Bauwerk

Wiener Musikverein - Neue Säle
Holzbauer und Partner - Wien (A) - 2003
Wiener Musikverein - Neue Säle, Foto: Margherita Spiluttini
Wiener Musikverein - Neue Säle, Foto: Margherita Spiluttini
Wiener Musikverein - Neue Säle, Foto: Margherita Spiluttini

Ein Haus der unterirdischen Klangerlebnisse

Im Wiener Musikverein wurden vier von Architekt Wilhelm Holzbauer gestaltete neue Säle fertig gestellt: Sie sollen Probenmöglichkeiten und Konzerte (Gläserner Saal und Metallener Saal) bieten, stehen aber auch für Empfänge und Präsentationen offen (Steinerner Saal und Hölzerner Saal).

31. Oktober 2003 - Ljubisa Tosic
Es war keine ungeplante Kostenexplosion, es war eine geplante Projektausweitung, die die Ausbausumme des Wiener Musikvereins von 30 Millionen Euro nach sich gezogen hat. Aus dem Vorhaben, unterirdisch einen neuen Probensaal zu errichten, wurde der von Architekt Wilhelm Holzbauer umgesetzte Plan, vier neue Säle entstehen zu lassen - animiert auch durch die Synergieeffekte, die sich aus der in unmittelbarer Nähe des Musikvereins befindlichen neuen Wendeanlage der U 2 ergeben haben.


Freundliche Helle

Die Gesamtfläche des Erweiterungsbaus beträgt fast 3500 Quadratmeter und be- inhaltet den Gläsernen Saal (statt Alberto-Vilar-Saal nun nach dem Sponsor Magna-Auditorium benannt), den Hölzernen Saal, den Metallenen Saal und den Steinernen Saal. Die Räume liegen bis zu 16 Meter unter Platzniveau; am tiefsten Punkt befindet man sich zwei bis 3,5 Meter unter dem Grundwasserspiegel. Dennoch kein Gefühl von unterirdischer Enge: In freundlicher Helle präsentieren sich die Gänge, die die sehr unterschiedlich gestalteten neuen Säle verbinden.

Der „Gläserne“ ist mit 230 Quadratmetern Größe (380 Sitzplätze) der Bühne und den ersten drei Reihen des Goldenen Saals nachempfunden; Blattgoldhinterlegungen der Glaselemente verweisen zusätzlich auf den Saal im Hauptgebäude.

Ziemlich „cool“ der Metallene Saal (145 Quadratmeter, maximal 100 Sitzplätze): Mit seiner „black box“-Optik soll er speziell für jüngeres Publikum attraktiv sein. Der Steinerne (109 Quadratmeter, 70 Sitzplätze) und der Hölzerne Saal (88 Quadratmeter, 90 Sitzplätze) sind hingegen vorwiegend für Empfänge oder Veranstaltungen gedacht.

In den nächsten Monaten geht es vor allem um den Feinschliff, also auch um die Anpassung der akustischen Bedingungen an die Erfordernisse von Musik. Adäquate, der Musik angepasste Verhältnisse werden in den Sälen mit allerlei akustischen Feinheiten erreicht: Das sind Lochstanzungen unterschiedlicher Größe (in den Metallplatten) mit dahinter liegenden dämpfenden Raffrollos (Metallener Saal), absorbierende Fugen oder die beweglichen Glaselemente (Gläserner Saal), mit denen die Hallzeit an die Bedürfnisse von Großproben mit Chor und Orchester bis zum Klavierabend befriedigt werden kann.


100 Veranstaltungen

Hörbares wird es ab 20. März 2004 geben, man möchte sich langsam an das Publikum „herantasten“, so Musikvereinschef Thomas Angyan. Bis zu 100 Veranstaltungen wird es bis Saisonende geben, fix darf man mit Sänger Thomas Quasthoff rechnen, der als Jazzsänger agieren wird. Zudem erwartet die Besucher ein Schostakowitsch-Filmprojekt und eine halbszenische Kinderproduktion.

Insgesamt dürften Jazziges und Ethnosounds verstärkt angeboten werden, das Projekt soll sich im Grunde an ein Publikum von morgen richten: „Wir haben eine Auslastung von 96 Prozent“, sagt Thomas Angyan. „Wir dürfen nicht warten, bis wir bei 70 Prozent angelangt sind, und erst dann etwas unternehmen. Man muss jetzt etwas tun!“

Das spektakuläre Vorhaben ist noch nicht zur Gänze ausfinanziert: Die ursprünglich auf 16,35 Millionen Euro projektierten Baukosten sind durch Erweiterung der Vorhaben auf 30 Millionen Euro angewachsen. Die von der Musikfreunde-Gesellschaft aufzubringenden Eigenmittel stiegen dadurch von 5,45 auf 19,1 Millionen Euro an.

13,6 Millionen sind schon aufgebracht worden, 5,5 Millionen sind noch offen. Anfang Oktober wurden Frank Stronach und sein Magna-Konzern als neuer Großsponsor - mit 4,5 Millionen Euro für das Bauvorhaben bis Ende 2006 - präsentiert.

Für die nun zusätzlich anfallenden Betriebskosten will die Gesellschaft der Musikfreunde selbst aufkommen. Für das Programm bräuchte man im Idealfall von Stadt und Bund jeweils 200.000 Euro. Die Staatsoper hat den Gläsernen Saal übrigens für Proben im Frühjahr gebucht.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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