Bauwerk

Elementfertigungshalle Obermayr
F2 Architekten - Schwanenstadt (A) - 2005
Elementfertigungshalle Obermayr, Foto: Walter Ebenhofer

Holz-Philosophie im Industriebau

Wenn ein Holz verarbeitender Betrieb – genauer die Firma Holzbau-Obermayr – sein eigenes Betriebsgebäude aus Holz errichtet, ist das noch nicht sonderlich bemerkenswert. Ein Bau, wie ihn die in Schwanenstadt ansässigen F2 Architekten gemeinsam mit dem betriebseigenen Konstruktionsbüro ihrer Auftraggeber entwickelt haben, zieht jedoch beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich und erreicht damit – neben seiner Funktion als Fertigungshalle – gleich mehrere Ziele.

16. Juni 2008 - Romana Ring
Zum einen wird mit Hilfe der ausdrucksstarken, die eingefahrenen Geleise des landläufigen Holzbaus deutlich hinter sich lassenden Formensprache Holz als moderner Baustoff gezeigt, mit dem sich formal wie konstruktiv einiges anstellen lässt, sofern man damit umzugehen weiß. Zum anderen aber wird Holz als wesentlicher Teil eines in der Firmenphilosophie verankerten Ansatzes zum ökologisch nachhaltigen Denken und Handeln präsentiert.

Denn wenn man in der Kalkulation eines Bauwerks neben den Errichtungs- und Betriebskosten auch die zur Herstellung des Gebäudes aufzuwendende Energie und die Frage nach dem dereinstigen Abbruch einbezieht, ist heimisches Holz als Baustoff nahezu unschlagbar. Der für den Wandel vom Baum zum Bauholz nötige Energieaufwand ist im Vergleich mit jenem für andere Baustoffe gering. Ähnliches gilt für die Lager- und Transportkosten, was schon durch die kurzen Transportwege und das geringe Gewicht von Holz in Relation zu seiner konstruktiven und bauphysikalischen Belastbarkeit bedingt wird.

Vielfach sparsam

Diese Voraussetzungen wiederum ermöglichen schlanke und somit hinsichtlich des Flächenverbrauchs sparsame Konstruktionen – ein Aspekt, der im ganzheitlich ökologischen Denken ebensowenig fehlen darf wie die Möglichkeit zur Vorfertigung und die damit verbundene Verkürzung der Bauzeit. Denn diese lässt sich nicht nur in Geld, sondern selbstverständlich auch in Energieverbrauch beziffern. Hat man nun das Gebäude aus Holz – und welcher Baustoff würde sich aufgrund seiner bauphysikalischen Eigenschaften besser dafür eignen – wie die von uns betrachtete Fertigungshalle als Passivhaus errichtet, entsprechend sparsam betrieben und mit wesentlich geringerem Aufwand als etwa einen Massivbau den im Lauf der Zeit wechselnden betrieblichen Anforderungen angepasst, wird man es auch einmal demontieren und wiederverwerten oder – im schlimmsten Fall – verbrennen können. Selbst dann gibt das Holz nicht mehr Kohlendioxid an die Atmosphäre ab, als es im Wachstum gespeichert hat.

Sommer und Winter

Dieser umfassende ökologische Ansatz der Auftraggeber steht naturgemäß nicht als einziges Motiv am Anfang der Planung, sondern wird um den Wunsch nach einer humanen Arbeitswelt und nicht zuletzt das Bekenntnis zu qualitätvoller zeitgenössischer Architektur ergänzt. Die F2 Architekten haben die etwa 3.500 m² große Bodenfläche der Halle mit einem Faltwerk überspannt, das, im Westen aus dem Boden aufsteigend, im Osten als weit auskragendes Vordach seinen Abschluss findet. Die Ober- und Untergurte des tragenden Fachwerks sind wie die Dachplatten und Wandelemente der Halle aus Holz gefertigt, die diagonalen Stäbe zur Verringerung der Querschnitte aus Stahl. Über die Flanken der Fachwerksträger dringt das Tageslicht durch blendungsfreies Spezialglas gleichmäßig aus großer Höhe tief in die Halle und wird nur bei Bedarf, elektronisch gesteuert, durch Kunstlicht ergänzt. Damit sind gute Belichtungsverhältnisse mit der geringst möglichen Energiezufuhr gewährleistet. Da die Fertigungshalle als Passivhaus funktioniert – die Raumtemperatur von mindestens 15°C also sommers wie winters ohne Heizung gehalten wird – und der Produktionsablauf selbst kaum Wärmequellen birgt, wurde der solare Wärmeeintrag durch große südseitige Verglasungen optimiert, während eine zentral gesteuerte Nachtkühlung sommerlicher Überhitzung entgegenwirkt.

Inzwischen wird die Halle seit zwei Jahren genutzt und die Erfahrungen sind durchwegs positiv. Es herrscht ein angenehmes Raum- und Arbeitsklima, der Umgang mit dem Gebäude funktioniert klaglos und nicht zuletzt hat die Zahl der Krankenstände der MitarbeiterInnen signifikant abgenommen. (Zeitschrift Zuschnitt 30, 2008; Seite 10f.)

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Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt

Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifelzweifel[at]proholz.at