Bauwerk

Kunstmuseum Basel - Erweiterung
Christ & Gantenbein - Basel (CH) - 2016
Kunstmuseum Basel - Erweiterung, Foto: Stefano Graziani
Kunstmuseum Basel - Erweiterung, Foto: Stefano Graziani
Kunstmuseum Basel - Erweiterung, Foto: Stefano Graziani
Kunstmuseum Basel - Erweiterung, Foto: Stefano Graziani

Mäzenin ermöglicht Erweiterungsbau

Das Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein, das die Erweiterung des Landesmuseums entworfen hat, baut in der Basler Innenstadt eine Filiale des Kunstmuseums.

30. Januar 2015 - Daniel Gerny
Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel, ein Entwurf der Basler Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein, befindet sich noch im Rohbau, und doch erhält man mit Blick aus der Rittergasse eine erste Vorstellung von der Präsenz des neuen Gebäudes. Bisher bildete der alte Burghof einen losen und eher zufälligen Bezug zwischen dem 1936 erbauten monumentalen Hauptbau des Kunstmuseums und der St.-Alban-Vorstadt, einer der historisch wertvollen Altstadtgassen Basels. Nun schafft der neue, kraftvolle Erweiterungsbau in dieser heterogenen Umgebung einen verbindenden Akzent. Er formt die Kreuzung zu einer Art Platz und wirkt auf diese Weise respektvoll und selbstbewusst zugleich. Ein starker Auftakt für die Kulturmeile, die vom Kunstmuseum über das Antikenmuseum zum Theater und bis zum Stadtcasino am Barfüsserplatz führt.

Mäzenin ermöglicht Neubau

Vorerst aber schliesst das Kunstmuseum Basel am Wochenende seine Tore für die Öffentlichkeit für mehr als ein Jahr. Im Haupthaus steht die erste Etappe von umfangreichen Sanierungsarbeiten an, ausserdem entsteht eine unterirdische Verbindung zum neuen Gebäude auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Im April 2016 wird das Haus wiedereröffnet, zusammen mit dem Bau des Büros Christ & Gantenbein, das auch für die Erweiterung des Landesmuseums in Zürich verantwortlich ist. Die Ausstellungsfläche des Museums wird insgesamt um rund einen Drittel vergrössert. Es erhält auf diese Weise mehr Raum und Flexibilität, die vor allem für die Realisierung von Sonderausstellungen benötigt werden. Deren Kadenz wird erhöht. Mit rund einem Drittel mehr Besuchern rechnet Stefan Charles, kaufmännischer Direktor des Kunstmuseums Basel.

Für Basel bedeutet der Ausbau des Kunstmuseums, das eine der bedeutendsten Gemäldesammlungen besitzt und von der «Times» zum fünftbesten Kunstmuseum der Welt erklärt wurde, einen weiteren Quantensprung im Kulturbereich. Ermöglicht wird er durch die Roche-Erbin und Mäzenin Maja Oeri und die von ihr ins Leben gerufene Laurenz-Stiftung, die die Mittel für den Ankauf der Parzelle stifteten und die Hälfte der Baukosten in Höhe von 100 Millionen Franken finanzierten. Weitere Mittel steuert der Kanton bei. Dieses Zusammenspiel von Mäzenatentum und Öffentlichkeit ist für das Kunstmuseum identitätsstiftend. Schon seine Entstehung folgte dieser Logik: Auf Initiative interessierter Professoren kaufte Basel im Jahre 1661 das Amerbach-Kabinett an, eine schon damals beträchtliche Privatkollektion.

Als erste Stadt in Europa gelangte Basel so in den Besitz einer öffentlich zugänglichen Kunstsammlung. Das städtische Engagement fiel auf fruchtbaren Boden. Schenkungen, Vermächtnisse und private Zuwendungen ermöglichten im Verlaufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte einen sukzessiven Zuwachs der Sammlung über künstlerische Epochen hinweg bis zur Gegenwart. 1980 initiierte Maja Sacher-Stehlin, Grossmutter von Maja Oeri, durch eine Schenkung die Einrichtung des Museums für Gegenwartskunst als Zweigstelle des Kunstmuseums in einer ehemaligen Papierfabrik unweit des Hauptbaus. Das Haus widmet sich der bildenden Kunst der vergangenen 35 Jahre.

