Zeitschrift

hochparterre 10|2010
Zeitschrift für Architektur und Design
hochparterre 10|2010
zur Zeitschrift: hochparterre

Weiche Schale, harter Kern

20. Oktober 2010 - Werner Huber
Das Schulhaus Eichmatt ist ein gemeinsames Werk der zwei Gemeinden Cham und Hünenberg; die Gemeindegrenze verläuft unsichtbar mitten durch das Gebäude. Das lang gestreckte, hölzerne Haus steht parallel zur Eichmattstrasse. Mit seiner kompakten Form ermöglicht es den geforderten Minergie-P-Standard, mit seiner Lage setzt es im entstehenden Wohnquartier einen starken Akzent, begründet nachträglich die Richtung der neu erstellten Strasse und betont seine Eigenständigkeit gegenüber der benachbarten Schulanlage aus den Achtzigerjahren. Geschickt nutzten die Architekten Bünzli & Courvoisier das leicht fallende Terrain aus: Gegen die Strasse, wo ein Kirschbaumhain dem Quartier als öffentlicher Ort zur Verfügung steht, ist das Volumen dreigeschossig. An der Rückseite hingegen, wo Sport- und Pausenplatz liegen, zählt es nur zwei Geschosse. Neben den Klassenzimmern und Nebenräumen der Primarschule sind darin eine Doppelturnhalle, eine Aula, drei Kindergärten, die Abwartwohnung und — organisatorisch abgetrennt — die Musikschule untergebracht.

Die gehobelte Lärchenschalung der Fassade prägt die äussere Erscheinung des Neubaus. Sie wird mit den Jahren vergrauen. Wer genau hinschaut, entdeckt hinter den Fenstern hölzerne Stützen, die nicht dem Wetter ausgesetzt sind und ihr hölzernes Antlitz behalten werden. Ein Holzhaus also? Wer in die Eingangshalle tritt, ist überrascht. Ein Boden aus geschliffenem Beton, gestrichene Wände, Gipsdecken — das Hölzerne ist weg. Einzig die Fassadenstützen aus massivem Brettschichtholz transportiert das Äussere in das Innere. Und tatsächlich ist das, was man sieht, auch das, was ist: Das Haus ist nicht ein verkleideter Holzbau, sondern ein Massivbau mit tragenden hölzernen Fassadenstützen.

Das räumliche Rückgrat des Gebäudes ist seine Erschliessung, die sich von der grossen Halle im unteren Geschoss z-förmig ins mittlere Geschoss entwickelt. Hier liegt die zum Aussenbereich orientierte Haupthalle, von der aus drei Treppen abgehen. Sie münden im obersten Stock jeweils in einen Vorbereich, den sich vier Klassenzimmer und zwei Gruppenräume teilen. Drei Höfe bringen Licht in diese Vorräume und ermöglichen vielfältige Sichtverbindungen längs und quer durchs Haus; Peter Regli hat sie je mit einer Grundfarbe künstlerisch gestaltet.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönighoenig[at]hochparterre.ch

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