Bauwerk

Volksschule Hallwang
LP architektur - Hallwang bei Salzburg (A) - 2017
Volksschule Hallwang, Foto: Albrecht Imanuel Schnabel

Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2019

31. Juli 2019 - newroom
Schon das Ankommen macht Freude: Ein mit Spielflächen, Staudenbeeten und Bäumen gestalteter Vorplatz erstreckt sich über die gesamte Gebäudelänge und geht in eine gedeckte Holzterrasse über. Dieser witterungsgeschützte Schwellenraum leistet als große Freifläche zum Versammeln vor und nach dem Unterricht, Pausenraum und Spielfläche am Nachmittag oder luftiger Leseraum für die im Erdgeschoß untergebrachte öffentliche Bibliothek wertvolle Dienste. Der Raumfluss setzt sich im Inneren über die äußerst geräumige Aula, die Einblick in die Turnhalle gibt, und die breite, von einem Oberlicht erhellte Treppe nach oben fort. Klar sind die Funktionen getrennt. Ebenerdig zugänglich liegen alle Bereiche, die Interaktion mit Besucherinnen und Besuchern erfordern oder auch außerschulisch genutzt werden. Das sind neben der Bibliothek und dem Dreifach-Turnsaal auch die Räume der Nachmittagsbetreuung sowie, unmittelbar an die zentrale Halle anschließend, die Direktion. Auf der oberen Ebene sind alle Unterrichtsräume in Clustern gebündelt.

Haustechnik von Anfang an bedacht

Architekt Tom Lechner wählte eine Hybridbauweise, bei der das Erdgeschoß und der tiefergelegte Turnsaal aus Stahlbeton und das Obergeschoß in Holzbauweise errichtet sind. Eine Konstruktion, die dem Konzept einer sehr energieeffizienten Schule, als die das Gebäude von Anfang seitens der Gemeinde gewünscht war, entgegenkommt. „Die Haustechnik gehört in das Architekturkonzept integriert, sonst wird das nichts“, betont Fachplaner Harald Kuster. Daher wurde bereits im Zuge der Wettbewerbsvorbereitung zum geforderten Raum- und Funktionsprogramm ein umfassendes Energiekonzept erarbeitet, das den am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros als Grundlage zur Verfügung stand. Es setzt auf überwiegende Versorgung mit solarer Energie und sparsame Dimensionierung der Anlagen. 280 Quadratmeter thermische Solarkollektoren decken zu einem Großteil den Bedarf an Energie für Warmwasser und Heizung. Annähernd ein Drittel davon ist auf sehr gelungene Art und Weise in die Südfassade integriert, die somit als Kraftwerk genutzt wird. Der benachbarte Kindergarten verwendet einen Teil der gewonnenen Energie, und in der heißen Jahreszeit dient die solare Energie zur Kühlung. Betonkernaktivierte Speichermassen ermöglichen, die solaren Erträge über einen langen Zeitraum für die Raumheizung zu speichern. Unterstützung während langer sonnenarmer Perioden leistet eine Sole-Wasser-Wärmepumpe. In der Aula gibt ein Monitor anschaulich und tagesaktuell Auskunft über den Energieverbrauch und die Energiebilanz des Gebäudes, womit die gesammelten Daten nicht nur für Gebäudeoptimierung zur Verfügung stehen, sondern auch die Nutzenden zu sehen bekommen, was ansonsten unsichtbar durch die Leitungen fließt.

Gesunde Lernumgebung

Frische Luft riecht nicht nur besser als stickige, sie beugt auch Müdigkeit, Konzentrationsschwächen und sogar der Anfälligkeit für Krankheiten vor. Als Maß für die Raumluftqualität dient die Kohlenstoffdioxid-Konzentration. Damit diese nicht zu hoch werden kann, verfügt die Schule über ein CO2-gesteuertes Quellluftsystem, das bedarfsgerecht Frischluft in die Räume einbringt.

Eine gute Lernumgebung lässt sich zum Teil in messbaren Werten darstellen. Eine Schule, die Freude macht, geht darüber weit hinaus. Ansprechend dimensionierte Räume mit viel Tageslicht an den richtigen Stellen, hochwertige, haptisch angenehme Oberflächen, die Möglichkeit rasch ins Freie wechseln zu können, praktisches und qualitätvolles Mobiliar: Für all das hat Architekt Tom Lechner gesorgt. Vor- und Rücksprünge strukturieren das Volumen des Obergeschoßes und lassen in den Bereichen außerhalb der Klassenräume Nischen entstehen, die als differenzierte Lernlandschaften genutzt werden können. Terrassen und Loggien nach Norden, Osten und Westen ermöglichen Freiklassen. Zwischen jeweils zwei Klassen sind die Gruppenräume situiert. In unbehandeltes Holz gekleidet, verströmen alle Räume eine hohe Wohnlichkeit, Ruhe und Gelassenheit. Nach zwei Schuljahren wirkt das unbehandelte Holz wie neu.

„Man spürt, dass die Kinder mit dem besonderen Material viel sorgfältiger umgehen als mit üblichen Wänden“ stellt Direktorin Eva Harrer fest.

Schon seit 1998 ist die Volksschule Hallwang eine „Bewegte Schule“. Im neuen Gebäude lässt sich das Motto besonders leicht umsetzen. Die großzügigen Räumlichkeiten gestatten es vorzüglich, gewohnte Muster des frontalen Unterrichts zu verlassen, Phasen der Freiarbeit anzubieten, in Kleingruppen oder klassenübergreifend und in verschiedenen Positionen zu arbeiten. Eine Schule mit Vorbildcharakter in funktionaler, architektonischer, energetischer und landschaftsplanerischer Hinsicht war im Vorfeld gewünscht. Die haben die Hallwangerinnen und Hallwanger bekommen, nicht zuletzt dank eigener guter Vorarbeit und hoher Ziele. (Text: Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2019)

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