Bauwerk

Gartenschau Pavillon
Zaha M. Hadid - Weil am Rhein (D) - 1999
Gartenschau Pavillon, Foto: Angelo Kaunat
Gartenschau Pavillon, Foto: Angelo Kaunat

Ein basilikaler Pavillon

Das neue Haus von Zaha M. Hadid in Weil am Rhein

12. März 1999 - Lutz Windhöfel
Rund zwei Kilometer südlich von ihrem allerersten Haus, das sie 1993 für die Basler Design- Firma Vitra realisierte, hat Zaha M. Hadid, die irakische Architektin mit Büro in London, im deutschen Weil am Rhein einen Pavillon für die «Grün 99», die diesjährige Gartenschau des Landes Baden-Württemberg, fertiggestellt. Der 140 Meter lange Bau, der 3,4 Millionen Mark kostete, dient während der Schau als Pavillon des veranstaltenden Bundeslandes. Danach soll er als Ausstellungs- und Konferenzhaus einem «Trinationalen Umweltzentrum» dienen.

Zaha Hadid, die in Rom ein Zentrum für Gegenwartskunst bauen soll, wäre nicht die international bekannteste Vertreterin ihrer Zunft, wenn ihre Architektur nicht Bewegung und Tempo repräsentieren würde. Auf dem Bauplatz, der zwischen den Städten Weil (greifbar im Norden) und Basel (sichtbar im Süden) liegt, ist mit der flachen, in der Landschaft liegenden Kubatur (grösste Höhe 6,3 Meter) ein Haus entstanden, das einen dünn bebauten, aber schon zersiedelten «ländlichen Stadtraum» zentriert und ihm ein urbanes Element gibt.

In der Mitte von Hadids neuem Bau liegt ein rampenartiger Weg, auf dem der Besucher die Architektur in der gesamten Länge «überlaufen» kann. Die von Westen her sanft ansteigende 50 Meter lange «Flanierstrasse» verläuft auf dem Dach des Pavillons horizontal und führt über tiefe, unbequeme Tritte eines eleganten Treppenlaufs in die Gartenlandschaft zurück. Hier, im Südosten, liegt die Schauseite der Architektur. Die teilweise gewölbte Fassade der grossen Pavillonhalle hat auf dieser Seite gleich mehrere Eingänge. Grosse Glaspartien geben der expressiven, reinen Gussbetonkonstruktion Licht und Dynamik. Mit Bauelementen in der Form eigenwilliger Geometrien erhält der Bau eine skulpturale Präsenz. Unter dem Spazierweg des Daches liegt im Parterre der Haupteingang, der mit Lichtbalken im Betonboden (eingelegte, von unten beleuchtete Glasplatten) zu Versorgungsräumen und dem Sanitärbereich führt. Die Architektur hat hier in Grund- und Aufriss eine basilikale Struktur. Vom Hauptportal im Nordosten betritt man ein erhöhtes Mittelschiff. Das linke Seitenschiff ist sichtbar. Das rechte liegt hinter einer Wand (hier befinden sich Büros und Tagungsräume) und ist als solches nur auf dem Plan zu erkennen. An beiden Seiten des «Mittelschiffs» hat der Bau zudem Fensterbänder, die an den Obergaden einer Kirche erinnern.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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