Bauwerk

Haus Palzer
Schneider Lengauer Pühringer - Freistadt (A) - 2008
Haus Palzer, Foto: Kurt Hörbst
Haus Palzer, Foto: Kurt Hörbst
Haus Palzer, Foto: Kurt Hörbst

Japan im Mühlviertel: Bürohaus mit nur 34 Quadratmetern Grundfläche

Ein Mini-Stadthaus belebt seit 2010 den Ortskern von Neumarkt im Mühlkreis.

22. Dezember 2012 - Lorenz Potocnik
Bis vor kurzem war es ein Leerstand in bester Lage in Neumarkt im Mühlkreis. Jetzt belebt ein neues Bürohaus mit nur 34 Quadratemetern Grundfläche den Ort im Mühlviertel. Das 2010 entstandene winzige Stadthäuschen mutet fast japanisch an. Es ist ein in vielerlei Hinsicht herausragendes Gebäude. Denn über den lokalen Mehrwert hinaus ist der Bau von Schneider & Lengauer Architekten ein exemplarischer Beitrag für Baukultur im ländlich-dörflichen Umfeld. Die Architekten Peter Schneider und Erich Lengauer sind ebenfalls regional verankert und in Neumarkt im Mühlkreis ansässig.

Ortskern statt Ortsrand

Der Bauherr Martin Palzer wollte rund 100 Quadratmeter Fläche für sein Statikbüro mit drei Mitarbeitern. Anstatt dies wie üblich und scheinbar kostengünstig an den Ortsrand zu stellen, entschied er sich ganz bewusst für ein Restgrundstück mitten im Ortszentrum.

Der baufällige Bestand wurde (außer dem großartigen, uralten Gewölbekeller) abgerissen. Darauf entstand das turmartige Haus. Eine offene Treppe verbindet die vier Ein-Raum-Geschoße, die wie ein gestapeltes Loft wirken.

Von außen ist das Haus in seiner gesamten Gestalt klar als Neubau erkennbar, es sucht aber nicht, wie üblich – das ist besonders – den Kontrast zum umliegenden Ensemble. Es gibt daher keinen deutlichen Materialwechsel, stattdessen Putz, keine trennende „Fuge“ zum Nachbarhaus, sondern eine ähnliche Farbigkeit und Textur. Glas wurde nur dort, wo nötig und sinnvoll, eingesetzt. Es gibt kein Metall, kein Edelstahl, kein Plastik. In Summe entstand eine reduzierte „Einlegearbeit“, die trotz Zurückhaltung selbstbewusst die Straßenecke und das Plätzchen stärkt.

Überflüssigen Luxus findet man in diesem Low-Budget- Haus nicht. Es handelt sich um einen „38er-Ziegel“-Bau. Einfache (weiß lasierte) Fichtenträme tragen die Decken. Die Treppen sind eine simple Schlosserarbeit, die erfrischend lässig in die Wand geschraubt wurde.

Das Haus ist zwar als Büro geplant, aber in seiner Konzeption so robust, dass es jederzeit auch zum Wohnen taugen würde. Die Dachterrasse (mit dem Kirchturm zum Greifen nahe) steigert die Qualität des Platzes ungemein.

Baukultur seit 2003

Neumarkt war heuer eine der von „LandLuft“, dem Verein zur Förderung von Baukultur im ländlichen Raum, nominierten Ortschaften zum Baukulturgemeindepreis. Dieser würdigt Gemeinden, die Baukultur zu einem wesentlichen Teil ihrer Entwicklung gemacht haben. Der Startschuss und die Voraussetzung dafür war die 2003 erfolgte Verkehrsentlastung von Neumarkt mit einem Tunnel. Seither wurden konsequent öffentliche Räume (Marktplatz, Kirchenplatz, Spielplatz) neu gestaltet. Obendrein wurden eine Sportanlage sowie ein Zubau für den Kindergarten errichtet, das Gemeindeamt saniert und zahlreiche Einfamilienhäuser architektonisch hochwertig gebaut.

Das Bürohaus Palzer ist als Teil dieses Umdenkens im Bauen und in der Raumplanung zu verstehen. Über die ästhetischen Qualitäten hinaus bedeutet die Entscheidung, im Ort zu bauen, auch in Neumarkt im Mühlkreis zu arbeiten, zu wohnen und insgesamt den Ort zu beleben. Schneider & Lengauer spielen als Architekten in diesem Prozess eine wesentliche Rolle. In der 3250 Einwohner zählenden Gemeinde haben sie einen Großteil der genannten Bauten geplant.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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Akteure

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Bauherrschaft
Martin Palzer

Tragwerksplanung

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