Veranstaltung

Das Haus - Mitte der Welt
Veranstaltung
5. November 2004 bis 7. November 2004
Rathausplatz 15
3100 St. Pölten


Eröffnung: Freitag, 5. November 2004, 19:00 Uhr

2. ORTE-Filmfestival

Wohnen bedeutet zu existieren, in seiner Welt und in seinem sozialen Umfeld zu sein. Nur wenige Filme setzen den architektonischen Raum oder zeitgemäße Architektur abseits von Klischeebildern in Szene oder erheben diese zum zentralen Thema der filmischen Arbeit. Das nach dem erfolgreichen Start im Vorjahr nunmehr bereits zweite ORTE Filmfestival füllt diese Lücke mit einem aktuellen und kritischen Filmprogramm und regt zum Diskurs über Aspekte des Wohnens an.

Gezeigt werden Kurzfilme, künstlerische Dokumentarfilme und Spielfilme - ergänzt durch Diskussionen, die dem Publikum eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema erlauben und Einblick in die Praxis von Film und Architektur geben.

Programm:
(Programmänderungen vorbehalten)

Freitag, 5. November
Eröffnungsabend

19:00
Goff in der Wüste, Photographie und jenseits 7 (D 2003 R: Heinz Emigholz; 35mm, 110min):

Aus dem Lebenswerk des amerikanischen Architekten Bruce Goff (1904-1982) zeigt der bemerkenswerte Dokumentarfilm von Heinz Emigholz „Goff in der Wüste“ 62 Bauwerke, darunter zahlreiche unterschiedliche Einfamilienhäuser. Ohne einen zusätzlichen gesprochenen Kommentar erzählen die Filmbilder unterstützt vom sensationellen O-Ton der Geräuschkulisse am Drehort von der Architektur, die hier photographisch gänzlich ohne Verzerrung durch den Einsatz des Weitwinkelobjektivs präsentiert wird.

21:30
Diskussion mit Heinz Emigholz, Amour Fou (angefragt), Günther Feuerstein, Moderation und Kommentar: Susanne Hauser
anschließend:

Sullivans Banken Photographie und jenseits 2 (D 2000 R: Heinz Emigholz; 35mm, 38min):

Nicht Sullivans berühmte Wolkenkratzer ziehen Emigholz an, sondern das Alterswerk des Mannes, seine Banken im Mittleren Westen, in denen sich Schlichtheit und Spiel in wunderbarer Weise die Waage halten. Auch hier ist der Raum nicht Objekt, sondern Subjekt des Films, wird nicht der Raum gelesen, sondern diktiert er die Bilder. (Stefan Ripplinger)

Samstag, 6.November

14:00
Vernissage DREH-ORTE
Fotos von den Filmlocations zu Hundstage von Ulrich Seidl und Donmartin Supersets.
Ort: Cinema Paradiso Galerie, Rathausplatz 13 (neben dem Kino)
Ausstellungsdauer 1 Monat.

15:30
houses by Hubert Lobnig

Wie wurde und wird gebaut, eingerichtet und gewohnt? Welche Einflüsse lassen sich ablesen? Wie wirkten und wirken sich Trends, der Markt (die Bedeutung der Baumärkte) und Baugesetze (Staat und Land) aus? Welche Differenzen und Übereinstimmungen haben Systeme wie Kapitalismus (in Österreich) oder Sozialismus (in Südtschechien) hervorgerufen?

Houses (Hubert Lobnig, Video, 10min., A 2001):

In dem Experimentalfilm treffen Oberflächen von Häusern aus niederösterreichischen Vorstadtsiedlungen auf billige Tricks eines einfachen Videoschnittprogramms. Hinter den Portalen der Doppelgaragen den Türen und Fenstern spielt sich einiges ab.

Gabriela und Petr Dostalek sprechen über Ihr Haus und über anderes (Hubert Lobnig, Video, 20 min, A 2001):

Petr und Gabriela Dostalek haben in Prag Landwirtschaft, Betriebswirtschaft und Informatik studiert, nach dem Studium aber beschlossen, sich aufs Land zurückzuziehen und eine kleine Bio-Landwirtschaft zu betreiben. Sie leben extrem bescheiden, züchten Samen diverser fast ausgestorbener Kulturpflanzen und erzählen vor Ihrem Haus sitzend ein Stück tschechische Zeitgeschichte anhand Ihrer persönlichen Entwicklung und der Geschichten um Haus und Garten.

