Bauwerk

Café Bar Hendrik
Franz Sam - Krems an der Donau (A) - 1995
Café Bar Hendrik, Foto: Franz Sam
Café Bar Hendrik, Foto: Franz Sam
Café Bar Hendrik, Foto: Franz Sam
21. Juni 2002 - ORTE
Vom Hohen Markt, dem ältesten Teil der Kremser Altstadt, herkommend, nach den Arkaden der Gozzoburg, trifft man linkerhand, vor einem in die Gasse hineinspringenden Gebäude, auf ein verglastes Eingangsportal. Fast könnte man es übersehen, denn nur ein zurückhaltender Schriftzug weist darauf hin, daß sich dahinter das „Hendrik„ befindet, eine Cafe-Bar, die es in sich und das Zeug zum Geheimtip hat.

Über wenige Stufen gelangt man in einen langen, röhrenförmigen Raum, dessen gewölbte Deckentonne seitlich bis zum Boden reicht. Die archaische Raumform läßt sofort eine neugierige Erwartungshaltung aufkommen. Ein Blick an die Gewölbedecke läßt kaum Zweifel am Alter, die rohen Bretter der Gewölbeschalung haben im Kalkmörtel ihre Negativform hinterlassen. Fragmentarisch sind gewisse Segmente mit weißem und rotem Verputz bedeckt, später erfahren wird, daß hier die Gewölbeuntersicht bereits beschädigt war. Franz Sam, der Architekt, hat nur dort, wo es nötig war, neue Oberflächen angebracht. Mit einfachen Mitteln: aus zeitgenössischen Schaltafeln und verzinkten Stahlrohrgestellen wurde die Einrichtung gestaltet. Für die Tischplatten der Bartheke und der Stehtischchen dient dagegen kräftiges Edelholz.

Die fragmentarische Einrichtung in der Art einer Assemblage wirkt in einer zweckmäßigen Art vorläufig, aber keineswegs provisorisch, eher scheinen die Einbauten auf das notwendige Minimum reduziert und auf spätere Ergänzung ausgelegt. Pionierstimmung kommt auf, was sicher nicht ganz falsch ist, denn eine derartige Bar kann man in der Region der alten Doppelstadt meilenweit suchen.

Trotz der vielschichtigen Einbauten wird die fundamentale Kraft des langen Einraumes nicht beeinträchtigt. Der Dialog über Jahrhunderte zwischen den Materialien und Oberflächen wertet ihn auf: sowohl alt als neu stehen als Teil für das Ganze. Diese Überlagerung erlangt dann ihre eigentliche Qualität, wenn Gäste das Lokal bevölkern.

Architekt Franz Sam, der zehn Jahre als Projektarchitekt für Coop Himmelblau gearbeitet hat, weiß, wie die Ingredienzien zu diesem Architektur-Cocktail zu mischen sind. Mit diesem Lokal hat sich in Krems ein weiteres Mal internationales Flair konkretisiert, dessen Qualität keinen Vergleich zu scheuen braucht. Ein junges und junggebliebenes Publikum, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schätzen weiß, kommt hier in gestalterischer Hinsicht voll auf seine Rechnung. Das ist nicht bloß ein Abglanz der Metropole, das „Hendrik„ ist die Sache selbst. (Text: Walter Zschokke, Auszüge aus: Cafe Bar Hendrik, Krems: Von Architket Franz Sam, Wien/Krems; Ein Beitrag von ORTE-architekturnetzwerk niederösterreich, in: NÖ schön erhalten - schöner gestalten, Ortsbild-Broschüre der Baudirektion-Ortsbildpflege im Amt der NÖ Landesregierung, Heft 68/Februar 1997, Seite 22 f.)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlöglbaudatenbank[at]orte-noe.at

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