Bauwerk

Bürogebäude Isovolta
ATP architekten ingenieure - Wiener Neudorf (A) - 2000
Bürogebäude Isovolta, Foto: Margherita Spiluttini
Bürogebäude Isovolta, Foto: Margherita Spiluttini

Flugzeugtechnik im Büro

Der Laminat- und Verbundstoffhersteller Isovolta hat sich mit den Architekten AT&P ein feines neues Zuhause mit Hightech- Einsprengseln gebaut.

14. November 2001 - Ute Woltron
Mitten im zwar übersichtlich strukturierten, von fescher Architektur aber nicht eben gesegneten Industrieareal von Wiener Neudorf steht seit einer Weile ein außergewöhnliches Bürohaus. Gebaut hat es das auf die Produktion und Entwicklung hochwertiger Kunststoffe spezialisierte Unternehmen Isovolta (Jahresumsatz: 2,6 Mrd. S/187,2 Mio. EURO), die ausführenden Architekten waren Achammer, Tritthart und Partner.

Die neue Isovolta-Zentrale (4755 m Bruttogeschoß-, 3942 m Nettonutzfläche) zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Zum einen nimmt das Haus für etwa 200 Mitarbeiter die schöne, hierzulande kaum je praktizierte Tradition des Aufstelzens auf, das heißt, man kann bis auf den Bereich des gläsernen Foyers unter dem eleganten Gebäude durchschauen. Zum anderen wurden für die Innenausstattung zum Teil Produkte aus der Unternehmenspalette verwendet, was sich in der sehr kargen, reduzierten, mit exzellenten Sichtbetonelementen verfeinerten Architektur durchaus gut macht.

Die Handläufe der Geländer im luftigen, großzügigen Stiegenhaus etwa bestehen aus hoch isolierenden Kunstharzen, die 100.000 Volt abisolieren können; die Liftkabinen sind mit Folien aus Technischen Laminaten ausgekleidet, die normalerweise im Flugzeugbau Verwendung finden. All diese, quasi zum Spaß hier eingesetzten Hightech-Spielereien sind natürlich Innenausbau-Unikate, weil sie aufgrund der hohen Produktionskosten nicht als architektonisches Massenprodukt in Frage kommen.


Kunststoffkocher

Die Materialien für Büromöbel und Wandverkleidungen sind hingegen wohlbekannte Standardprodukte: Die hier verwendeten max-Platten stammen ebenfalls aus den Isovolta-Kunststoffküchen, ihre Produktion bildet einen wichtigen Geschäftsbereich des Unternehmens.

Die Büros selbst sind schlicht, funktional und von Einzel- bis Großraum zu haben. Lichtbänder sorgen überall für Tageslicht, auch in den Gangzonen, und die Außenraumgestaltung ist ebenfalls vorzüglich durchdacht: Das Bürohaus liegt direkt an einem Ziegelteich, die Mitarbeiter dürfen sich im Sommer an einer Terrasse über dem See samt Einköpfelrampe freuen, und für den Winter hat Isovolta-Chef Silvio Kirchmair angekündigt, jeweils zu Weihnachten feierlich ein Bad im See nehmen zu wollen, sofern das angepeilte Unternehmensergebnis erreicht wurde, was für Arbeitsansporn sorgen dürfte.

Damit die Energieversorgung so fortschrittlich erfolgt, wie es sich für ein Technologieunternehmen gehört, produziert eine 180 m große Photovoltaikanlage an der Fassade mehr Strom, als verbraucht wird. Gekostet hat das Haus übrigens nur 57,6 Mio. Schilling, obwohl es mit 59 Mio. S veranschlagt war, was 11.800 S/m Bruttogeschoßfläche entspricht.

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