Bauwerk

Ground Zero - Neubebauung
- New York (USA) - 2002

Die Evolution des Siegerprojektes

9/11

Die Neubebauung von Ground Zero hat unterschiedlichste Interessen zu befriedigen. Der Pächter Larry Silverstein hat Wettbewerbssieger Daniel Libeskind ehemalige Konkurrenten beigestellt, um seine Bedürfnisse durchzusetzen.

12. September 2003
Worum es am Ground Zero vor allem geht, sagt Architekt Daniel Libeskind, ist es, zwei scheinbar unvereinbare Aspekte zusammenzubringen: Gleichzeitig das Andenken an die Zerstörung und die Helden zu bewahren und ein Gebäude zu errichten, das den Charakter einer zukunftsorientierten, optimistischen und vitalen Stadt widerspiegelt. Mit seiner Vision dieser Verbindung hat er den Wettbewerb um den wohl meistbeachteten Bauplatz der Welt gewonnen. Sein Masterplan sieht anstelle der Twin-Tower vor, einen 541 Meter hohen „Freiheitsturm“ aus einem Konglomerat aus Gebäuden ragen zu lassen. Details standen zum Zeitpunkt der Wettbewerbsentscheidung noch keine fest. Libeskind kämpfte mit symbolischen Werten: einem Turm, höher als jeder bisher gebaute, als Signal eines unbesiegbaren Amerika, mit einer Höhe von 1776 Fuß als Spiegel der amerikanischen Unabhängigkeit.

Architektur hat aber auch handfestere praktische Interessen zu berücksichtigen. Die vertritt vor allem der Developer Larry Silverstein, der das Gelände gepachtet hat und wieder profitmaximiert bebaut haben will. In jedem Fall will er - entgegen Libeskinds ursprünglichen Ideen - jene zehn Millionen Quadratmeter Bürofläche wiedererrichtet wissen, die im World Trade Center zur Verfügung standen. Um dies zu garantieren, hat er mit David Childs einen ehemaligen Konkurrenten Libeskinds zugezogen. Der soll als ausführender Architekt den Bau des Turmes verantworten und den Gesamtplan überwachen. Zusätzlich wurde Santiago Calatrave für die Verkehrsplanung engagiert.

Um den zurückgedrängten Einfluss Libeskinds entwickelte sich eine heftige Debatte. Peter Eisenman - er hat sich ebenfalls am Wettbewerb beteiligt und früh die Vermutung geäußert, das Ergebnis wäre im Vorhinein festgestanden, der Bewerb ein Betrug gewesen - verglich die Situation mit dem Kampf zwischen einem Mungo (Childs) und einer Kobra (Libes-kind). Wie immer würde letztlich der Mungo gewinnen. Die Schlange täte ihm aber keineswegs leid. Libeskind selbst versuchte die Situation anlässlich einer Pressekonferenz in „seinem“ Jüdischen Museum in Berlin gelassen darzustellen: Bisher sei nichts weiter als die Evolution seines Planes geschehen. Und der sei in jedem Fall stark und flexibel genug für notwendige Anpassungen. „Wir werden der Öffentlichkeit geben, was sie erwartet: etwas Fantastisches, etwas Inspirierendes, etwas, das Manhattan wieder als Hauptstadt der Welt und der Kreativität zur Geltung bringt.“

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