Bauwerk

Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung
SWAP Architektur - Seekirchen am Wallersee (A) - 2023
Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung, Foto: Christian Brandstätter
Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung, Foto: Christian Brandstätter
14. August 2023 - Initiative Architektur
Die Anfang Juli 2023 eröffnete Bezirkshauptmannschaft (BH) Salzburg-Umgebung in Seekirchen am Wallersee ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Der erste Aspekt ist der Standort selbst. Bislang hatte die BH ihren Sitz in der Landeshauptstadt. Mit der Verlegung wird Seekirchen nun zur Bezirkshauptstadt des Flachgaues. Die erst 2001 zur Stadt erhobene Gemeinde erfährt dadurch eine zusätzliche Aufwertung. In der Entscheidung spiegelt sich nicht zuletzt die Tatsache, dass der Bezirk in den letzten Jahrzehnten in Hinblick auf Bevölkerungszuwachs und Wirtschaftsleistung zu den dynamischsten Regionen in ganz Österreich zählte. Mit der Ansiedelung einer so wichtigen Verwaltungseinheit wie der Bezirkshauptmannschaft setzt das Land Salzburg ein Signal, dass nicht mehr alle (Behörden-)wege im Zentralraum auf die Stadt Salzburg ausgerichtet werden.

Aus architektonischer Sicht wiederum ist bemerkenswert, dass mit diesem Objekt der erste große Verwaltungsbau entstand, den das Land Salzburg als Bauherr in Holzbauweise errichtet hat. In einem zweistufigen, EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerbsverfahren, das im Mai 2020 entschieden wurde, überzeugte das Projekt der SWAP-Architekten. Es wurde zum Sieger gekürte und überzeugte die Jury mit einem „Vorentwurfskonzept in Holzbauweise, das sich durch eine klare und rational gegliederte Tragstruktur aus Brettschichtholz auszeichnet und einen hohen Vorfertigungsgrad der Konstruktion zur Realisierung sicherstellt.“

Über einem massiven Sockelgeschoss – die Baufläche liegt im Hochwasser-Gefahrenbereich (Hinweiszone; HQ300) der Fischach – wurden sechs verschieden hohe Holzkuben gesetzt. Ihre Erschließungskerne wurden ebenfalls in Massivbauweise ausgeführt. Im Erdgeschoss sind die Front Offices und das Bürgerservice sowie ein großer Versammlungssaal (der so genannte Flachgausaal) untergebracht. Der Wartebereich ist vom Bürgerservice nur durch verglaste Flächen vom Warteraum getrennt, wodurch Transparenz und Offenheit gewahrt wird. Zu einer positiven Atmosphäre tragen begrünte Wände bei, die über eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Wasser, sowie über LED-Strahler (zusätzlich zum Tageslicht) mit Licht versorgt werden. Das Moos, das auf den Glaswänden angebracht wurde, benötigt hingegen nur die normale Luftfeuchtigkeit zum Leben.

Die oberen drei Geschosse, in denen die Büros für die rund 200 Mitarbeitenden situiert sind, wurden mit dem zentralen Baustoff Holz geplant. Der Holzbau wird überwiegend in Skelettbauweise aus Brettschichtholzstützen- und -trägern auf denen Brettsperrholzplatten gelagert werden, errichtet. Für den konstruktiven Holzbau wurden insgesamt rund 1.000 m³ Holz benötigt, wobei auch auf möglichst kurze Transportwege geachtet wurde. Das Material stammt aus Jenbach in Tirol (BSH: Brettschichtholz = Flächenbauteile: Decken & Parapete) und aus Unternberg in Salzburg (BSP: Brettsperrholz = Stabbauteile: Stützen & Träger). Das gesamte Holz wurde in 20 LKW-Fuhren auf die Baustelle geliefert. Der Raumbedarf für die rund 200 Arbeitsplätze konnte dank der exakten Planung, der Vorfertigung im Werk und einer logistisch bis ins Detail geplante Anlieferung in nur 15 Wochen mit wenigen hochqualifizierten Mitarbeiter:innen errichtet werden.
Sowohl in den Innenräumen als auch an den Fassaden, die durch Holzlisenen vertikal strukturiert sind, konnte das Leitmotiv des Entwurfs – die Sichtbarmachung der Konstruktion und des Materials, realisiert werden. (Roman Höllbacher – auf Basis des Textes der Architekt:innen)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

Ansprechpartner:in für diese Seite: Clara Kanzoffice[at]initiativearchitektur.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Kunst am Bau

Fotografie