Bauwerk

Bildungshaus Schloss Puchberg
Luger & Maul - Wels (A) - 2003
Bildungshaus Schloss Puchberg, Foto: Walter Ebenhofer
Bildungshaus Schloss Puchberg, Foto: Walter Ebenhofer

ArchitekTour: Bildungshaus Puchberg umgebaut

26. März 2003 - Romana Ring
Das Bildungshaus Schloss Puchberg ist - als Einrichtung der Diözese Linz - fünfzig Jahre alt. Das Gebäude allerdings blickt auf eine wesentlich ältere Geschichte zurück, ist es doch aus einem Renaissanceschloss hervorgegangen, dem seit 1960 in mittlerweile vier Bauetappen mehrere Erweiterungsbauten hinzugefügt worden sind. Der vorläufig letzte Umbau des Bildungshauses, von den Gewinnern eines geladenen Architektenwettbewerbes, den Welser Architekten Max Luger und Franz Maul geplant, hat das Haus rechtzeitig zu den Jubiläumsfeiern ein weiteres Mal als Ort etabliert, an dem die Bildungsarbeit ihrem hohen kulturellen Anspruch auch räumlich gerecht wird.

Luger/Maul hatten die Aufgabe, die bestehenden Gebäude an die Erfordernisse eines modernen Seminarbetriebes anzupassen und insbesondere die Verbindung zwischen den einzelnen Bauteilen funktional und ästhetisch neu zu formulieren.

Dabei spielte die respektvolle Wahrnehmung der Geschichte des Hauses eine ebenso wichtige Rolle wie der klare Ausdruck zeitgenössischer Formvorstellungen. Der Eingang wurde unter Beibehaltung der alten Erschließungsachse des Renaissancehofes durch die formal sehr zurückhaltende Verglasung des Arkadenganges komfortabler gestaltet.

Ein neuer Rezeptionsbereich gleich bei Kaffeebar und Hauptstiege übernimmt die Verteilerfunktion im Haus. Im Schutze einer rundum gläsernen, glasgedeckten Halle gelangt der Besucher in den quadratischen Kubus, den Luger/Maul aus dem Bestand des Feierraumes mit der darunter liegenden Kapelle (Karl Odorizzi, 1960) geformt haben. Ein glasummantelter Aufzug erschließt die beiden Obergeschosse des historischen Gebäudes behindertengerecht.

Eine Bodenplatte und eine Deckenplatte bilden, an der Nordseite ein wenig über die Oberfläche eines kleinen Teiches kragend, den Raum. Die Wände sind in Glas aufgelöst, sodass der neue Bau den reinen Typus des Pavillons verkörpert, der im Dialog zwischen herrschaftlichem Ansitz und Parklandschaft ein klassisches Motiv darstellt.

Dieser Pavillon birgt nun neben dem Feierraum und seiner durch eine Faltwand zuschaltbaren neuen Erweiterungsfläche ein großzügiges Foyer, das der Kommunikation dient und dem Abgang in die Kapelle einen würdigen, von einem Glasausschnitt in der Decke erhellten Abgang bietet. Der massive Körper des Feierraumes ist mit dunklem Kork ummantelt und von der Glasfassade umhüllt, die im Norden um Gangesbreite von dem somit erhaltenen Betonglasfenster (Rudolf Kolbitsch) abgerückt einen zwar bauphysikalisch motivierten, in seiner Wirkung aber durchaus poetischen Raum über dem Wasser umschließt. Auch die über eine bewusst dunkel gehaltene Eingangszone zu betretende Kapelle bezieht sich nun mit einer neuen, großflächigen Verglasung noch stärker auf das Wasser als bisher.

Dieser Dialog zwischen Gebäude und Naturraum als Leitmotiv des Hauses, seine Transparenz und nicht zuletzt das Neue, das entsteht, wenn man Vorhandenes bewusst ein wenig anders sieht, findet seinen Niederschlag auch in den Bildern, die Edith Maul-Röder vom Prozess der Baustelle festgehalten hat und die großformatig auf transparentem Material montiert zurzeit im Foyer zu sehen sind.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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