Das Haus von Ali und Walter (Hubert Lobnig, Video, 27min19sec, A 2001):

Der Wohntraum, das eigene Haus ist wahr geworden - alles neu. In der Erzählung über das Haus stellt sich heraus, dass viele Teile des Hauses, gar nicht, wenig oder anders benützt werden, als geplant oder anders geworden sind, als frau/mann es sich vorgestellt hat. Der Balkon ist Versatzstück, nicht benützt, durch die Speis laufen Heizungsrohre und machen sie zu warm, die Sauna ist erst einmal angeworfen worden, der Keller ist vom Gästezimmer zum Wäschetrockenraum zur Kraftkammer und unlängst zum home-cinema mutiert.

Das Linder-Haus (Hibert Lobnig, Video, 30min, A 2004):

Das Wohnhaus des Architekten Gerhard Linder in Horn, ein modernes Wohnhaus aus den 70er Jahren mit Einfluss aus amerikanischer und europäischer Moderne wurde vor zehn Jahren von einer sehr lebendigen Familie bezogen, die sich sowohl den Garten als auch das Haus aneignete und sukzesive die strikt angelegte architektonische Ordnung aufzulösen begann.

17:00
Diskussion: Ulrich Seidl (angefragt) , Hubert Lobnig, Supersets, Moderation: Franziska Leeb

19:00
Vorfilm: The Room (NL 2001, R: Rutger Hauer, Erik Lieshout, DVD,10min, OF) (Österreichpremiere):
Nach einer Novelle von Harry Mulisch. Ein Mann erzählt von einem mysteriösen Zimmer, das er als junger Mann bewohnt hatte. 40 Jahre später kehrt dieser Mann per Zufall wieder in dieses Zimmer zurück.

Hundstage (A 2001, R: Ulrich Seidl, D: Maria Hofstätter, Alfred Mrwa, Erich Finsches, Gerti Lehner, Franziska Weiß, René Wanko, Claudia Martini, Victor Rathbone, Christian Bakonyi, Christine Jirku, Viktor Hennemann, Georg Friedrich; 35mm, 121 min.):

Wochenende, Zeit der Hundstage. Es ist drückend heiß, südlich von Wien, im Niemandsland zwischen Autobahnzubringern, Einkaufsmärkten und Einfamilienhaussiedlungen. Die Temperatur steigt, die Aggression steigt.
In dieser Atmosphäre erzählen sechs Geschichten von Alltag und Aggression; von Nächten voller Lieder und Spiele, Sex und Gewalt. Ein Film über das Leben in seiner Verletzlichkeit und Intimität.

21:30
Die Familie mit umgekehrten Düsenantrieb (Japan 1984, R: Sogo Ishii. D: Mitsuko Baisho, Yoshiki Arizono, Youki Kudoh u. a., 106 Min, OmU):

Der Büroangestellten Kobayashi zieht mit seiner Familie in das schwer ersparte Reihenhäuschen am Rande von Tokio ein. Eigentlich müsste das Familienglück vollkommen sein - bis der ganz alltägliche Wahnsinn seinen Tribut fordert und ein gnadenloser Kampf jeder gegen jeden beginnt.

14:00: Kinderprogramm:
Ferien auf Saltkrokan (Schweden 1963/68; R: Olle Hellbom, Olle Nordemar; Buch: Astrid Lindgren; D: Torsten Lillecrona, Louise Edlind, Björn Söderbach, Maria Johansson, u.a.; 35mm, 90 Min):

Die schwedische Großstadtfamilie Melcherson verbringt ihren Sommerurlaub auf der Schäreninsel Saltkrokan vor der Küste Stockholms. Dort hat Vater Melcher das „Schreinerhaus“ gemietet. Zusammen mit seinen Kindern Malin, Pelle, Jan und Niklas macht er sich daran, die Mängel des Hauses auszubessern („entweder man mag es, wenn es durch’s Dach regnet, oder man mag es nicht“). Als schließlich das Schreinerhaus verkauft werden soll, setzt sich die ganze Inselbevölkerung dafür ein, daß die ihnen lieb gewordenen Melchersons „ihr“ Haus behalten dürfen.

Sonntag, 7.November

12:00
Ice Storm (USA 1997 R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Joan Allen, Sigourney Weaver, Henry Czerny, u.a., 35mm, 113min):

Eine private Geschichte als Gesellschaftsbild, die das Auseinanderfallen einer amerikanischen Mittelstandsfamilie in den Siebzigerjahren und deren Sehnsucht nach Liebe, Harmonie und Geborgenheit beschreibt. Erst der plötzliche Tod eines Kindes reißt die Erwachsenen aus ihrer Lethargie und beendet die tragikomischen sexuellen Experimente der Familie Hood - in einer Nacht, als der Eissturm über die Vororte fegt und das Leben dort für immer verändert.

