Bauwerk

Haus Muckendorf
MOOSMANN ZT GmbH - Muckendorf (A) - 2004
Haus Muckendorf, Foto: Thomas Moosmann
Haus Muckendorf, Foto: Thomas Moosmann

Raffiniert gerastert

Einem designkundigen Bauherrn plante Architekt Thomas Moosmann am langgestreckten Grund im Tullnerfeld ein konsequent im Raster aufgebautes Haus. Grundmaß und Schritt gibt die Pergola vor, die als strukturabbildendes Rückgrat die Ostlängsseite flankiert. Sie verwandelt die Parzelle zur Inszenierung aus Hof, Vor- und Hintergarten um den raffinierten Hausquader mit Innenatrium in der Mitte.

21. Mai 2005 - Isabella Marboe
Ein- bis zweistöckige Hauszeilen säumen die kapellengezierte, dörfliche Hauptstraße einer Kleingemeinde im Tullnerfeld. Im Norden verläuft die Donau an der Stromsiedlung, im Süden die Bahntrasse im Grünen, dazwischen der stille Ort. Der Bauherr arbeitet in Wien, wo er nichts Angemessenes fand.

In diesem Landidyll hatten die Eltern einen Baugrund von extremer Lage und Zuschnitt. 14 Meter breit, 70 Meter lang, erstreckt er sich von der örtlichen Hauptverkehrsader im Süden zum Damm im Norden, der kleingartenbesiedelt in die Donau-Auen übergeht. Dem Bauherrn schwebte ein bedürfnisgerecht adaptierbares, rationelles Fertigteilsystem vor, im Internet stieß er auf den mamo-Modul und kontaktierte Architekt Thomas Moosmann.

Der erfüllte den gestalterisch hohen Anspruch nach einem reduziert designten Haus mit Keller in präziser, fertigteilkompatibler Planung. Sicht-schallschützend und elegant rahmen drei ahornbaumgesäumte Sichtbetonscheiben den Carport an der Straße, die puristische Black Box am Eingang birgt Müll-und Abstellräume. Innen schwarz, wird die Wand zur abstrakten Fläche, hinter der das Dorf entschwindet. Haus und Garten sind eine Welt für sich, die konsequent im Konstruktionsraster zwei zu eins im Ein-Meter- Modul (Statik: FCP) aufgebaut ist.

Sein Maß gibt die Pergola vor, die als strukturabbildendes Rückgrat die Ostlängsseite säumt, sie inszeniert und rhythmisiert. In ihrem strengen Stützenraster durchschreitet man den stillen, hofartigen Vorgarten mit Lärchenholzterrasse und Schwimmbiotop vorm Wohnraum. Innen und dahinter setzt sich der Raster fort, als Verbindungselement laufen die Pergolabalken übers Flachdach, das nord-und südseitig himmelweitend verglast in Holzrahmen auf erdenden Stützen mit Gartenblick endet. An diesen Rändern wird das homogene Innere durchlässig. Dunkler Nussboden, braune Wände und Decke im Wohn- und flächendeckender Elfenbeinton im Schlafbereich schaffen schatullenartige Raumstimmung. Lokale Betriebe (Fa. Leitzinger, Fa. Loley) führten die feine Tischler- und Glaserarbeiten aus. Der eingeschossige Grundriss von 10 mal 20 Metern resultiert aus dem Stützenraster, der mit Lichtlinien bestückt effektvoll und konsequent das ganze Beleuchtungssystem trägt. Reizvoll variieren die 2,80 Meter hohen Freifelder dazwischen das Thema. Im Verhältnis eins zu zwei geteilt, reagieren Glaselemente, Türen und raffinierte Lärchenholzpaneele, die in dunklem Nussbraun lasiert von einer hinterlüfteten Glasvorhängeschale witterungsgeschützt sind, auf Raum und Licht. Differenziert spiegeln drei Seiten den Garten, während sich die Westfront vom Glaseck übers Oberlicht am Bad sacht zum schmalen Blickstreifen am Schlafzimmerboden schließt.

Übers Nachbargrün hinweg korrespondiert die bauordnungsgemäße Sichtbetonfeuermauer im Osten mit der Eternitwand gegenüber. Diese Flanke unterbricht die Pergola und schenkt Intimität. Innen fällt durch frei liegende Deckenbalken Licht aufs japanisch schlichte Atrium davor. Es markiert den Übergang von Wohnzu Schlafzone. In diesem Zwischenreich steht die silber gestrichene MDF-Arbeitsbox mit umlaufenden, raumillusionistisch weitendem Spiegelband, genauso ist die Kastenwand mit integriertem WC an der einläufigen Kellertreppe gestaltet. Davor erstreckt sich weit das offene Wohnen mit Silberküche, Tisch am Atrium, Garderobenbox, Kamin und einer Couch, von der man ins Freie abhebt.

Eine Silberwand mit Spiegelband, die zwei Bäder und Schrankraum in der Mitte birgt, bildet die Demarkationslinie zu den Schlafräumen. Im Verhältnis, in dem sie das Wohnen teilt, teilt das Haus den Garten, der hinter der Terrasse in die Aulandschaft ausfließt.

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