Wohn- und Siedlungsbau zählen zu den wichtigsten Parametern der Wirtschaft und der Kultur des Alltags. Gravierende Veränderungen der Randbedingungen und des Bedarfs verlangen hier nach Reform der scheinrationalen, von der Realität längst überholten Normen. Die Herstellung von sozialem Wohnungsbau als Schlüsselsektor eines nachhaltigen Städtebaus ist technisch, ökonomisch und planerisch nicht auf der Höhe der Zeit. In Salzburg gab es in den letzten Jahrzehnten verschiedene Ansätze zum Besseren, es gab Teilerfolge aber auch Rückschläge. Die Jury nominiert ein nicht eingereichtes, jedoch in die Besichtigungstour aufgenommenes Projekt für eine Anerkennung – als Signal dafür, dass die skizzierte Problematik nicht über Minimal-Konsense bewältigt werden kann, dass es vielmehr immer wieder der Impulse und auch der Risken der Bauträger:innen, der Planer:innen und aller Beteiligten bedarf, wenn die notwendige Weiterentwicklung erreicht werden soll.
Die Wohnanlage in der Steinerstraße unterscheidet sich von den übrigen, ebenfalls besichtigten neuen Wohnbauten. Hier wurde eine zeitgemäße Überlagerung von erdverbundenen, mehrgeschoßigen Reihenhäusern mit introvertierten Single-Wohnungen sowie mit Penthouse-Sondertypen versucht. Speziell die Verknüpfung von abgeschirmten Gartenstreifen mit den Bautrakten und die gesamte räumliche Zonierung des Terrains zeigen praktikable Ansätze, die über die landläufige Ratlosigkeit in der Verbindung von Baukörpern mit Freiräumen hinausweisen – auch wenn hier wesentliche Planungselemente der Architekten nicht zur Durchführung kamen. Interessant ist auch der Ansatz, den oft problematisch empfundenen Reihencharakter solcher Bautrakte durch die homogene Fassaden-Membranverkleidung zu vermeiden und damit einen großzügigen, leichten und nicht-monumentalen Ausdruck der Baumasse zu erreichen. (Jurytext Architekturpreis Land Salzburg 2002, Otto Kapfinger)