Bauwerk

MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater
UNStudio - Graz (A) - 2008
MUMUTH - Haus für Musik und Musiktheater, Schaubild: UNStudio
21. Juni 2009 - Az W
Das Gebäude befindet sich in einem Wohnviertel im Nordosten von Graz, einst feine Vorstadtgegend, in der heute vorrangig Studierende leben. Das Gebäude bildet am Areal der Hochschule einen Kontrast zum Altbestand und den umliegenden Stadtvillen. Die Metallfassade verbirgt den betonierten Twist im Inneren. Der Vorplatz des MUMUTH weist auf das Innere hin: er wurde betoniert, abgerundete Kanten säumen das Gebäude rund ein und definieren den Außenraum.

Das Haus bietet Platz für die gesamte Musiktheaterproduktion: Tischlerei, Kostümfundus, Tontechnik, zahlreiche Probenräume sowie einen Raum für Orchesterproben. Die Probenräume werden abends zu Künstlergarderoben umfunktioniert. Die Multifunktion ist Teil des Bespielungskonzeptes. Das großzügige Besucherfoyer im ersten Stock bietet Platz für Bespielung unterschiedlichster Art. Zahlreiche Schienen wurden dafür in der Decke mitgeplant.

Das MUMUTH ist ein Haus mit vielen Gesichtern: Nachts, bei Betrieb, bespielen LEDs die Fassade und das innen erhellte Gebäude „öffnet“ sich für den Betrachter. Tagsüber hingegen bietet die vorgehängte Fassade Sichtschutz für die probenden Musiker. Das feine Gitternetz öffnet den Blick ins Freie, hindert jedoch neugierige Einblicke. Auf der Fassade „tanzen“ stilisierte Noten und Instrumente. Diese „mutierten Noten und Instrumente“ finden sich auch im Inneren des Gebäudes: im György Ligeti-Saal taucht das Muster in mehreren Ebenen übereinander montiert als Wandverkleidung auf. Damit der Gesamteindruck des Gebäudes nicht zu bunt gerät, entschlossen sich die Architekten zu einem reduzierten Farbkonzept. Die Farbe Aubergine in verschiedenen Aufhellungen, Blasslila im Foyerraum, dunkles Lila für die Wandverkleidung im Aufführungssaal. Die raumakkustische Wirkung der Wandverkleidung ist so effektiv, dass Aufführungen ohne elektronische Steuerung der Raumakkustik möglich sind. Hubpodeste im Besucherraum verändern die Bühnensituation.

Beim Aufstieg in den Foyerraum im ersten Stock, hier befindet sich der Eingang in den Aufführungssaal, tritt der „Twist“ in Szene. Dieser „Twist“ ist eine Treppenkonstruktion, die das Gebäude trägt und die dem MUMUTH bereits im Bauzustand große mediale Aufmerksamkeit beschert hat. Besuchern des Musiktheaters sei nahegelegt, das MUMUTH entweder zeitig zu betreten bzw. spät zu verlassen, denn im menschenleeren Haus kommt das geniale Gefüge, das sich rund um den „Twist“ entwickelt, erst so richtig zum Tragen. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at