Bauwerk

Hotel Klinglhuber
Neururer & Neururer - Krems an der Donau (A) - 1996
Hotel Klinglhuber, Foto: Margherita Spiluttini
Hotel Klinglhuber, Foto: Margherita Spiluttini
5. Juli 2002 - ORTE
Allein schon die Vorgeschichte dieses Hotelneubaues ist interessant, denn sie kann als Beleg dafür gelten, daß Gestaltungsbeiräte manchmal durchaus sinnvolle Einrichtungen sind. Indiesem Fall war es so, daß der in Krems angesehene und bekannte Gastwirt Klinglhuber beim örtlichen Baudirektor Wolfgang Krejs mit einem Hotelprojekt vorstellig wurde, das gewissermaßen jeder Beschreibung spottete. In der Folge fiel es dann auch im Kremser Gestaltungsbeirat - Friedrich Achleitner, Ernst Beneder und Johann Georg Gsteu - durch.

Das hatte insofern weitreichende Konsequenzen, als sich der Bauherr nach ausführlichen Gesprächen mit den Architekten schließlich doch bereit fand, die Kosten für die Ausgangsplanung „abzuschreiben„ und das Projekt ein zweites Mal und vollständig neu in Angriff zunehmen. Und wie man jetzt sieht, hat sich dieser Einsatz gelohnt.

Denn das „erste Teilstück„ der auf zwei Bauetappen angelegten Planung von Neururer & Neururer setzt hier, an der Altstadtgrenze, wirklich einen wichtigen und bemerkenswerten Akzent. Das Angenehme an diesem Hotelneubau ist dabei, daß er mit den Bedingungen vor Ort so selbstverständlich umgeht, obwohl die Frage der Anpassung an die – übrigens recht heterogene - Umgebung für die Architekten sichtlich kein Thema war.

Und wie es jetzt dasteht, verdankt ihm der Platz einen wohltuend urbanen Akzent und damit einen viel ausgeprägteren Charakter.

Atmosphärisch hat dieses Haus tatsächlich allerhand zu bieten. Denn den Architekten ist es gelungen, den kleinlichen Geruch von Provinz sehr konsequent zu vermeiden und dennoch nicht in ein unangemessenes Gegenteil zu verfallen. In einem Städtchen wie Krems ist ein solcher strategischer Umgang mit dem zeitgenössischen Architekturvokabular höchst bedeutsam.

So ist aus einer zunächst unglücklichen Vorgeschichte ein sonderbarer Glücksfall geworden, von dem letztlich alle Beteiligten profitieren: die Stadt Krems, weil sie ein vorzeigbares Gebäude bekommen hat; die Bauherrschaft, weil sich das Hotel offensichtlich zum Erfolg mausert; und die Architekten natürlich auch. (Text: Liesbeth Waechter-Böhm, Zitate aus: Schlichtheit währt am längsten, Architektur aktuell, Nr. 198, Dezember 1996, Seite 74-87.)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlöglbaudatenbank[at]orte-noe.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Franz Klinglhuber

Tragwerksplanung

Fotografie