Bauwerk

Autobahnmeisterei Salzburg
Marte.Marte Architekten - Salzburg (A) - 2015
Autobahnmeisterei Salzburg, Foto: Marc Lins
Autobahnmeisterei Salzburg, Foto: Marc Lins

Preisträger Architekturpreis Land Salzburg 2016

22. September 2016 - newroom
In der Peripherie, zwischen zwei Autobahnanschlüssen, entstand der Anspruch, eine städte-bauliche Dominante und einen Ort zu schaffen, und zwar in einem Gebiet mit heterogenen Bebauungsstrukturen ohne nennenswerte Referenz.
Hier wurde das Bauprogramm perfekt gemeistert und „step by step“ zu einer starken rich­tungsweisenden Form gebildet. So ist eine Autobahnmeisterei entstanden, die weit mehr ist als die Addition von Bauten oder die Anreihung von Funktionen. Wie beim traditionel­len Vierseithof (auch Vierkanthof) werden Nutzungen so zusammengestellt, dass sie vier verschiedene Baukörper bilden, die ihrerseits die vier Seiten des Werkhofes bilden. Aus den banalen Ingredienzen einer Nutzanlage wurde eine präzise und erstklassige Anlage gestaltet, mehr noch: ein hochwertiger Platz. Kein dazu passendes Denkmal? Von wegen! Salzsilos sind vorgesehen, und wie durch ein Wunder passen sie sich in Form und Maß perfekt ein, um den weiten Hof in spannender Weise zu strukturieren und zu gliedern. In Augenhöhe bleiben sie durchlässig, während sie in der Fernbetrachtung Akzente setzen. Die geschlossene Großform gibt über ihre Daseinsberechtigung Auskunft.

Dass eine Tankstelle schön sein kann, hat Arne Jacobsen bereits 1936 in Skovshoved gezeigt; wie eine Tankstelle in einem Werkhof räumlich bereichernd wirken kann, erfährt man hier.
Technische Arbeitsplätze werden heute noch allzu oft anspruchslos oder minderwertig behandelt. Derartige durchdachte und präzis organisierte Anlagen sind im Aufbau nicht teurer, im Betrieb sind sie übersichtlicher und sogar effizienter nutzbar. Der Hof ist vor dem Autobahnlärm geschützt, die Anrainer sind es vor dem Betriebslärm. Auch die An­ordnung stimmt, mit dem Bürogebäude am Eingang und dem Recycling wohl geordnet im Hinterhof.

Durch gezielt gesetzte Spalten im Hof öffnen sich Sichtachsen zur Berglandschaft. Ebenso gelingt es, in den Baukörpern Tageslicht und Sichtverhältnisse am richtigen Ort zu orga­nisieren, ohne dass etwas an den einzelnen Bautrakten forciert oder formalistisch wirkt.

Form und Materialien ergänzen sich gegenseitig, vermitteln durchgehende Stringenz, die die Identität des Ergebnisses unterstreicht, sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne. (Text: Marie-Claude Bétrix / Jurytext Architekturpreis Land Salzburg 2016)

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