Bauwerk

Trafik
Hans Peter Müller - Vöcklabruck (A) - 1996
Trafik, Foto: Hans Peter Müller
Trafik, Foto: Hans Peter Müller
Trafik, Foto: Hans Peter Müller
Der Bauplatz des Objektes, eine begrünte Verkehrsinsel im Zentrum einer Bezirksstadt im oberösterreichischen Alpenvorland. Die besonderen Merkmale des Ortes sind der Altbaumbestand und die durch den Kreisverkehr günstige Erreichbarkeit mit dem Auto. Die unmittelbare Nähe des Stadtplatzes und des Busbahnhofes gewährleisten eine hohe Fußgängerfrequenz. Städtebaulich ist ein alleinstehender Pavillon in einem Grünraum eine eher außergewöhnliche Bebauungsart, und daher war von Anfang an das Einbeziehen des Außenraumes ein entwurfsbestimmender Gedanke.

Der ehemalige Kiosk war sowohl von seiner Dimension als auch von seiner baulichen Ausführung (nicht behindertengerecht, Feuchtigkeitseintritt,...) den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Der Pächter wollte eine Vergrößerung seiner Verkaufsfläche, einen Büroraum mit Teeküche, Lagerflächen und eine Sanitäreinheit, Funktionen, die im bestehenden Objekt nur teilweise vorhanden waren.

Das Raumkonzept des Gebäudes basiert auf einem zweigeschoßigen Verkaufsraum, der sich im Horizontalen mit dem Büroraum verschneidet. Der Hauptraum ist ein Würfel, mit einer Kantenlänge von 5,3 m. Das Nebenvolumen mit Büro, Lager und Sanitäreinheit beträgt ein Drittel des Volumens des Hauptraumes. Die Gesamtproportion des Objektes beträgt: b:l:h 11:17:12
Von außen ist der Baukörper damit ein klar definierter Quader mit einem herausgezogenen Eingangsbereich.

Die Belichtung erfolgt hauptsächlich durch ein 9 m² großes nach Süden gerichtetes Oberlicht. Streiflicht gelangt tagsüber durch die Seitenfenster in den Raum. In der Nacht verwandelt sich das Objekt in einen riesigen „Lampenschirm“ und wird so zur leuchtenden Litfaßsäule.

Dem allgemeinen Verlangen – sowohl des Bauherrn als auch der Stadtgemeinde – nach einer kurzen Bauzeit, konnte durch eine vorfabrizierte Bauweise in Holzleimtechnologie Rechnung getragen werden.
Zur Ausführung gelangte eine Großtafelständerbauweise, die außen mit Industriesperrholzplatten und innen mit Fichtendreischichtplatten beplankt ist. Ein Element ist 13.5 m lang und 3 m hoch also etwa 40 m².

Die Skelettbauweise für die sichtbare Deckenunterkonstruktion mit Holzleimträgern (primär, sekundär, tertiär, Aufbau) ist wesentlicher Bestandteil der Architektur des Innenraumes.
Um Rißbildungen zu vermeiden und das Quell- und Schwindverhalten des Holzes exakt bestimmen zu können, und damit die einzelnen Teile vor Ort maßgetreu zusammenfügen zu können, mußte dieser Werkstoff eingesetzt werden.
Die Primärstruktur konnte in drei Tagen montiert werden, die Gesamtbauzeit inklusive Innenausbau betrug sieben Wochen.

Als Verkleidung der Außenwände ist eine 2,5 cm dicke und 14 cm breite horizontale unter 45 Grad geneigte gehobelte Lärchenholzschalung vorgeblendet. Auf eine zusätzliche Hinterlüftung der Wandelemente konnte verzichtet werden.

Durch die Wahl des Materials Holz und der strengen Geometrie des Baukörpers bedarf es einerseits keiner formalen Werbeträger, um die notwendige Aufmerksamkeit der Passanten zu erzielen, und andererseits ermöglichte es eine sehr ökonomische Herstellung.

Wie bei allen gewerblichen Nutzungen, fällt auch hier dem Eingangsbereich eine wesentliche sowohl architektonische als auch funktionelle Aufgabe zu. Einerseits ist es von außen das einzige nicht in Holz ausgeführte Element, und andererseits schiebt sich der Kubus aus dem Hauptkubus heraus und macht so auf seine Besonderheit aufmerksam. Die funktionalen Anforderungen waren neben dem Eintreten und Verlassen des Gebäudes: Werbeträger, Vitrine, Zigarettenautomat, Schmutzfänger und Pufferraum zur Anlieferung der Zeitungen, welche in der Nacht angeliefert werden (Doppeltür). Der Schlüssellocheffekt wird noch zusätzlich durch das Lochblech verstärkt. Von innen ist die Öffnung der Türe der einzige direkte Sichtbezug zum Außenraum und daher für die Angestellten von enormer Wichtigkeit. (Hans Peter Müller)

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Für den Beitrag verantwortlich: Österr. Holzleimbauverband

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Norbert Knoll

Tragwerksplanung