Bauwerk

Dachausbau Klostergasse
Lakonis Architekten - Wien (A) - 2007
Dachausbau Klostergasse, Foto: Lakonis Architekten ZT GmbH
Dachausbau Klostergasse, Foto: Margherita Spiluttini

Auf dem Dach der eigenen Welt

Die lakonis architekten erfüllten sich einen Traum, von dem viele nicht einmal zu denken wagen. Aus dem anfänglichen Wunsch nach einer Terrasse wurde gleich ein ganzes Haus mit neuem Dachgeschoß.

21. Februar 2009 - Sabine Lintschinger
Auf dem kleinen Klopfbalkon ihrer Mietwohnung sinnierte das Architektenpaar Mira Thal und Michael Buchleitner einst darüber, wie schön doch das Leben mit eigener Terrasse wäre. Am besten im Dachgeschoß mit Blick auf Wien. Jahrelang suchten die beiden nach dem perfekten Rohdachboden. Doch vergebens.

Und so hatten sie eines Tages die Idee geboren, statt eines Dachbodens gleich ein ganzes Haus zu kaufen. Auch hier dauerte die Suche nach einem passenden und leistbaren Objekt ganze zwei Jahre. Im 18. Bezirk wurde man schließlich fündig.

Die Arbeit fing im Keller an. Eine neue Fundamentplatte musste eingebaut werden. „Es war sehr viel zu tun“, erinnert sich Michael Buchleitner. An die 10.000 Arbeitsstunden investierten die beiden lakonis architekten ins eigene Haus. Das Büro, das im Erdgeschoß angesiedelt werden sollte, bekam einen hofseitigen Zubau. Zudem wurden einige der bestehenden Wohnungen komplett saniert. „Das Alte mit Respekt zu behandeln war uns sehr wichtig“, sagen die beiden Architekten. Zur Rundum-Erneuerung zählte daher auch die Restaurierung der Stuckfassade sowie der Einbau neuer Fenster.

Krönung des aufwändigen Projekts ist das neue expressive Dach, das dem geschichtsträchtigen Eckhaus aufgesetzt wurde. Vier Wohneinheiten wurden eingeplant, eine davon bewohnen nun Mira Thal und Michael Buchleitner mit ihren beiden Kindern.

Penible Raumgliederung

Im Zentrum der Dachwohnung steht ein massiver Esstisch, der gleich nach dem Betreten zum Hinsetzen einlädt. Der Platz lässt zahlreiche Einblicke zu, ohne gleich die ganze Wohnung preiszugeben. Statt der sonst üblichen offenen Wohnküche, in der man vom Sofa aus meist schon die Suppe am Herd umrühren kann, hat jeder Raum einen eigenen Charakter. Die unterschiedlichen Wohnbereiche sind gegliedert, und es gibt Wege, die das Konzept interessant und reizvoll machen.

„Die Wohnung wird im Gehen erlebt“, erklärt der Architekt. Auf dem Weg in den Wohnbereich wandert man vorbei an einem integrierten Bücherregal, in dem der gute alte Hemingway fast schon im First verschwindet. Auf der anderen Seite gibt es eine schwebende Wand, die die lang ersehnte Terrasse vom Ess- und Wohnbereich trennt.

Die Materialwahl ist puristisch, wie es sich für Architekten gehört: Beton, Stahlblech und ein wenig Holz zur Herzerwärmung. Die natürliche Belichtung ist der jeweiligen Nutzung angepasst. Während die straßenseitigen Wohnräume mittels eines Fensterbandes entlang der Traufe belichtet werden, nimmt die Helligkeit in den Privaträumen stark ab. Im Schlafzimmer fällt die Sonne von oben in den Raum, im überaus luxuriösen Badezimmer aus Kalkstein gibt es nur noch künstliche Beleuchtung: Eine Lichtdecke öffnet den zweieinhalb Meter hohen Baderaum und vermittelt einem das Gefühl von Unendlichkeit.

Zurück ins Zentrum, von dem alle Wege starten. Von der halboffenen Küche, wo ein frei stehender Küchenblock aus Aluminium auf seinen Einsatz wartet, führt eine Stahltreppe ins Freie. Dank des Luftraums über der Kochstelle erübrigt sich ein Dunstabzug.

Im Sommer, wenn die Terrassentüren offenstehen, entweichen die Kochdämpfe direkt in den Garten. Derzeit im Winterschlaf und unter einer frostigen Schneedecke verborgen, wird das kleine Arkadien in ein paar Monaten die Küche wieder mit Tomaten, Salbei und Basilikum versorgen. Auf der anderen Seite des hochgelegenen Freibereichs offenbart eine sorgfältig platzierte Sitzgelegenheit den Blick bis zum Wienerwald.

Von hier aus führt der Weg wieder hinab auf die untere Wohnterrasse. An der Ecke des Hauses öffnet sich die aluminiumverkleidete Struktur schließlich mit zwei schattenspendenden Flügeln, die von der Straße aus deutlich sichtbar über die Traufe ragen. Nach einem großen Spaziergang durch die Wohnung schließt sich der Kreis hier wieder.

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