Bauwerk

Haus A.
Hans Gangoly - Graz (A) - 2000
1. März 2001 - newroom
Häuser am Hang zeigen dem Näherkommenden oft ihren Rücken, ihr Wesen erschließt sich erst im Inneren. Ein nur von unten möglicher Zugang wie bei Haus A. schafft andere Planungsvoraussetzungen. Zu einem Haus hinaufzugehen, es frontal von unten anzusteuern, heißt, es in seiner Bedeutung anzuheben, auch wenn Haus und Zugang sich zurückhaltend geben. Aus dem Gehen wird ein Schreiten, aus der Hangerschließung eine Inszenierung - naturgemäß und erst recht, wenn der Gast am oberen Absatz erwartet wird. So ist es auch nur folgerichtig, dass Hans Gangoly alle Bereiche des Wohnens und Schlafens in das Obergeschoß verlegt hat und das Eingangsgeschoß der Diele, dem Besucher-WC und einer Einliegerwohnung vorbehalten ist. Die Inszenierung „Zugehen, ablegen, eintreten“ wird in mehreren Akten und Ebenen gespielt, obwohl der Haushalt kein herrschaftlicher ist und das Haus selbst sich als kleine, kompakte Form in äußerster formaler Zurückhaltung und Klarheit zeigt. Das mit den Freiterrassen annähernd quadratisch umschriebene Hauptgeschoß teilt sich talseitig in einen weitgehend offenen Wohnteil mit partiell abgetrennter Küche und in den hangseitigen Trakt mit den privaten Räumen. Verbunden (oder getrennt?) sind beide Bereiche durch den Luftraum über der Diele, der die beiden Geschoße miteinander in Verbindung setzt und von oben zusätzlich belichtet. Die Trennung in eine Vorderseite und eine Rückseite des Hauses bleibt deutlich, auch, weil die gedeckten Umgänge vor den nordseitigen Schlafräumen nicht weitergeführt wurden. Der Bezug zum Garten scheint zweitrangig gewesen zu sein, denn das Wohngeschoß präsentiert sich mit seinen geschützten und offenen Freibereichen wie eine Terrassenwohnung, abgehoben vom umgebenden Terrain.

Haus A. ist eine sehr urbane Manifestation, nicht nur wegen der Modernität, der Kühle und Klarheit der gewählten Materialien. In seiner Form ist es selbstreferenziell, es verweist auf einen Menschen, der städtische Anonymität und Isoliertheit schätzt. So gesehen ist die lange Inszenierung des Zugangs vielleicht das sich Bewußtmachen von Nach-Hause-kommen, von Bei-sich-sein. (Erschienen in: Architektur & Bauforum 03/2001)

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