Bauwerk

Haus Häfenberg
Gerold Wiederin - Dornbirn (A) - 1999
Haus Häfenberg, Foto: A.T. Neubau
Haus Häfenberg, Foto: A.T. Neubau
Haus Häfenberg, Foto: A.T. Neubau

Einfachheit mit vielen Facetten

Konsequente Zurückhaltung und spannende Raumsituationen machen das von Gerold Wiederin geplante Ein-familienhaus in Vorarlberg zu einem Kleinod auf dem Sektor der vielstrapazierten „Neuen Einfachheit“.

15. Januar 2000 - Franziska Leeb
Das Haus steht an der Kante zu einem steil abfallenden Hang im Dornbirner Ortsteil Häfenberg. Der Baukörper erscheint geradezu gnadenlos schlicht: Der Grundriss beruht auf einem unregelmäßigen Viereck, dessen schräge Südwand aus der Form des Grundstücks resultiert. Die beiden Geschoße sind zueinander parallel verschoben, sodass das Obergeschoß zum Hang hin auskragt und über dem Erdgeschoß eine Terrasse gebildet wird. Die Fassaden wiederholen sich an den gegenüberliegenden Seiten. Breite, raumhohe Verglasungen nach Osten und Westen, jeweils einander gegenüberliegende Fenster an den ansonsten völlig geschlossenen seitlichen Fassaden. Der Eingang führt an der Ostseite direkt ins als Einraum konzipierte Erdgeschoß.

Ein rundum holzverkleideter Kern birgt hier die dienenden Räume. Der offene Grundriss kann bei Bedarf durch in dem Holzverbau verborgene Schiebewände variabel unterteilt werden. , In diesem Servicekern führt das Stiegenhaus nach oben, in den privaten Teil des Hauses. Ein zwei Meter breiter Gang, der auch als Bibliothek genutzt werden kann, teilt das Geschoss in der Querrichtung. An seinen Enden liegen quadratische, raumbreite Fenster mit einer niedrigen Parapethöhe. An der Westseite flankieren zwei Zimmer ein Bad, im Ostteil liegt das Elternschlafzimmer, das entlang der Glasfassade eine Verbindung zu Ankleideraum und Badezimmer aufweist.

Unterschiedliche Orientierungen von Erd- und Obergeschoß sorgen dafür, dass jede Ebene von anderen Lichtstimmungen und Ausblicken bestimmt ist. Während die untere Wohnebene Ost-West-orientiert ist, also von einer Glasfassade zur anderen, wird im Zimmergeschoß durch den trennenden Gang die Nord-Süd-Achse betont. Vom Obergeschoß aus sieht man bis zum Bodensee und der Insel Mainau. Die Fassadenfarbe Moosgrau changiert je nach Licht zwischen grau, grünlich und beigebraun. In Kombination mit den umbragrauen Fensterprofilen ist das Haus durch diese naturnahen Töne chamäleonartig in die Landschaft eingebunden.

Trotz aller Transparenz entstand ein schwerer Körper, den die massiven Seitenwände fest im Boden verankern. Gerold Wiederin gelang ein Haus, dass sich ohne spektakuläre Gesten zu behaupten vermag. Das Prinzip der Einfachheit kann zu spannenden, facettenreichen Lösungen führen.

Franziska Leeb

Architekt Gerold Wiederin,
Schönbrunnerstraße 31/19,
1050 Wien, Tel. 586-96-76

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