertina, Foto: Margherita Spiluttini

Juwel in neuem Glanz

Die Baugeschichte des klassizistischen Palais liest sich wie ein Krimi - bis hin zum (künftigen) Titanflügel Hans Holleins.

17. März 2003
Auf dem Weg zur Pressekonferenz am Donnerstagvormittag, bei der die „Albertina neu“ präsentiert wurde, stolperten die Journalisten aus aller Welt zwar noch über Baukabel und -materialien, doch wer einmal in die kaiserlichen Prunkräume vorgedrungen war, blieb nicht unbeeindruckt: Hier glänzen 20 Kilometer Goldleisten in neuem Albertinagold, die Wandbespannungen sind originalgetreu aus Seide. Mit 17 Millionen Euro an Privat-
Sponsorgeldern wurden alle 18 Räume fertig renoviert.


Holleins Titanflügel

Nicht fertig wurde das Aushängeschild für das zeitgenössische Aussehen der Albertina: der von Hans Hollein entworfene Titanflügel über dem Haupteingang.

Dieser Eingang war nach einem Masterplan des Architekturbüros Steinmayr/Mascher wieder an dieselbe Stelle zurückverlegt worden, wo er sich 250 Jahre lang befunden hatte: an die Südseite auf der Bastei (die ein Rest der alten Befestigungsanlage Wiens ist). Dies war nur ein Nebenprodukt des Konzeptes der Architekten, die 1993 den Wettbewerb gewannen.


Holleins Eingangsbereich

Den Wettbewerb um die Neugestaltung des Eingangsbereiches hat Hans Hollein gegen die Konkurrenz von Architekten wie Wilhelm Holzbauer, Zaha Hadid oder Coop Himmelb(l)au für sich entscheiden können.

Hollein legte einen Entwurf vor, der die alte Bausubstanz nicht in Mitleidenschaft zog. Er konnte sich noch aus seiner Kindheit an den Bombentreffer in der Albertina erinnern und wusste, dass unter einem Teil der Bastei ein Schutthaufen verborgen war. An diese Stelle sollte nun nach Holleins Entwurf eine Rolltreppe kommen, die die Besucher ohne Anstrengung - als dynamisches Element - auf die Bastei zum neuen Haupteingang befördern wird.

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Auslöser Hofburg-Brand

Als eigentliche Initialzündung für den Neubau der Albertina nennt Friedrich Mascher den Brand in der Hofburg, der deutlich machte, dass auch die Albertina extrem brandgefährdet war.

So entschloss man sich, einen brandsicheren Tiefenspeicher zu konstruieren, in dem die Schätze der Albertina sicher verwahrt werden können. Mascher unternahm eigens zu diesem Zweck Studienreisen zu den Schweizer Wertpapier-Depots, um Anleihen in der Sicherheitstechnik zu nehmen.


Speicher und Forschungszentrum

Nun gibt es den Speicher - im Rohbau ist er bereits fertig - unterirdisch versteckt in der Bastei. Zusätzlich konstruierten Steinmayr/Mascher ein Studien- und Forschungszentrum mit einer Fläche von 3.500 Quadratmetern, das von außen ebenso wenig sichtbar wird wie der Speicher.


Billige Nachkriegs-Renovierung

Wie Architekt Friedrich Mascher meint, haben auch andernorts die Wiederaufbau-Arbeiten der 50er Jahre das Barock-Palais einiges an Substanz gekostet. So ist die Bausubstanz in den unteren Etagen durchwegs sehr gut und verweist auf eine 800-jährige Baugeschichte.

In den oberen Bereichen wurde der Bombentreffer aus den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 in den 50er und 60er Jahren allerdings zum Teil mit sehr billigen Materialien renoviert - was nach Maschers Ansicht zu einem „seltsamen“ Aussehen führte.

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