Bauwerk

Mustersiedlung 9=12
Adolf Krischanitz, Steidle Architekten, Marcel Meili, Markus Peter Architekten, Hermann Czech, Hans Kollhoff, Heinz Tesar, Diener & Diener Architekten, Peter Märkli, Max Dudler - Wien (A) - 2007

Thema und Variationen

Wiener Wohnungsbau in Basel

4. April 2003 - Roman Hollenstein
Wohnen im vorstädtischen Grün ist aus ökologischen und urbanen Gründen in Verruf geraten. Darauf reagierte Adolf Krischanitz mit der Initiative zu einem städtisch verdichteten Wohnprojekt, in welchem sich die Siedlungsidee der Moderne mit dem Trend zur Stadtvilla verbindet. Krischanitz lud acht Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein, in Wien-Hadersdorf je ein Haus mit drei bis fünf Wohnungen zu entwerfen. Die Resultate, die zurzeit im Architekturmuseum Basel zu sehen sind, bieten Variationen zu einem interessanten Thema. Sie sagen aber auch einiges aus über die architektonische Kultur in den jeweiligen Ländern. Im Zentrum der Schau stehen zwölf kistengrosse, aus grauem Zement gegossene Modelle, die bald an Fischli & Weiss, bald an Rachel Whiteread erinnern. Während die komplizierten Entwürfe der beiden Österreicher Hermann Czech und Heinz Tesar im Modell noch manierierter wirken, kommen die Gussformen den strengen Kuben von Krischanitz und Roger Diener entgegen. Ihre Projekte überzeugen zudem mit unkonventionellen Grundrissen, die sich bei Diener in enigmatischen Fassaden spiegeln. Max Dudler hingegen treibt den Formalismus der Aussenhülle so weit, dass sein Mehrfamilienhaus kaum von einem Bürobau unterschieden werden kann. Dem Motto «Form follows function» folgend, schafft Peter Märkli komplexe, aber gut belichtete Räume, die zudem über grosszügige Balkone verfügen. Klingen in diesem Dreifamilienhaus die sechziger Jahre leise nach, so wird man dereinst in Kollhoffs rationalistischen Säulenhallen ganz im Geist des Klassizismus wohnen. Gleichsam als Quintessenz dieser kleinen, für die mittlere Architektengeneration repräsentativen Schau zeigt sich, dass der bereits totgesagten Schweizer Kiste im Wohnungsbau noch immer einiges Potenzial innewohnt.


[Bis 27. April. Begleitheft: «Hintergrund 16», Fr. 7.-.]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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