Bauwerk

Kaihaus
moment-home - Wien (A) - 2003
Kaihaus, Foto: Astrid Bartl
Kaihaus, Foto: Astrid Bartl
15. Juni 2008 - Az W
Errichtet wurde dieses Haus 1861 auf einem Bauplatz, der davor über Jahrhunderte das Vorfeld der Stadtbefestigungen bildete. Konzipiert war das „Kaihaus“ als Zinspalais mit Pferdeställen, Geschäftslokalen und Büros. Es fand als ein hervorragender Schlüsselbau Eingang in die Baukunstgeschichte - als erstes Beispiel in der Hochgründerzeit mit Mittellrisalit. Der Grundriss ist klar und einfach, dabei fast symmetrisch mit einer zentralen Einfahrt und einem Innenhof, zwei Stiegenhäusern, sechs Geschossen und bis zu fünf Wohneinheiten pro Geschoss. Insgesamt fünf ähnlich große Räume mit je zwei Fenstern – sogenannte Wiener Zimmer - sind zur Straße orientiert und flexibel zu verwenden, in zweiter Reihe sind kleinere Räume aufgereiht, die dienende Funktionen wie Küche, Vorraum aber auch Schlafräume aufnehmen. Hofseitig sind kleine Wohnungen mit zwei Schlafzimmern angeordnet, die sie sich um den Innenhof organisieren.
Die Detailausführungen sind sehr hochwertig – so sind die originalen Decken mehrfärbig mit sogenannten Hansenmalereien im Sinne der Neorenaissance ausgeführt, die Parkettböden sind oft mehrfärbig und teilweise intarsiert.

Die über 140 Jahre alte Gebäudesubstanz erforderte eine durchgreifende Sanierung, vor allem eine neue technische Gebäudeausstattung – Strom, Gas und Wasser, um wieder dem Stand der Technik zu entsprechen, eine Anpassung im Grundriss mit ergänzenden Raumfunktionen, um den Anforderungen eines modernen Lebens zu entsprechen und die Restaurierung von Schlüsselelementen sowie die Erneuerung sämtlicher Oberflächen.
Am markantesten sind die beiden Aufzüge, die in zwei kristallinen Türmen geführt werden, die in den Hof gesetzt sind. Lichtreflexionen brechen die Kanten des Innenhofes. Aufzugsbenützer können in den Aufzug, durch ihn oder aus ihm heraus schauen und viele neue Perspektiven erkunden. Die integrierte Kunstinstallation erzählt eine Geschichte, die jeder für sich selbst entdecken muss. Der Brunnen im Innenhof ist nicht nur ein Blickfang, er kühlt auch die heiße Luft im Sommer und er wirkt wie ein Geräuschvorhang, der private Unterhaltungen dämpft, wenn die Fenster offen stehen.
In den Wohnungen gibt es Implantate, sogenannte Raummöbel, die haustechnische Erfordernisse wie Bad, Küche, WC und Abstellraum aufnehmen. Schiebelemente lassen unterschiedliche Räume entstehen, machen ihre Nutzung effektiver. Es gibt sie in weiß oder bernsteinfarbenem Holz, das den Charakter des Inneren einer Yacht wiedergibt.
Die Decke in der Einfahrt wurde untersucht und analysiert und ist anschließend in einen Zustand versetzt worden, der der Erstausstattung nahe kommt, dabei werden aber auch Fehlstellen und Spuren der Zeit sichtbar gelassen. Einzelne fehlende Bauteile wie gusseiserne Stiegengeländer oder Putzornamente wurden ergänzt und nachgebildet. Fenster und Türen wurden repariert, Fußböden ergänzt, Malerei und Anstriche erneuert.

Aus dem ursprünglichen Pferdestall wurde nun die „Stable Gallery“. Mit „da Marcello“ hat sich eine erstklassige italienische Trattoria etabliert und vor kurzem wurde „il piacere“, ein weithin bekanntes Schönheitsstudio erweitert. Jetzt ist es ein Ort mitten in der Stadt, wo sich Menschen gerne aufhalten, wo sie verwöhnt werden und einen besonderen Stil entwickeln – wir nennen es Lebensgefühl. (Text: Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Eigentümergemeinschaft Franz Josefs-Kai 43

Tragwerksplanung

Kunst am Bau

Fotografie