14:00
Kurzfilmprogramm Teil 1 „blockbuster“

Quadro (A/I 2002 R: Lotte Schreiber, Beta SP, 10min):
Quadro ist das filmische Portrait eines monumentalen 60er-Jahre-Wohnblocks in der italienischen Küstenstadt Triest. Der kontemplative Bilderfluss entwickelt mit dem eindringlichen elektronischen Soundtrack einen unwiderstehlichen suggestiven Sog. (Norbert Pfaffenbichler)

C Block Story (RO 2002 R: Christian Nemescu, 35mm, 14min30):
Ein bemerkenswerter Kurzfilm, der bereits zahlreiche internationale Anerkennungen und Preise erzielt hat, über das Erwachen und das Wiedererwachen der Liebe in einer Plattensiedlung eines Bukarester Vororts.

Erase and Rewind (A 2003 R: Stefan Macheiner, BetaSP, 3min):
Wir befinden uns im Programm eines Bildes des 21. Jahrhunderts. Der Film beginnt mit Schwarzweißaufnahmen von einstürzenden Bauten, jedoch lösen sich die konkreten Formen nach kurzer Zeit langsam auf, werden unscharf, transformieren in eine neue Sichtbarkeit, bald sind sie nur mehr als Menge von abstrakten Flächen erkennbar. (Stefan Macheiner, Marc Ries)

NEMAUSUS, une HLM des années 80 (FR 1997 R: R.Copans, S.Neumann, Beta SP,26 min):
Diese ausgezeichnete Filmstudie über einen exemplarischen Sozialwohnbau (HLM) von
Jean Nouvel im südfranzösischen Nimes konzentriert sich nicht nur auf die ungewöhnlichen Baugedanken in Bezug auf Form, Funktion und Material, sondern berichtet ausführlich über die Genese, Baugeschichte, den Sozialbezug und die Nachnutzung dieses ehrgeizigen Auftrages und über das ungewöhnliche wie widersprüchliche Resultat.

15:30
Kurzfilmprogramm Teil 2 „home sweet life“

Places-Home (NL 2002 R: Ayako Yoshimura, miniDV, 3min40):
Menschen kaufen Eigenheime, um sie zum privatesten Platz der Erde zu machen. Aber oft sehen sie alle gleich und anonym aus und zeigen vor allem äußerlich nichts Individuelles.

Das schlafende Mädchen (BRD 2002 R: Corinna Schnitt, miniDV, 9min):
Mit einer einzigen Kamerakranfahrt wird dem Betrachter eine Einfamilienhaussiedlung präsentiert.
Die Masse der hübschen Häuser hat den Charakter einer Modellplatte: ein sauberes Ideal, dass aber menschenleer und gespenstisch verlassen wirkt. Erst am Ende des Filmes wird die aufgeladene Atmosphäre durch eine Stimme auf einem Anrufbeantworter unterbrochen. (Corinna Schnitt)

Living a beautiful life (BRD 2003 R: Corinna Schnitt, miniDV,13min):
Scheinbar vollkommen naiv nimmt Corinna Schnitt das allgemeine Wünschen und die üblichen Vorstellungen vom Lebensglück beim Wort – und führt uns diese als quasidokumentarische Inszenierung erbarmungslos vor Augen und Ohren. Sie zeigt uns eine Frau und einen Mann, beide gutaussehend, die in einer stilvollen Villa hoch über Los Angeles wohnen und abwechselnd in die Kamera berichten, dass sie all das haben und all das sind, was sich andere nur ersehnen. (Kay von Keitz)

In order not to be here (USA 2002, R: Deborah Stratman, Beta SP, 33min)
Einstellungen von leeren Parkplätzen, Shoppingmall-Interieurs oder auch Fassaden wie Innenansichten von Mittelklasseheimen arrangiert die US-Experimentalfilmerin Deborah Stratman zu einem unheimlichen Rundgang durch die Wahrzeichen der amerikanischen Vorstadt. Mit eigenen und polizeilichen Überwachungsaufnahmen analysiert die unabhängige Film- und Videomacherin die Logik der Angst und zeichnet eine nächtliche Vorstadt der Besitzenden, die durchtränkt ist mit Paranoia und Unbehagen.(Der Standard, Ramon Reichert)

16:30
Publikumsdiskussion mit Lotte Schreiber und Oliver Schürer. Moderation: Marc Ries

18:00
Kurzfilmprogramm Teil 3 „ Die Häuser der Architekten“

Il Girasole - Una Casa Vicino a Verona (CH 1995 R: Marcel Meili, Chr.Schaub, 35mm, sw, 17min)
Wir nehmen teil an einem Tag in der ,Casa Girasole‘ - an 24 Stunden. Das Haus dreht sich einmal um die eigene Achse. Während dieser Zeit erschließt der Film Architektur und Atmosphäre des Hauses, seiner Räume und Einrichtungen. Im „arrière plan“ wird dazu die Geschichte dieses Tages erzählt wie eine Andeutung: das Lebensgefühl eines Tages, wie er vielleicht einmal stattgefunden hat oder heute stattfinden könnte.

