Bauwerk

Badehäuschen - Umbau
Andreas Fellerer - Greifenstein (A) - 2003
Badehäuschen - Umbau, Foto: Andre Kiskan
Badehäuschen - Umbau, Foto: Andre Kiskan

Eine Badehütte bleibt eine Badehütte

Neue Häuser

Tradition, moderner Komfort und eine zeitgemäße Architektursprache wurden bei einem Badehäuschen in Greifenstein an der Donau zusammengeführt.

7. Juli 2003 - Franziska Leeb
Als in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts die ersten Pioniere ihre Badehütten am Donauufer bei Greifenstein errichteten, wurden sie von den Einheimischen noch für verrückt gehalten, erzählt man. Schließlich trat die damals noch unregulierte Donau regelmäßig über die Ufer. Da half es manchmal auch nicht viel, dass die kleinen Holzbauten auf Pfählen standen, um der Flut auszuweichen.

Architekt Andreas Fellerer, dessen Familie seit den Fünfzigerjahren eine der ältesten Badehütten in der vordersten Reihe der Siedlung besitzt, weiß zum Beispiel, dass während des großen Hochwassers im Jahr 1954 das Wasser 80 cm hoch in die aufgestelzten Räume eindrang und dass viele Häuser von den Wassermassen zerstört wurden.

Seit Errichtung der Staustufe Greifenstein liegt die Siedlung an einem ruhigen Altarm der Donau. Die Hochwassergefahr ist zwar - wie im vergangenen Jahr offensichtlich wurde - nicht gebannt, aber immerhin gemildert. Und die idyllische Lage am Wasser sowie die Nähe zu Wien sind gute Gründe, sich dauerhafter hier niederzulassen. Mittlerweile ist es unter bestimmten Bedingungen sogar gestattet, nicht nur ein 80 m² umfassendes aufgestelztes Geschoß plus Dachbodenausbau zu errichten, sondern auch die Erdgeschoßebene zu schließen. Dass damit der unverwechselbare Charakter der Siedlung nach und nach verschwindet, kümmert sowieso kaum jemanden. Dass in schöner Regelmäßigkeit ganze Kücheneinrichtungen als Versicherungsfälle zu verbuchen sind, offenbar auch nicht.

Andreas Fellerer, der gemeinsam mit Jiri Vendl ein Architekturbüro in Wien betreibt, hängt am Flair der alten Siedlung, in der auch manch begnadeter Architekt, wie zum Beispiel der in der Nazizeit nach New York emigrierte Ernst Schwadron, seine Spuren hinterlassen hat. Der Wunsch nach mehr Komfort in der eigenen Badehütte sollte deshalb so erfüllt werden, dass die Anmutung des Häuschens aus dem Jahr 1928 nicht verloren ging. Das Erdgeschoß zu schließen kam deshalb - und auch aus Respekt vor dem Hochwasser - nicht infrage.

Auf einer in drei Stunden errichteten Stahlunterkonstruktion ruht der aus wenigen Holzelementen vorfabrizierte Zubau, der sich höhenmäßig am Bestand orientiert und durch ein niedrigeres Verbindungsglied abgesetzt ist. Richtung Garten kragt eine weitläufige Südterrasse an, die bestehende Terrasse wurde verlängert und ist somit ebenfalls vom Zubau aus erreichbar.

Daran, dass sich der Zubau nicht markanter abhebt, ist eigentlich Fellerers Frau Doris schuld, die eine farbige Gleichbehandlung mit dem Bestehenden für stimmiger hielt und damit nicht Unrecht hatte. Schließlich ist die Ausformung des Neuen deutlich genug anders. Durch die einheitliche Farbgebung wuchsen Alt und Neu von Anfang an zusammen. Strukturierende Akzente verleihen die hellen Fensterrahmen.

Vom geräumigen Wohnzimmer gibt ein quadratisches Fenster mit fixer Isolierverglasung und tiefen Laibungen den Blick in die Umgebung frei. An der gegenüberliegenden Ostseite sind auf einem knappen Streifen Bad und Schlafzimmer untergebracht. Den Bereich unter der Auskragung hat man durch einen Holzrost - scherzhaft als „Tanzboden“ bezeichnet - bespielbar gemacht. Er bietet nun auch bei Regen Aufenthaltsraum im Freien an.

Gekonnt und ohne angestrengt wirkende Verrenkungen wurde der kleine Pfahlbau erweitert. Die Badehütte ist zwar vergrößert, blieb aber dennoch, was sie immer war. Man könnte sie geradezu als vorbildlichen Maßstab für viele anstehende Modernisierungen im Bereich des Freizeitsiedlungswesens hernehmen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Andreas Fellerer

Tragwerksplanung