Bauwerk

Bauernhof be-greifen
Fab-02 Architektur - Egg (A) - 2011
Bauernhof be-greifen, Foto: Christoph Ganahl
Bauernhof be-greifen, Foto: Christoph Ganahl
16. Oktober 2014 - vai
Der Bergbauernhof liegt am Rande der Bregenzerwälder Gemeinde Egg. Das Ensemble des alten Bauernhauses mit Stall, Wohnhaus und einem Gebäude für Molkeverarbeitung, Verköstigung und Verwaltung erhielt eine notwendig gewordene Erweiterung: Zwei parallele Baukörper sind längs zum Hang positioniert, um Geländeeinschnitte und Aufschüttungen zu minimieren.

Die Bauten ungleicher Größe und Kubatur verweisen auf unterschiedliche Funktionen. Im vorderen Gebäude mit einem einladenden, großzügigen Eingangsbereich befinden sich Hofladen, Sennerei und Reifekeller. Die Fassade aus vertikal angeordneten Fichtenholzleisten mit offenen Fugen setzt sich am Dach fort. Über eine Verbindungsbrücke gelangen Besucher des Bauernhofs in das dem Hang zugewandte Stallgebäude. Der moderne Stall mit Sichtbetonwänden und großzügigen Glasflächen Richtung Süden besitzt eine horizontal verlaufende Stülpschalung aus Fichtenholz. Unter dem Dach, oberhalb der Ställe, befindet sich die Heutrocknungsanlage mit Heulager. Die Hanglage des Baus erlaubt es, jedes Geschoß „ebenerdig“ anzufahren.
Den Wunsch nach einer integrierten Besucherführung löste man mit einer Galerieebene, von der aus die Sennerei, die Ställe und der Melkstand einsichtig sind. Um den Arbeitsablauf nicht zu stören, bewegen sich die Besucher nur in den für sie vorgesehenen Bereichen. Im Stall gelangen die Ziegen über Rampen auch auf die Besuchergalerie. Dort können sie gefüttert und gestreichelt werden.
Der Keller und sämtliche erdberührende Bauteile sind in Stahlbeton ausgeführt. Die Außenwände wurden in Holzriegelbauweise errichtet. In Hofladen, Sennerei und den Reiferäumen kommt eine fugenfreie Bodenbeschichtung zum Einsatz. Fußboden und Decke der Besuchergalerie im vorderen Bauteil sind in Fichtenholz, die Wandverkleidungen in Weißtanne.

Heuproduktion und Energiekonzept:
Die Heutrocknungsanlage besteht aus einer Box, in der das Heu auf einem Rost liegt, unter den ein Ventilator aufgeheizte Luft bläst, die dem Gras die Feuchtigkeit entzieht. Bei schönem Wetter wird die heiße Luft, die sich durch die Sonneneinstrahlung unter dem nur gering geneigten Trapezblechdach bildet, zur Trocknung verwendet (Dachabsaugung). Bei regnerischem Wetter schaltet sich die Anlage automatisch auf ein hausinternes System, das der Luft die Feuchtigkeit mit dem Prinzip einer Luftwärmepumpe entzieht (Kondensationstrocknung). Um die dafür notwendige Energie effektiv zu nutzen, entschied man sich für ein innovatives, ganzheitliches Energiekonzept. Durch eine vernetzte Haustechnikanlage und die Rückgewinnung von Energie (Wärme aus Kühlanlagen, Kälte aus Heizanlagen) können jährlich ca. 17.000 Liter Öl eingespart werden. Die Photovoltaikanlage an der Stallfassade produziert bereits 20% des Strombedarfs und soll in den nächsten sechs Jahren auf die fünffache Leistung erweitert werden.
(Text: Julia Ess)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: Verena Konradvk[at]v-a-i.at

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