House: after five years of living (USA 1955 R: Ray & Charles Eames, DvD,11 min):
Ein sehr persönliches Porträt des „Eames House“, einem Klassiker der amerikanischen Nachkriegsarchitektur, das Ray und Charles Eames 1949 im Rahmen des Case –Study-Programms planten und errichteten.

Auf der Suche nach Transparenz (USA/A 1982-2000 R: Bascha Batorska, BetaP,22min):
Bascha Batorska wurde 1982 von der Witwe Richard Neutras eingeladen, einen Kurzfilm über das Lebenswerk ihres Mannes zu machen. Während der Recherche zu diesem Projekt erkannte Bascha Batorska den Einfluss von Rudolf Schindler auf Neutras Architektur und die problematische Beziehung der beiden in die USA emigrierten Architekten. Der Film dokumentiert wichtige Bauten in L.A. der beiden bedeutenden Vertreter der Moderne und zeigt die seltene Aufnahme des Kingsroad Haus von Rudolf Schindler mit seinen „Schlafkörben“ vor der Renovierung.

19:00
Publikumsdiskussion mit Bascha Batorska, Moderation: Martina Tritthart

20:00
My Architect, A Sons Journey (USA 2003, R: Nathaniel Kahn, 35mm,116min, OF)
(ÖSTERREICHPREMIERE!!!!); nominiert für den Oscar 2004 bester Dokumentarfilm).

Der Film handelt von Architektur, Kunst, Liebe, Betrug und Vergebung, für dessen Zustandekommen der Sohn des berühmten Architekten eine 5-jährige Weltreise unternommen hatte. Während Kahn in seiner künstlerischen Laufbahn kompromisslos nach Wahrheit und Klarheit suchte, war sein privates Leben voller Chaos und Geheimnisse: er starb verarmt und unerkannt in den Toilettenanlagen der Penn Station in New York und hinterließ drei Familien. Nathaniel ist ein Sohn aus einer dieser außerehelichen Verbindungen, der mit diesem Film Versöhnung mit dem Leben und Werk seines widersprüchlichen Vaters sucht.

Mit einer Einführung von Hans-Jörg Göritz.

14:00: Kinderprogramm:
Neues von Petterson und Findus (Schweden 2001, Trickfilm, R: Torbjörn Jansson, Albert Hanan Kaminski, 35mm, 74min)
Katzen können einfach keine Ordnung halten! Das geht dem alten Petterson gehörig auf die Nerven. Und so ermahnt er seinen Kater Findus, endlich mal wieder aufzuräumen. Doch Findus weigert sich und schreibt stattdessen einen Brief an den König. Der soll ein Gesetz erlassen, dass Katzen niemals Ordnung halten brauchen. Während Findus sehnsüchtig auf eine Antwort wartet, passieren im Haus von Petterson allerhand merkwürdige Dinge.


Tickets:
Fr, 5. 11.
Eröffnungsabend: 9 EUR

Sa, 6.11.
Lobnig-Videos Diskussion: 6,30/ermäßigt: 5,30
The Room Hundstage: 6,30/5,30
Die Familie mit umgekehrten Düsenantrieb 6,30/5,30

So, 7.11.
Ice Storm: 6,30 ( Büffet 7 EUR)
Kurzfilmprogramm Teil 1 „blockbuster“: 6,30/5,30
Kurzfilmprogramm Teil 2 „home sweet life“: 6,30/5,30
Kurzfilmprogramm Teil 3 „ Die Häuser der Architekten“ : 6,30/5,30
Kurzfilmblock (Teil 1,2,3 Diskussionen: 12,60/10,60)
My Architect, A Sons Journey: 6,30/5,30
Kinderprogramm: Preis: 5,00

Ermäßigungen für ORTE-Mitglieder und Cinema Paradiso Clubmitglieder
Reservierung: www.cinema-paradiso-paradiso.at oder 02742/21 400

AM 5.11. ZUR ERÖFFNUNG BUSSHUTTLE AUS WIEN:
17:15 Abfahrt Wien Westbahnhof
24 Uhr Abfahrt St. Pölten Rathausplatz
Kosten: EUR 10,--
(Anmeldung erforderlich: office@orte-noe.at)

Weitere Informationen:
ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich
Steiner Landstraße 3, 3500 Krems
Tel. 02732/78274, Fax 02732/78374-11
e-mail: office@orte-noe.at
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