Bauwerk

Museum Liaunig
querkraft architekten - Neuhaus (A) - 2008
Museum Liaunig, Foto: Lisa Rastl
Museum Liaunig, Foto: Lisa Rastl

Eleganter Kunsttunnel mit Jugendschutzprogramm

5000 Quadratmeter Nutzfläche bietet das private Museum des Kärntner Industriellen Herbert Liaunig. Ende August öffnet das vom Architekturbüro Querkraft gebaute Haus in Neuhaus vorsichtig seine Türen.

31. Juli 2008 - Anne Katrin Feßler
Neuhaus - Die Koralpe mit 2100 Meter Höhe im Blick, unten schlängelt sich die Drau: Die Aussicht, die der Hausherr auf Schloss Neuhaus genießt, ist fein. Zuletzt wurde das Panorama für Herbert W. Liaunig, ein als Sanierer maroder Unternehmen bekanntgewordener Großindustrieller, immer erhebender. Über die Kirchturmspitze hinweg kann der Kunstsammler nun auf seinen direkt am Fluss gelegenen Museumsbau blicken. Der sichtbare Teil davon, gestaltet von den Wiener Architekten Querkraft (Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp), durchschneidet wie ein eleganter Tunnel das Gelände.

Es sei kein Museum nur für ihn und seine Freunde, stellt Liaunig, manche politische Wortmeldung richtig und lud, knapp einen Monat vor der Eröffnung am 29. August, die Presse zur ausführlichen Präsentation. Darüber hinaus würden sich die Medien zunehmend fragen, wieso sich das Land Kärnten aus dem Projekt zurückgezogen habe. Noch 2002 war man einig gewesen, dem Bau einen öffentlichen Teil für Wechselausstellungen anzuschließen. Das Land hätte sich dafür mit einem Viertel an den auf acht Millionen Euro kalkulierten Baukosten (inzwischen knapp 10 Millionen Gesamtkosten) und zu einem Drittel (200.000 Euro) an den Betriebskosten beteiligt. Landeskulturrat war Jörg Haider.

Nachdem das Projekt der Französin Odile Decq scheiterte, weil es den Kostenrahmen überstrapazierte, ging aus dem neuerlichen Bewerb, an dem sich u. a. Adolf Krischanitz, Jabornegg & Palffy und Caramel beteiligten, der Entwurf von Querkraft hervor, der nicht nur den Anspruch auf Wirtschaftlichkeit erfüllte und sich in ein schlichtes, Liaunig entgegenkommendendes industrielles Kleid warf, sondern sich auch modulartig gestaltete. So können Gebäudeteile unabhängig geplant, ganz weggelassen oder später angefügt werden. Eine weitsichtige Entscheidung. Drei Tage vor Beschluss zog man den Landeskulturreferenten Martin Strutz (BZÖ) ab. Fortan wollte sein Nachfolger - Haider - nichts mehr vom Projekt wissen.

Die Fragen zum Rückzug sollte also das Land Kärnten beantworten. Dort wird man sich nun gehörig in den Popo beißen, weil man den Imagegewinn durch Beteiligung am prestigeträchtigen Haus ausgeschlagen hat. Liaunigs umfassende Sammlung, die sich auf insgesamt 5000 Quadratmetern ausbreiten darf, umfasst nicht nur Hauptwerke von internationalen Kapazundern wie Tony Cragg, sondern auch von Hauptvertretern der österreichischen und vor allem Kärntner Kunst der Gegenwart: Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Bruno Gironcoli, Cornelius Kolig, Hans Bischoffshausen u. a. Die Kunstinstitutionen Kärntens wirken dagegen sehr bescheiden.

Kunstrisiko Kind

Mehrmals täglich wird es eine Führung geben, selbstständiges Flanieren ist nicht vorgesehen. Peter Baum, der den Sammlungsquerschnitt kuratiert hat, sieht darin eine Exklusivität. Ansichtssache. Flanieren dürfen im Kärntner Privatmuseum auch andere nicht. Kindern unter 14 Jahren ist der Zutritt nicht gestattet. Das ein bisschen andere Jugendschutzprogramm will nicht etwa den Nachwuchs vor möglicherweise dargestellter Frivolität bewahren, sondern die „sehr sensiblen Werke“ schützen. Das erscheint schon ein wenig eigen. Bei ohnehin beaufsichtigten Touren dürften sich Schäden, hervorgerufen durch ungezügelten jugendlichen Leichtsinn, wohl ohnehin gering halten.

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