Mäzenatentum und öffentliches Engagement bedingten sich beim Ausbau des Museums stets gegenseitig. Bis heute ist eine Abstimmung aus den 1960er Jahren unvergessen, als sich die Stimmbürger an der Urne für einen 6-Millionen-Kredit für den Ankauf von zwei Picasso-Bildern aussprachen. Auch die gegenwärtige Weiterentwicklung des Kunstmuseums erfordert öffentliche Mittel: Der Kanton zahlt 50 Millionen Franken an die Kosten für den Erweiterungsbau und erhöht den Beitrag an die Betriebskosten um 2,3 Millionen Franken pro Jahr. Für die erste Sanierungsetappe werden ebenfalls rund 25 Millionen Franken veranschlagt.

«Keine ikonische Skulptur»

Es ist für Basel nicht untypisch, dass die Kosten politisch weniger zu reden gaben als die Ankündigung der Museumsleitung, das Haus während des Umbaus für 13 Monate zu schliessen. Der Basler Polemik («unsinnige und teure Total-Schliessung») rund um diesen Entscheid, der bei Renovationsarbeiten dieser Grössenordnung keineswegs unüblich ist, haftet zwar die der Stadt eigene Provinzialität an. Doch gleichzeitig demonstriert sie die Verbundenheit mit der Institution. Der Erweiterungsbau nimmt dieses Traditionsbewusstsein auf, unterstreicht jedoch die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung.

«Ein Museum ist ein Stück Stadt und keine ikonische Skulptur», umschreibt Emanuel Christ die städtebauliche Strategie bei den Entwurfsarbeiten für den Erweiterungsbau. So nimmt der neue Solitaire deutlich erkennbar Bezug zum Haupthaus, beispielsweise was die Bauhöhe oder die Fenster betrifft. Die aus Sichtbacksteinen in verschiedenen Grautönen gestaltete Fassade, die im oberen Bereich mit einem durchgehenden Fries aus weissen Leuchtdioden versehen wird, verspricht dagegen ein eigenes Lichtspiel und zeitgemässe Urbanität. Im Innern orientieren sich die (im Gegensatz zur mehrfach geknickten Aussenform) streng rechteckigen Ausstellungsräume am Hauptbau, während das Raumgefühl im Treppenhaus die Wucht des Neuen unterstreicht.

Noch ist es zu früh, um die Wirkung abzuschätzen, die das neue Objekt auf die Stadt haben wird. Vorerst bestimmen Baustellen-Flair und die damit verbundenen Störungen im Feierabendverkehr die Wahrnehmung am St.-Alban-Graben. Doch die Chancen stehen gut, dass es sich für Basel wieder einmal lohnt, solche Irritationen hinzunehmen.
Erweiterungsbau für Fondation Beyeler
dgy. ⋅ Auch die Fondation Beyeler in Riehen plant einen Erweiterungsbau. Sie habe das Kaufrecht für den benachbarten Iselin-Weber-Park erworben, in der Absicht, ein «architektonisch hochwertiges Haus» mit Ausstellungsräumen für Kunst sowie einen multifunktionalen Raum für kulturelle Veranstaltungen zu realisieren, teilte die Fondation am Donnerstag in einem Communiqué mit. Auch finanzielle Zusicherungen lägen bereits vor: Den Grundstein für das Vorhaben legen Schenkungen der Wyss Foundation sowie der Daros Collection in Höhe von 50 Millionen Franken. Noch offen ist, bis wann der Neubau realisiert werden soll. Führende nationale und internationale Architekten sollen zu einem Studienauftrag für den Ergänzungs- Neubau eingeladen werden. Laut der Fondation Beyeler wird erst nach Sicherung der gesamten Finanzierung und Vorliegen der Baubewilligung über den Zeitplan informiert. Der Neubau werde aber deutlich kleiner als das bestehende Hauptgebäude von Renzo Piano.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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