Bauwerk

Haus Schmuck
Hans Gangoly - Graz (A) - 1999
1. März 2001 - newroom
Wenn es Nacht wird über dem Grazer Becken. Sich am Passagierdeck des weißen Dampfers dem Wind aussetzen, dem Rauschen der hohen Fichten (oder dem des Meeres?) lauschen, die Kommandobrücke erklimmen und den Blick bis zu den Ufern der Koralpe schweifen lassen. Sich zurückziehen in den Bauch des Schiffes - Kajütenebene - das städtische Lichtermeer unter sich, noch vom Bett aus wahrnehmbar. Individuellen Träumen und Sehnsüchten - in diesem Fall von einem Haus am Hang, von weitem Blick, auch himmelwärts, von freiem Raum - haftet oft etwas Klischeehaftes an. Dagegen ist auch gar nicht einzuwenden, weil wesentlich nur scheint, wie der Architekt diese Klischees bedient. Hans Gangoly hat, ausgerüstet mit einer großen Portion Vertrauensvorschuß und einem Katalog von nicht gewünschten Hausattributen, ein Haus geplant, mit dem sich seine Bewohnerin heute begeistert identifiziert, das aber sicher eine Herausforderung war, an der man wachsen konnte.

Das weitgehend offene Wohngeschoß auf Zugangsebene wird durch zwei raumprägende freistehende Wandscheiben gegliedert - dem anthrazitfarbigen Rücken der Küchenzeile einerseits und einer sehr lebendig strukturierten, schön geschalten Sichtbetonscheibe, die die Vertikalerschließung vom Wohnraum trennt, zoniert und dem Wohnbereich Halt gibt in Bezug auf den Panoramablick der völlig verglasten Talseite nach Westen. Das Geschoß darüber reduziert sich auf den laternenartigen Ausstieg auf die Dachterrasse mit weitauskragendem Vordach, es versorgt jedoch die tiefere Zone des Wohnens zusätzlich mit Vertikallicht. Schlaf- und Nebenräume im untersten Geschoß sind linear angeordnet und äußerst sparsam ausgelegt. Erweitert werden sie durch einen durchgehenden Balkon mit kaum einsehbarer Dusche an einem Ende und einem sehr intimen, windgeschützten Freiraum am Übergang zum Gartenterrain. Die in Lage, Form und Grad der Offenheit differenzierten Freidecks sowie die beiden kleinen Gartenhöfe, die um das Haus herum entstanden, erweitern das an sich sehr ökonomisch dimensionierte Haus zum gebauten Lebens(t)raum. (Text: Karin Tschavgova, erschienen in: Architektur & Bauforum 03/2001)

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