Bauwerk

Stadtbad Dornbirn
Cukrowicz Nachbaur Architekten - Dornbirn (A) - 2005

Jurytext Staatspreis Architektur 2008

22. August 2008 - newroom
Als öffentliches Hallenbad in zentraler Lage war das Stadtbad Dornbirn seit seiner Eröffnung in den 1960er-Jahren wichtiger Angelpunkt im sozialen städtischen Gefüge. In einem parkähnlichen Garten und zwischen locker verteilten Villen situiert, war der Baukörper aus Glas und Sichtbeton mit seiner nach oben geknickten Dachform von Beginn an ein markantes städtebauliches Zeichen. Daran knüpfen die Architekten Cukrowicz und Nachbaur an, indem sie Struktur und Dachform des Bestandsgebäudes erhalten und mit den Erweiterungen sowohl nördlich als auch südlich davon anschließen.

Neben der Klärung des Grundrisses standen vor allem die Kontinuität des Schwimmbads als städtische Freizeiteinrichtung und, damit verbunden, die bewusste Beibehaltung einer sachlichen und reduzierten gestalterischen Sprache im Vordergrund.

Man betritt die Anlage – und zwar den nördlich an den Bestand gesetzten, niedrigeren und straßenseitig verglasten Zubau – über einen leicht erhöhten, zurückhaltend gestalteten Vorplatz, der bei Schönwetter als Gastgarten dient. Von hier gelangt man zum Restaurant, das auch von nicht schwimmenden oder saunierenden Gästen benutzt werden kann. Linkerhand sieht man über eine raumhohe Verglasung in die Schwimmhalle, rechts befinden sich die Kassa und der Eingang zu den Umkleidekabinen bzw. zum Saunatrakt. Letzterer ist nur klein, jedoch umso differenzierter: Entlang eines Mittelgangs, der sich fast über die gesamte Breite der Anlage erstreckt, sind an der nach innen gewandten Seite die diversen Saunaeinrichtungen aufgefädelt (Sauna, Dampfbad, Kaltwasserbecken, Ruheraum), wobei jede dieser „Zellen“ einen spezifischen Charakter aufweist. An der Gebäudeaußenseite hingegen befinden sich fünf thematisch und farblich unterschiedlich gestaltete Lichthöfe, die den geschlossenen und intimen Gebäudeteil belichten und rhythmisieren. Parallel dazu sind – in ihrer ursprünglichen Lage unverändert – die Umkleide- und Duschräume untergebracht. Sie wurden ebenfalls saniert und modernisiert und dienen als Schleuse in die große Schwimmhalle. Hier befindet sich mit dem Sprung- bzw. Schwimmerbecken und dem Nichtschwimmerbecken der alte Kern des Gebäudes. Ein weiterer „Streifen“, nämlich eine Galerie, die als Liegebereich und Zusehertribüne genutzt werden kann, verbindet diesen Teil mit dem zweiten, südlich anschließenden Erweiterungsbau, sodass die gesamte Halle als angenehm gegliederte Großform wahrgenommen wird. Diese Erweiterung beherbergt das Sportbecken sowie einen Eltern-Kind-Bereich und, auf Wunsch des Bauherrn, eine Rutsche. Diese ist auf den ersten Blick als solche nicht erkennbar, verbirgt sie sich doch in einem völlig geschlossenen, schwarzen Rutschenturm, der über das Hallendach hinausragt, verfügt aber dank optischer und akustischer Effekte über einen hohen Erlebniswert. Durch die großflächigen Verglasungen an drei Seiten der Halle taucht man als SchwimmerIn zugleich in den Park und die Stadt ein.

Neben der schlüssigen und übersichtlichen Raumabfolge beeindruckt besonders die Qualität des Bades in materieller Hinsicht. Der Boden der Schwimmhalle wurde mit einem fußwarmen, fugenlosen geschliffenen Asphalt vergossen, der über sämtliche Niveausprünge hinweg alle Bereiche inklusive der Wärmebank zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken zusammenfasst. Neben dem Schwarz des Asphalts und des Rutschenturms ist Weiß die zweite vorherrschende Farbe. Lediglich das Babybecken wurde in einem warmen Ziegelrot eingefärbt. Auffallend sind die akustische Gedämpftheit und die atmosphärische Weichheit der Oberflächen trotz der strengen formalen Struktur, die vor allem im Grundriss ablesbar ist. Die Farben sind gedeckt, das Holz im Saunatrakt ist unbehandelt, auch der Asphalt wirkt fast samtig. Die Außenhaut der Schwimmhalle besteht aus Kupferblech, der nördliche Zubau ist holzverschalt. Das gesamte Bad wurde natürlich auch bauphysikalisch modernisiert und mit einem Energiekonzept versehen, das bewirkt, dass die Betriebskosten trotz verdoppelter Nutzfläche nicht gestiegen sind. (Jurytext: Eva Guttmann)

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