Bauwerk

Gipfelplattform TOP OF TYROL
LAAC - Neustift im Stubaital (A) - 2008
Gipfelplattform TOP OF TYROL, Foto: LAAC zt-gmbh
Gipfelplattform TOP OF TYROL, Foto: LAAC zt-gmbh
11. Dezember 2008 - aut. architektur und tirol
Mit der Gipfelplattform „TOP OF TYROL“ befindet sich auf über 3.200 m Höhe mitten im Stubaier Gletscher eine Aussichtsplattform mit faszinierendem Rundumblick in die Tiroler Bergwelt. Von der Bergstation der Schaufeljochbahn aus führt der Weg über mehrere Treppen auf den Grat zum „Großen Isidor“ und über natürliches Gelände weiter zu der über die Felskante auskragenden Plattform. Ausgehend von der vorhandenen Topographie entstand durch Inszenierung und Überzeichnung eine aus Landschaft geformte Architektur, eine künstliche Landschaft, die zwischen Dynamik und Statik vermittelt. Die Stahlkonstruktion aus wetterfestem Cortenstahl schmiegt sich an den Felsgrat, sandgestrahlte Stahlschwerter kragen 9 Meter über die Felskante aus und tragen einen Boden aus Gitterrosten. Ein monolithisch gefertigtes geschwungenes Geländer mit einem Handlauf aus Lärchenholz folgt der Grundform und unterstreicht deren Dynamik.

Konstruktiv ist das Tragwerk als verzerrter Trägerrost konzipiert. Die gekrümmten, auskragenden Schwerter aus Cortenstahl Blechen sind als Kastenträger mit dreiecksförmigem Querschnitt ausgeführt, die stehenden Bleche hinter dem Fundament mit Beulsteifen zur Stabilisierung versehen. Die Auflagerkräfte werden linear über ein Fundament und punktuell über die hangseitigen Felsanker abgeführt. Nachdem sich die Plattform im hochalpinen Permafrost befindet, war es notwendig, die Fundierung mit 15 m langen Felsankern im Zugbereich und einem Stahlbetonfundament im Bereich der Druckzone auszuführen. Aufgrund der exponierten Lage erfolgte die Montage zur Gänze mit dem Hubschrauber, hoher Vorfertigungsgrad, einfachste Montagestöße und Passgenauigkeit waren dabei unbedingte Voraussetzung. Ein wesentlicher Teil der Entwurfsoptimierung bestand folglich auch darin, die einzelnen Bauteile an die Lastengrenze des Helikopters anzupassen und Montagestöße zu optimieren.

So wie sich die Gletscherlandschaft mit den Jahreszeiten verändert, transformiert sich auch das Erscheinungsbild der Plattform. Im Sommer fügt sich die Stahlkonstruktion aus Cortenstahl in die – aufgrund des hohen Eisenanteils stark rot gefärbte – Felslandschaft, im Winter verschwinden die Lamellen im Schnee und nur die über die Nordwand auskragenden Schwerter bleiben sichtbar. Eis und Schnee lagern sich an der Struktur der Konstruktion ab, Wind und Sonne legen die Stahllamellen beinahe wie eine Skizze als zarte Linien an der Oberfläche frei. Mit dieser von der Landschaft beeinflussten und die Landschaft prägenden Gipfelplattform erhielt die Stubaier Gletscherregion eine neue Attraktion, die – neben dem vorhandenen, vielfältigen Angebot für Winter- und Sommertourismus – einen weiteren Akzent setzt und einen Beitrag zur Vitalisierung des Tourismus in der Übergangszeit leistet. (Text: Claudia Wedekind nach einem Text der Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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